Blog Borneo / 23.5. – 7.6.2018
Vorbei an schier endlosen Grünflächen und kurvenreichen Flusslandschaften landet der Flieger in Kuching.
In der Hauptstadt des malaysischen Bundesstaates Sarawak ist es gefühlte 42 Grad heiss mit 98% Luftfeuchtigkeit!
An der Flusspromenade entlang erkundigen wir die facettenreiche Stadt mit ihren Kolonialbauten und den modernen Hochhäusern als Kontrast.
Kuching bedeutet auch «Katze», an einigen Strassenkreuzungen stehen deshalb kitschige Katzenskulpturen.
In der Altstadt versteckt findet man einige tolle Wandmalereien von Orang Utans.
Das Essen in einem Hawker-Center ist spottbillig und lecker, eine Portion Nudeln mit Fleisch und Gemüse gibt’s für umgerechnet CHF 1.20.
Unser Tipp für alle Meeresfrüchte-Fans: auf dem Dach eines Parkhauses laden im Top Spot Seefood Corner mehr als 30 Essbuden zum Fischschmaus ein. Das Ambiente ist zwar asiatisch-überfüllt, das Essen verspricht aber ein kulinarisches Erlebnis.
Vom Hummer über Riesencrevetten, Bambusmuscheln, Quallen, Schnecken bis hin zum fangfrischen Fisch ist alles reichlich vorhanden. Das nette Personal hilft bei der Auswahl des Fisches, der Zubereitung und den Beilagen. Unbedingt auch einen Teller Midin mitbestellen. Das lokale Farngemüse aus dem Dschungel schmeckt hervorragend!
Im Semenggoh Natur Reservat werden Waisenkinder und verletzte Orang Utan Affen aufgepäppelt, auf das Leben im Urwald vorbereitet und Jahre später erfolgreich ausgewildert.
Zweimal täglich werden die Tiere an einer Fütterungsstelle mit frischem Obst angelockt. Zahlreiche Touristen warten gespannt auf der Zuschauerplattform, ob die nächsten Verwandten der Menschen auftauchen.
Die gut genährten Tiere finden im Moment genügend Futter in den Bäumen des Reservats. Deshalb zeigen sie sich heute Morgen leider nicht. Schade, aber je weniger sie hier erscheinen, desto eher können sie für sich selber sorgen und entwöhnen sich von uns Menschen.
Etwas körperliche Betätigung schadet nie, deshalb melden wir uns für eine geführte Kajak-Tour an. Im Zweier-Kajak paddeln wir zwei Stunden lang den Sarawak-Fluss hinunter.
Zwischendurch ein erfrischendes Bad im braunen Fluss ist genau das Richtige für unsere verschwitzten Körper.
Lautes Vogelgezwitscher und bunte Schmetterlinge, wir geniessen die üppige Natur auf der Fahrt durch den Regenwald. Vorbei geht’s an imposanten Kalkstein-Formationen, die wie Termitenhügel aus dem Urwald emporragen.
Während der Regenzeit kann der Fluss einige Meter ansteigen und im schlimmsten Fall sogar die ganze Gegend überschwemmen.
Mit einem Grab-Taxi fahren wir zur Bootsanlegestelle des Bako Nationalparks. Die Kosten für die halbstündige Fahrt sind so niedrig, dass man sich fragt, wie der Fahrer daran noch etwas verdient?
Zusammen mit unserem Guide Mat (der eigentlich Mohammed heisst) fahren wir in einem kleinen Boot dem malerischen Flusslauf entlang bis ins Meer hinaus. Die Fischer fangen hier winzige Crevetten, welche sie zu einer Gewürzpaste verarbeiten.
Auch Mat war früher Fischer, danach Bootsführer und seit sechs Jahren verdient er seinen Unterhalt als Guide. Er ist stolzer Nachfahre vom Stamme der Malay.
Da im Moment Ebbe herrscht, werden wir in Strandnähe abgesetzt und müssen die letzten Meter durchs Wasser waten.
Von hier aus beginnt unser Regenwald-Trekking durch den Nationalpark, welcher fünf verschiedene Vegetationszonen bietet. Der Pako-Trail führt uns von der Rangerstation durch den Urwald bis zu einem kleinen Strandabschnitt.
Unterwegs sichten wir verschiedenste Tierarten wie Nasenaffen, eine grüne Pit-Viper, Mahagoni-Frösche, Welse, Schildkröten, Krabben, Honigbienen, Bartschweine, Riesenameisen, rote Libellen, Echsen und silberne Haubenlanguren.
Mat zeigt uns verschiedene Nutzpflanzen, welche den Einheimischen als Heilmittel, Gewürze oder als Nahrung dienen. Aus der robusten Rattanliane werden die beliebten Sitzmöbel hergestellt.
Der Pfad ist sehr anstrengend, es geht auf und nieder, hinweg über grosse, glitschige Baumwurzeln und Felsen.
Vom Strand aus chartern wir ein Boot und fahren hinaus aufs Meer zu den skurrilen Felsformationen. Durch den hohen Eisengehalt leuchten die Felsen in verschiedenen Rosttönen.
Nach der verdienten Picknick-Pause geht’s einem weiteren Pfad auf klapprigen Holzstegen entlang.
Wir sind happy, dass wir die seltenen Nasenaffen in freier Wildnis beobachten können. Nur die Männchen sind mit dem mächtigen Riechorgan ausgestattet.
Wir entscheiden uns gegen die mühsamen, stundenlangen Busreisen und nutzen stattdessen die günstigen Flugverbindungen zwischen den einzelnen Städten in Borneo.
Nach 1 ½ Stunden Flug erreicht man die Hauptstadt von Sabah, Kota Kinabalu. Die oft nur KK genannte Küstenstadt ist teilweise von Regenwäldern umschlossen.
Vom 25. Stock des Hotels Mercure geniessen wir von der Poolbar aus einen tollen Rundblick auf die umliegende Inselwelt und die Stadt.
An der Uferpromenade entlang lohnt sich ein Besuch des grossen Frischmarktes.
Durian «die Stinkfrucht» gibt es hier überall zu kaufen, ob frisch, getrocknet oder als Bisquits. Die Frucht schmeckt käsig-cremig, hinterlässt jedoch einen ekligen Nachgeschmack im Mund. In den Hotels sind die stinkenden Früchte streng verboten!
Da Stefan’s Fuss nach einem Misstritt extrem schmerzt, suchen wir einen Arzt auf. Auch ohne Voranmeldung klappt die Konsultation rasch und problemlos. Nach dem Röntgenbild dann die Diagnose: ein glatter Bruch im Fussknochen, dieser sollte jedoch innert zwei Wochen verheilt sein.
Stefan muss seinen Fuss jedoch schonen. Somit wird nichts aus unserem Ziel, auf einem Schnorchelausflug die bunte Unterwasserwelt zu erkundigen.
Auch die geplante Fährfahrt zur nahen Insel Gaya mit anschliessender Wanderung fällt sprichwörtlich ins Wasser, es regnet an diesem Tag ohne Unterbruch.
So verbringen wir einen Grossteil der Zeit auf unserem Zimmer, relaxen, planen unsere Weiterreise, erfreuen uns ab der Zusage für ein weiteres House-Sitting in Bangkok und lassen uns abends kulinarisch so richtig verwöhnen.
Wegen einem technischen Problem des Billig-Fliegers der AirAsia müssen wir vier Stunden auf den Weiterflug nach Sandakan warten, bis ein Flugzeug-Ersatz gefunden wird.
Der halbstündige Flug führt uns hinweg über riesige Palmölplantagen. Diese urwaldvernichtende Monokultur stimmt uns traurig. Rund 50% aller Produkte im Supermarkt enthalten Palmöl und eine gute Alternative gibt es bis heute nicht. Somit wird dieser Raubbau an der Natur wohl noch lange weitergehen.
Das Sepilok Nature Resort ist ein kleines Paradies im Urwald. Auf Holzstegen gelangt man durch den Blumen- und Palmengarten zu den geräumigen Bungalows. Den Abend geniessen wir im hübschen Restaurant am kleinen See. Am Morgen werden wir von Frosch-Gequake und Vogelgesang geweckt.
Das Sepilok Orangutan Rehabilitations-Zentrum liegt gleich um die Ecke. Seit 1964 werden hier Menschenaffen (Orang Utan bedeutet: der Mann aus dem Wald) gepflegt und ausgewildert. Die Jungtiere wurden als Folge der Waldrodung, der illegalen Jagd oder als Haustiere aufgefunden.
Heute leben 25 Orang Utans in der Aufzuchtstation, zusätzlich zu weiteren frei im Reservat Lebenden. Wir sind gerührt, als wir im Dok-Film sehen, wie gut sich die Menschen um die armen Tiere kümmern. Immer mit dem einen Ziel im Auge, die Affen später wiedermal in die freie Wildnis zu entlassen.
Nachdem wir die Jungtiere in ihrem Spielgehege besucht haben, warten wir auf der Besucherplattform auf die Fütterung der im freien Reservat lebenden Tiere.
Wir haben Glück und können fünf Orang Utans bei ihrem Frühstück beobachten, sogar ein Weibchen mit seinem Jungen kommt vorbei, um sich ihre Extraportion Bananen abzuholen. Dazu gesellen sich noch ein frecher Makake und hungrige Eichhörnchen.
Wir sind so beeindruckt ab den cleveren und anmutig wirkenden Tieren, dass wir sie am Nachmittag nochmals während der Fütterungszeit besuchen.
Gleich neben dem Affen-Reservat lohnt sich auch der Besuch des SunBear Recreation Center, wo Waisenbären und verletzte Tiere gepflegt und trainiert werden, um sie nach Möglichkeit wieder auszuwildern.
Im Moment werden 43 Tiere in verschiedenen Gehegen gehalten. Die Zunge vom Malaienbär (Sonnenbär) wird bis zu 25cm lang, damit frisst er gerne Termiten, Kleingetier und plündert Bienennester. Dank seiner scharfen Krallen ist er ein hervorragender Kletterer, auch die höchsten Bäume sind kein Problem für ihn.
Von verschiedenen Aussichtsplattformen aus beobachten wir einige der putzigen Bären beim Herumbalgen und auf der Suche nach Essen. Wir drücken fest die Daumen, dass sie alle bald wieder in den Urwald entlassen werden können.
Am Abend lassen wir uns nach Sandakan chauffieren. Unser Ziel ist das Sim Sim Water Village, ein Dorf, das komplett auf Stelzen im Meer gebaut ist. Es herrscht Ebbe und die riesigen Abfallberge sowie die darin herumwühlenden Ratten lassen ein ungutes Gefühl zurück. Trotzdem spazieren wir durch die engen Gassen.
In einem einheimischen Fischrestaurant direkt am Meer verspeisen wir «Eier-Heu» mit Crevetten, frittierte Calamari und Wasserspinat. Einen lebendigen Fisch im Wassertank auszusuchen um ihn dann zu verspeisen, war uns doch etwas zu krass!
Zusammen mit unserem Chauffeur und Reisebegleiter Patrick geht’s am nächsten Tag über eine holperige, geteerte Strasse bis zum Kinabatangan Fluss. Auf der 140 Kilometer langen Strecke sehen wir nicht viel mehr als gigantische Palmölplantagen.
Der Kinabatangan Fluss ist der zweitlängste Fluss von Malaysia und bietet eine der besten Möglichkeiten um Tiere zu sehen.
Auf dem stündigen Dschungelwalk besuchen wir den Vogelbeobachtungsturm, von wo aus man einen guten Ausblick auf die Flussschleife hat.
Danach geht’s zum sagenumwobenen Merbau-Baum, in dem sich im 2. Weltkrieg die ledigen Frauen vor den Japanern versteckt haben sollen. Er ist zwar innen hohl, trotzdem ist der Baum nicht abgestorben.
Monis Adleraugen erspähen eine Zibetkatze, die hoch oben auf den Ästen herumturnt und uns scheu beobachtet.
Nur noch 250 Pygmäen-Elefanten sollen hier in der Gegend leben. Sie sind die kleinsten Elefanten der Welt. Auf unserem Pfad entdecken wir einige Spuren und Dung dieser Urwaldbewohner.
Auf verschiedenen Flussfahrten halten wir Ausschau nach der vielseitigen Tierwelt: dabei begegnen uns Orang Utans, Lang- und Kurzschwanzmakaken, Nasenaffen, Adler, Störche, Eisvögel, Krokodile, Leguane und verschiedene Nashornvögel.
Am ersten Tag erspähen wir nur den Kopf eines Elefanten im hohen Gras. Ob wir wohl am zweiten Tag mehr Glück haben?
Ja, vor uns am Ufer entlang trottet eine grössere Herde von Zwergelefanten durch das Dickicht! Nachdem wir einige Fotos der wunderschönen Tiere geknipst haben, geht’s in den nahen Nebenfluss.
Hier schwimmen die Dickhäuter vor unseren Augen über den Fluss! Auch einige Jungtiere sind dabei, welche von der Mutter geschützt und begleitet werden, was für ein rührender Anblick!
Während der Nacht ist die Geräuschekulisse rund um unseren Bungalow enorm, was das wohl alles für Tiere sind? Naja, wir schlafen jedenfalls nicht wirklich gut. Als Moni am Morgen zur Türe hinausgeht, wird sie von frechen Makaken-Affen begrüsst.
Obwohl wir stark schwitzen und von Mosquitos umschwärmt werden, geniessen wir auch die zweite Dschungel-Wanderung. Die unbändige Natur und die üppige Tierwelt entschädigen für unsere Strapazen.
Auf dem Rückweg nach Sandakan halten wir bei den Gomantong. Diese Höhlen sind ein stark verzweigtes Höhlensystem und beherbergen eine «Goldmine».
Die Salanganen, schwalbenähnliche Vögel, produzieren hier ihre Nester. Die sognannten Schwalbennest-Suppe gilt als die Delikatesse in der chinesischen Küche, das macht die Nester wertvoller als Kaviar. Und das, obwohl die Nester geschmacklos sind und auch keinerlei bewiesene Heilfunktionen haben!
Der Besuch der gut bewachten Höhlen ist allerdings nichts für schwache Nerven!
Nebst den 1.5 Millionen Vögeln und ebenso viel Fledermäusen leben hier auch verschiedenste Insekten. Der Gestank in der riesigen Höhle ist kaum auszuhalten. Der Boden ist übersät von Vogelkot, was natürlich Insekten und Spinnen anlockt.
Es wimmelt hier nur so von unzähligen Kakerlaken, der Boden und die Wände sind übersät mit Millionen dieser Krabbelviecher. Wer auf den glitschigen Holzplanken ausrutscht, sitzt im wahrsten Sinn des Wortes voll in der Scheisse. Diese Höhle ist gruseliger als jeder Horrorfilm!
Zurückblickend schätzen wir uns glücklich, die Zwergelefanten und die Orang Utans in der Wildnis gesichtet zu haben. Gleichzeitig stimmt es uns traurig, wie wir Menschen aus Profitgier den Urwald abholzen um danach Palmöl anzupflanzen.
Nach einer weiteren Nacht mit Stopover in Kota Kinabalu führt uns unsere Reise nach Taiwan.
6 Comments
Was für ein Tierparadies Borneo doch ist… Da war ich noch nicht, aber mich interessieren Orte wo ich (Menschen)affen sehen kann. Orang-Utans, Nasenaffen und die ganzen Makaken. Da habt ihr ja wirklich sehr viel gesehen. Durch eure Bilder bekommt man einen sehr guten Einblick über eure Reise auf Borneo. Danke fürs Teilen 🙂
Hallo Tanja, danke für dein Feedback, es freut uns immer wieder, wenn wir positive Rückmeldungen kriegen! Ja, die Tierwelt auf Borneo ist genial… leider ist sie durch die Palmölplantagen extremst bedroht… Geld regiert die Welt! Das Tierparadies Nr. 1 für uns ist jedoch Costa Rica… einfach wunderschön!!!
Danke für die Erinnerung an Borneo! Wir haben fast die gleiche Route gemacht (nur etwas länger, glaube ich). Die Kayaktour auf dem Sarawak war uns leider nicht bekannt – das wäre auch noch was für uns gewesen! Ihr könnt ja gern mal bei mir vorbeischauen – da werdet Ihr sicherlich auch Einiges wiedererkennen 😉
Hallo Sabine, danke für dein nettes Feedback, das hat uns sehr gefreut! War auf deiner Homepage, du hast ja sehr intensiv und interessant über Borneo geschrieben. Liebe Grüsse aus Kuala Lumpur, Monika und Stefan
Wow, unglaublich, als würde man plötzlich live in einer Dokumentarserie stehen. Wie beeindruckend, all diese Tiere und den Urwald mit eigenen Augen zu sehen! Scheint ein fantastischer Trip gewesen zu sein 🙂
Liebe Grüße, Martina
Hallo Martina, danke für dein nettes Feedback, das freut uns sehr! Ja, es war eine tolle Zeit in Borneo und die Tierwelt im Regenwald ist beeindruckend! Liebe Grüsse aus Kuala Lumpur, Monika und Stefan