Blog Belgien bis Calais / 7. – 12. August 2017
Unser Ziel ist die Abtei von Orval, ein altes Kloster des Trappistenordens nahe der Grenze zu Frankreich.
Die neuere Klosteranlage ist bewohnt und nicht für die Öffentlichkeit zugängig. Die Mönche produzieren hier eifrig Bier und Käse. Im Restaurant gleich um die Ecke können die Erzeugnisse degustiert werden. Der Käse ist zumindest für Stefan keine Gaumenfreude, das Trappistenbier Orval (dunkel-alt) ist ihm geschmacklich zu stark.
In den Abteiruinen erfahren wir in einem Videovortrag mehr über das Leben der Mönche. Danach geniessen wir es, durch die ehemalige Klosteranlage zu schlendern. Trotz einigen anderen Touristen ist es für uns ein Ort des Friedens und der Stille. Das Kloster wurde 1793 von französischen Soldaten niedergebrannt und die Ruinen geben tolle Fotosujets ab!
In der Wald- und Hügellandschaft der Ardennen erinnern einige Kriegsdenkmäler und Friedhöfe an die Verstorbenen des ersten Weltkriegs. In Celles machen wir eine kurze Rast. Celles zählt mit seinen alten Gebäuden und den grauen Steinhäusern zu den schönsten Dörfern der Region Wallonien.
Aus Dinant stammt Adolphe Sax, der Erfinder des Saxophons. Wohin das Auge blickt, Saxophone sind hier überall präsent.
Die Stadt hat aber auch sonst einiges zu bieten: sie liegt idyllisch am Ufer der Maas, hoch ob der Stadt thront eine Festungsanlage, welche mit der Seilbahn erreichbar ist. Auch die frühgotische Kathedrale Notre Dame und die mittelalterlichen Gebäude der Altstadt sind definitiv einen Besuch wert!
Entlang der romantischen Flussstrasse der Maas gelangen wir zu unserem Endziel Namur, wo wir im Casino-Hotel übernachten. Die Stadt wurde am strategisch günstigen Zusammenfluss von Sambre und Meuse errichtet und war häufig Kriegsschauplatz. Oberhalb der Stadt steht die mächtige Zitadelle von wo aus man eine prächtige Aussicht auf die Stadt geniessen kann.
Planlos steuern wir kreuz und quer durch die Altstadt und erfreuen uns ab den vielen prächtigen Gebäuden wie den Justizpalast oder das «Hotel de Ville». Die letzten wärmenden Sonnenstrahlen fangen wir beim Spaziergang der Meuse entlang ein.
Auf der Autobahn geht es hoch bis nach Brüssel, der Hauptstadt von Belgien. Der Himmel weint, es regnet und ist kühl draussen. So steht einem Besuch der Bier-Brauerei von Cantillon nichts im Wege. Cantillon ist die einzige verbleibende von einst 100 Brauereien, welche bis heute noch das traditionelle Lambik-Bier braut.
Nach einer kurzen Einleitung können wir mit Hilfe einer Broschüre die selbständige Führung durch die interessante Brauerei begehen. Der Familienbetrieb ist über 100 Jahre alt und als Firma noch immer vollkommen unabhängig. Zurzeit wird mit Maschinen gebraut, welche aus dem 19. Jahrhundert stammen, im Durchschnitt 2500 Hektoliter jährlich.
Natürlich darf auch die Bierverkostung nicht fehlen, sogar Moni trinkt einen Schluck mit. Der Geschmack hat mit herkömmlichen Pilsner-Bier überhaupt nichts am Hut. Das Bier schmeckt fruchtig-bitter, wie wenn man Bier, Wein und Schampus zusammenmischen würde. Wir dürfen drei verschiedene Biersorten degustieren, deren Geschmack ist… sagen wir mal gewöhnungsbedürftig!
Bei Regen und Wind zotteln wir leicht missmutig los, um die Stadt zu erkundigen. Wir sind froh, dass sich gleich um die Ecke die uralte und traditionelle «au Suisse» Sandwicherie befindet, wo wir uns verpflegen und auf besseres Wetter hoffen.
Nach dem Regenguss wird das gewaltige Justizgebäude bestaunt, welches leider teilweise eingeschalt ist. Es ist der grösste Monumentalbau des 19. Jahrhunderts (Grundfläche 25’000m2)!
Belgien ist ja bekannt für ihre Schokolade und die Pralinen. Es gibt verschiedenste Hersteller, wir wählen den Chocolatier Neuhaus, um uns mit wenigen, kostbaren Pralinen einzudecken. Unter uns gesagt, die Schweizer Produkte schmecken besser, ha!
Nebst der Flaniermeile der gedeckten Galeries St-Hubert, welche mit schönen Boutiquen und edlen Chocolaterias und schmucken Café aufwartet, darf auch der Grand-Place oder «Grote-Markt» nicht vernachlässigt werden. Er gilt mit seinen prächtigen Zunft- und Gildehäusern (welche in goldener Farbe glänzen) und dem Rathaus als Empfangssalon der Stadt.
Versteckt in den verwinkelten Gassen befindet sich das Wahrzeichen der Stadt, der «Manneken Pis» Die ca. 50cm hohe Statue aus dem 17. Jahrhundert ist das wohl bekannteste Fotosujet der Stadt, da können wir uns ein Schmunzeln nicht verkneifen!
Auf dem Kunstberg befinden sich gleich mehrere Museen um den Place Royal. Der königliche Palast, wird bis heute für feierliche Anlässe genutzt. Seine architektonische Meisterleistung imponiert uns! Ansonsten gibt es in der Stadt unzählige Antiquitätenhandlungen und Kunstsammlungen zu bestaunen.
Mit der Metro geht’s hinaus aus der Stadtmitte in den Stadtteil Heysel, wo auch das berühmtberüchtigte Stadion liegt, in dem bei einem Fussball-Match 1985 eine Massenpanik mit vielen Toten ausgebrochen ist.
Schon von weitem strahlt das eindrückliche Symbol der Weltausstellung von 1958, das Atomium entgegen. Der Plan war eigentlich, diese Installation nach der Ausstellung wieder zu demontieren, zum Glück wurde das verhindert. Hier einige Daten zu dem gewaltigen Bau: 102m hoch, 18m beträgt der Durchmesser der Kugeln und 2’500’000 kg schwer ist das Ganze!
Mit dem Lift gelangt man in den obersten Stock, von wo aus man einen tollen Rundumblick auf die Stadt Brüssel geniesst. In anderen Kugeln gibt es noch zwei Ausstellungen zu entdecken, eine über den Bau des Atomiums und die andere über die ehemalige, belgische Airline Sabena.
Im Jubelpark befindet sich auch das Automuseum und der Triumpfbogen. Der beeindruckende Bogen aus Belgischem Granit wurde 1905 fertig gestellt. Zurück im Zentrum besichtigen wir die gotische Kathedrale St. Michael von Brüssel. In dieser beeindruckenden Kulisse finden königliche Hochzeiten und Staatsbegräbnisse statt.
Kulinarisch gesehen stehen Frittenbuden und Waffelverkäufer hoch im Kurs. Do it like the Brussians do: eine Portion Pommes mit separater Sauce ist ein Must in Brüssel. Moni meint gar, sie habe noch nie so leckere Pommes gegessen! Stefan stöbert in den vielen Musik-CD und Schallplattenshops einige Schätze auf, er kann sich kaum satt sehen.
Auf dem Place-Grande findet eine Parade statt, verschiedene, grosse Zunftfiguren und eine Tanne werden von Uniformierten getragen und defilieren mit Pauken und Trompeten durch den Platz. Den Sinn des Ganzen haben wir leider nicht mitbekommen.
Gent ist ungefähr eine Autostunde von Brüssel entfernt. Das Wetter ist wechselhaft und es nieselt leicht. Nach einem kurzen Fussmarsch erreichen wir das Stadtzentrum. Uns fällt positiv auf, dass praktisch die ganze Stadt mit dem Velo unterwegs ist, so herrscht auch kaum Autoverkehr in der Altstadt.
Im Mittelalter wuchs Gent durch den blühenden Tuchhandel zu einer der grössten und bedeutendsten Städte Europas heran. Zeugen davon sind überall zu sehen, wir bestaunen die Kathedrale, verschiedenste Kirchen und Kloster und mittelalterliche Gebäude. Die Altstadt ist einfach nur beeindruckend schön!
Die Wasserburg Gravensteen überragt am linken Leieufer das Zentrum der Stadt, die erste Burg soll hier bereits im Jahre 870 erbaut worden sein. Die Stadtsilhouette wird durch «die drei Türme» dominiert. Die in einer Reihe stehenden Türme sind schon seit dem Mittelalter als «de drie Torens» bekannt.
Wir besuchen das «Grosse Fleischhaus». Das Gebäude aus dem 15. Jahrhundert wurde in ein schmuckes Restaurant umgebaut. Hier geniessen wir die belgische Spezialität «Waterzooi», eine Suppe mit Poulet oder Fisch, Gemüse und Kartoffeln, die schmeckt supersahnig!
Unsere nächste Destination ist Brügge (oder Brugge/Bruges). Da am Morgen nur wenige Leute Schlange stehen, ziehen wir uns gleich als erstes die fast obligatorische Bootsfahrt durch die Altstadt rein. Eine halbe Stunde gleiten wir durch die schmalen Kanäle, um die Altstadt aus einer anderen Perspektive zu erleben. Dazu gibt es ab Band noch interessante Infos über die Tour zu hören.
Die Altstadt ist von Wallanlagen, auf denen Windmühlen stehen und Kanälen umgeben. Da Brügge nie durch Kriege oder Grossbrände zerstört wurde, sind das mittelalterliche Stadtbild und die historischen Gebäude sehr gut erhalten. Der Stadtkern wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Uns gefallen zwar die mächtigen Gebäude von Gent und die gewaltigen Plätze von Brüssel besser, trotzdem: auch diese Stadt versprüht einen unvergleichlichen Charme! Allen voran der riesige Brügger Belfried aus dem 13. Jahrhundert beeindruckt uns beide. Noch heute darf kein Neubau den 83m hohen Turm überragen. Was negativ auffällt, wir teilen uns die Stadt mit einer grossen Horde von Touristen.
In Oostende, dem mondänen Seebad an der belgischen Nordseeküste, flanieren wir der langen Strandpromenade entlang und geniessen die wärmende Sonne.
Ungewohnt sind die kleinen Hütten am Eingang des Strandes. Die Hütten sind vergleichbar mit einem kleinen Gartenhäuschen. Man kann sie mieten und dort die Strandutensilien wie Liegestühle, Sonnenschirm, Windschutz usw. aufbewahren.
Der Küste entlang gelangen wir über die französische Grenze nach Dünkirchen. Auf dem Weg dahin erinnern grosse Bunkeranlagen und Denkmale an die Schrecken des zweiten Weltkriegs. In einem Asian «Eat as much as you can» Buffet präsentieren sich für uns unter anderem auch französische Leckereien wie Froschschenkel, Schnecken und Austern, nein danke!
Viel zu früh am Morgen weckt uns der Handywecker. Moni ist gar nicht «amused», aber wir müssen los, die Fähre wartet nicht! Nach einer kurzen Fahrt stehen wir an der Hafenanlage vor Calais in der Fahrzeugschlange. Zuerst warten an der französischen Ausreise, danach geht’s durch die britische Passkontrolle, schlussendlich wird noch ein kurzer Blick in unseren Kofferraum geworfen.
Wir erhalten ein Check-in Formular, auf dem die Linie 151 draufsteht. Dort können wir das Auto parkieren und warten, bis wir an Bord der Fähre gelotst werden. Alles klappt wie am Schnürchen und die Fähre verlässt pünktlich den Hafen. Die Gäste müssen ihre Fahrzeuge verlassen. Ein Stockwerk höher kann man sich die Zeit in diversen Restaurants, Lounges oder im Zollfrei-Einkaufszentrum versüssen.
Draussen auf dem Schiff ist es sehr windig und kalt. Schon von Calais aus sind die weissen Kalkfelsen von Dover sichtbar! 1 ½ Stunden später (mit einer Zeitverschiebung von minus einer Stunde) erreichen wir das britische Festland.
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