Blog von Buenos Aires
Buenos Dias Argentina oder Buen Dia wie hier in Buenos Aires gegrüsst wird. Nach der dreiwöchigen Anreise per Kreuzfahrtschiff fühlen wir uns endlich in Freiheit. Mit dem Taxi erreichen wir auf schnellstem Weg unser neues Zuhause, welches wir im Voraus ausgesucht haben. Chloé die charmante Gastgeberin der Airbnb-Unterkunft empfängt uns herzlich, ebenso hat der knuffige Vierbeiner Pollux auf den ersten Blick unsere Herzen erobert. Schnell das Gepäck abladen und schon geht’s los auf eine Besichtigungstour. Wir nutzen gleich die Gelegenheit zusammen mit der Hausherrin und Pollux eine Runde um die Häuserblocks zu ziehen.
Chloé erweist sich als kompetente Fremdenführerin, wir erhalten in den ersten Stunden die wichtigsten Informationen über Buenos Aires und unser Heimquartier, San Telmo. Es trifft sich gut: heute findet der Sonntägliche, riesige Antiquitätenmarkt statt. Wahnsinn was hier alles verkauft wird, so viele Antiquitäten haben wir noch nie auf einem Flecken gesehen, der Markt ist riesig! Überall ertönt Live-Musik. Wir verabschieden uns von Chloé und essen Empanadas in einer Bar. Ein Gast setzt sich spontan ans Klavier und spielt wie ein Gott (auswendig)… Klasse!
Dann schlendern wir durch den Markt, relaxen und beobachten die Leute. Unsere Augen sind voller neuer Eindrücke. Wieder zurück im Haus reserviert uns Chloé für den Abend einen Tisch im «Milonga» Tanzlokal Maldita. Zuerst erhält man eine Lektion Tangounterricht, dann spielt die Band und es kann getanzt werden, später dann noch eine Show von Profis. Naja, Tango ist definitiv nicht unsere Musik…. jedoch den Könnern beim Tanzen zuzusehen, ist ein erotischer Augenschmaus! In der Nacht geht es dann halsbrecherisch mit dem Taxi nach Hause.
In den nächsten 14 Tagen erkundigen wir die Stadtteile San Telmo, Microcentro, La Recoleta, Palermo und La Boca. Wir spazieren zu den Docks in Puerto Madero runter, wo sich schicke und teure Kaffee’s, Bars und italienische Restaurants befinden. Danach über die berühmte Brücke Puente de la Mujer bis zum Casa Rosada, wo wir die gewaltigen Gebäude bewundern.
Am Abend gehen wir dann ins empfohlene Parilla Restaurant La Babieca. Parilla (Parischa gesprochen), so heissen hier die Grillrestaurants und haben nichts mit Barilla Teigwaren zu tun – so wie Moni zuerst meinte! Es gibt eine gute Flasche Malbec, dazu Brot mit leckerer Tuncke, danach Rippli für Stefan (lecker, aber nur lauwarm), für Moni ein feines Stück Bife de Lomo, mit Gemüse und Saucen! Gegessen wird in Argentinien so ab 20.30 Uhr, daran müssen wir uns zuerst gewöhnen!
Chloé hat uns einen Spanischlehrer (Prof. Milton) organisiert, welcher uns in den nächsten Tagen bequem zu Hause unterrichten wird, wirklich super Service!!! Dann begleitet sie uns in die Stadt, zeigt uns die Geldwechselstube, wo man «schwarz» Geld wechseln kann zu einem besseren Kurs natürlich wohlverstanden, alle machen das hier so…
Mit dem Bus fahren wir in die Stadt, von Chloé haben wir die SUBE-Karte (für Bus und Metro) erhalten, welche wir an den Kiosken füttern können. Die Busstation ist nirgends angeschrieben, nur ein kleiner Kleber hoch oben an einem Lichtmast mit einer Nummer weist die Stelle als Busstation aus. Man muss die Hand ausstrecken, damit der Bus hält. Dem Fahrer dann das Endziel sagen und die Karte an einem Automaten entwerten. Eine Fahrt kostet ca. CHF 0.60, damit kann die ganze Busstrecke (1 Stunde) abfahren werden.
Studenten zeigen den Touris gegen Trinkgeld während einer dreistündigen Walkingtour die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des «Mikro-Centers» und referieren in Englisch oder Spanisch über die Entstehung von Argentinien, die Sehenswürdigkeiten, die Politik und die Architektur der Stadt. Vorbei geht’s an der Av. 9 de Julio, der breitesten Strasse von ganz Südamerika! Dann die Av. De Mayo runter, vorbei an dem berühmten Café Tortoni, bis runter zur Plaza de Mayo, wo sich das Casa Rosada (der Präsidentenpalast), die altspanische Kirche Cabildo, sowie die Kathedrale (der Eingang gleicht einem römischen Tempel) befinden.
Wir besuchen den Friedhof Cementerio de Recoleta. Er ist extrem sehenswert, wir haben wohl noch nie einen solchen faszinierenden Friedhof gesehen!! Mehr dazu wird es in einer separaten Fotogalerie geben.
Spazieren zum Florailis Generica Park, wo wir die Blüteninstallation aus Metall besuchen. Am Morgen bei den ersten Sonnenstrahlen öffnet die Installation ihre Blüteblätter und beim letzten Tageslicht schliesst die Blume.
Besuchen das Gratismuseum de Bellas Artes. Beeindruckend schön, mit extrem viel Wachpersonal, welches schaut, dass den Schätzen (alte Gemälde, kostbare Wandteppiche, Bronzestatuen und vieles mehr) nicht zu nahe getreten wird.
Unser erstes Mal fahren wir mit UBER-Taxi (funktioniert reibungslos und erst noch günstiger) direkt von der Haustüre ins Barrio La Boca. Obschon das nicht weit von unserem Zuhause ist, sei es auch tagsüber viel zu gefährlich, zu Fuss dorthin zu gehen. Hier treffen wir Monika und Petra, mit welchen wir schon in China unterwegs waren. Sie sind 3 Wochen mit einer 11er Gruppe durch Patagonien gereist und wissen entsprechend viel zu erzählen, das Ganze bei einem oder zwei Gläsern Pisco Sour, natürlich!
La Boca gefällt uns nicht… das Viertel besitzt zwar mit den bunten Häuserfassaden und den Figuren schon seinen Charme, es ist jedoch extrem touristisch. Tangodamen- und -Herren bieten sich an gegen Pesos für ein Foto mit Touristen zusammen zu posieren. Sie setzen sich in hocherotische Körperhaltungen und dann wird geknipst, was das Zeug hält (zumindest die Frauen sind entsprechend hübsch anzusehen… 😉
Am Abend steht die Fuerza Bruta Show auf dem Programm. Danke Sandro für den guten Tipp! Das ist eine geniale Mischung aus Multimediashow, Lichteffekten, Kunst-Theater, lauter Bass, Trommeln, Gesang, wilden Tänzen, Seilakrobatik. Sexy Nixen schwimmen ob unseren Köpfen vorbei und wir sind immer mitten im Geschehen. Muss man unbedingt gesehen haben, leider ist die Vorführung nach einer Stunde schon fertig.
Wir wandern im grossen Naturschutzpark Costanera Sur, der Weg führt durch ein Sumpfgebiet, schattenspendende Baumalleen und vorbei am windigen Ufer des Rio de la Plata. Wir beobachten grosse Echsen, farbige Schmetterlinge, wilde Meerschweinchen und verschiedenste Vogelarten.
Zurück in der Stadt treffen wir auf ein abgesperrtes Filmset. Drehen die hier einen Mafiafilm? Uralte Autos stehen in der Strasse und die Männer und Frauen sind angezogen wie in den 40-er Jahren, ein schönes Erlebnis!
Später sogar noch ein weiterer Höhepunkt. In San Telmo findet die Llamade de Candombe statt, ein Fest uruguayanischem Ursprungs. Verschiedenste Trommelformationen und Tänzer/innen ziehen mit einem Heidenlärm durch die Gassen und liefern eine Bombenstimmung. Leider sind die Abfolgen (Rhythmus, Tänze, Trommeln) immer die gleichen, mit der Zeit wird dann das doch langweilig!
Heute geht’s mal früh raus, unser Freund «H» ist für ein paar Tage in Argentinien und er erwartet uns zusammen mit Marcela bei der Bootsanlegestelle. Wir machen eine 2-Stündige Bootstour (kreuzen auch die MSC Orchestra vor Anker) und fahren dem Rio de la Plata entlang und danach ins Flussdelta des Tigre, wo 30’000 Menschen leben. Zum grossen Teil gibt es hier keine Strassen, alles wird per Schiff erledigt. Heute ist Sonntag und entsprechend voll sind die vielen Kanäle, Jachten, Segler, Ruderboote, Kajak und Wassertöffs sind zu Hauf unterwegs.
Im Zentrum der Stadt Tigre steigen wir aus und machen uns auf den kurzen Weg zum Club Suizo, dem Schweizer Club. Max (der 90jährige Onkel von «H» wartet auf uns und begrüsst uns auf Bärndüütsch. Er hat heute den 62 Hochzeitstag mit seiner Frau, ist noch fit, fährt Auto und arbeitet jeden Tag in seinem Büro!!!! Telefon-Nrn kennt er noch auswendig… Chapeau!!! Draussen wird das Asado für die Gäste vorbereitet. Auf sechs grossen Grills braten Blutwürste, Chorizos, ganze Hähnchen, Rippchen und sonstige grosse Fleischstücke unter der glühenden Kohle.
Gemütlich sitzen wir unter alten Bäumen im Schatten und schwatzen. Wir werden mit Wein und Empanadas empfangen. Nach etwas Smalltalk auf Deutsch, Schweizerdeutsch, Französisch, Englisch und Spanisch sagt uns Max, dass es schade ist, dass nur noch ca. vier von 200 Mitgliedern richtige Schweizer sind, alle anderen sind sonstiger Herkunft… der Club wurde ursprünglich als Ruderclub eröffnet.
Hanspeter Mock, der CH-Botschafter in Argentinien begrüsst uns herzlich, seine Frau ist aus Grosswangen (LU) und zeigt auch Freude, Landsleute zu sehen. Ihre Kinder gehen in eine franz. Schule und das Amt ist immer auf vier Jahre begrenzt.
Das Fleisch ist nicht so toll… Moni versucht sich an der Blutwurst, welche relativ pampig und mit Rosinen bestückt ist. Die Fleischstücke werden in Argentinien anders geschnitten als bei uns in der Schweiz. Das Fleisch wird meist durchgegart, rosa Fleisch ist eher selten. Dazu gibt es feinen Roséwein und Salate. Die Leute sind allesamt sehr nett zu uns, auch der welsche Präsident und der Botschafter sitzen an unserem Tisch, wir fühlen uns geehrt!
Die letzten vier Tage in Buenos Aires ist Stefan leider stark erkältet, Husten und Fieber plagen ihn. Da gibt es nur viel Ruhe, verschiedenste Teeli schlürfen und Pillen schlucken.
Wir besuchen mit dem Colectivo (Bus) das Theatro Colon. Die Besichtigung ist ein Muss für jeden Buenos Aires Besucher. Wie in einem Märchenschloss sehen die hohen Räume aus! Die Besichtigungstour ist super, der Theatersaal einfach nur gewaltig! Die Akustik soll weltweit eine der Besten sein! Da möchte man gern mal ein paar Minuten reinhören, wenn etwas aufgeführt wird…
Die grosse La Ventana Tango Show ziehen wir uns natürlich auch rein. Die Show dauert ca. 1 ½ Std. und ist trotz einer inkludierten Flasche Wein und Wasser recht teuer. Es erwartet uns dafür aber ein Toporchester mit zwei Spitzen-Violinenspielern, Bass, Klavier und zwei «Bandonienos» und sechs Supertänzer. Mit gefühlvollem, erotischem Tangotanz hat es nur noch wenig zu tun, zu «sportlich» und zu schnell sind die Schwünge… Dazwischen lockert noch ein Trio aus den Anden die Show auf, welches mit zwei Gitarren und Panflöten Stimmung macht. Dann kommt ein Gaucho auf die Bühne, welcher mit seinen «Boleadoras» eine unglaublich schnelle Show abzieht!!!! Insgesamt war die Show total sehenswert, Moni war aber von den Andenmusikern nicht so begeistert, die gehören nicht in eine Tangoshow, meint sie!
Was gibt es sonst noch so zu berichten über die Hauptstadt der Argentinier?
Die Porteños lieben ihre Hunde, die scheissen natürlich überall hin. Ein Dreckwegräumservice oder ein Robbidog kennt hier leider niemand. So muss man immer aufpassen, wo man hintritt. In den Parks trifft man auch auf professionelle Hundesitter, welche mit einem ganzen Rudel gleichzeitig Gassi gehen.
Hervorragende anständige Schlangensteher an der Busstation. Zuerst haben wir gedacht, was gibt’s am Ende dieser laaaaangen Schlange gratis? Nichts, du darfst einfach ohne Gedränge den Bus besteigen.
Die Armut in der Hauptstadt ist sehr gross, vor allem in den Aussenbezirken ist es auch tagsüber nicht sicher, als Tourist unterwegs zu sein. Gemäss aktuellen Statistiken leben 32.2 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, davon seien 6,3 Prozent von absoluter Armut betroffen.
In Buenos Aires herrscht der Fussball. Wenn Match ist, ist in den Bars die Hölle los, bei Toren wird frenetisch gejubelt und geschrien, da können wir Schweizer noch eine Scheibe von abschneiden!!!
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