Blog Caldera – Calama – San Pedro de Atacama
Die Nacht-Busfahrt klappt prima, wir sitzen in der Kategorie Semi-Cama (Halb-Liege), haben aber ein Cama (Bett) gebucht. Der Hilfschauffeur meldet von sich aus, dass wir in Caldera noch 30% Gutschrift zurückfordern können. Der Bus fährt Richtung Norden und hält praktisch in jeder Stadt an, um wieder Leute ein- oder auszuladen. Das ist zwar für uns mühsam, dafür sehen wir bis es einnachtet viel von der Umgebung.
Nach einer unruhigen Nacht kommen wir früh am Morgen in Caldera an. Am Pullmann-Schalter sagt man uns, wir müssen zu einem anderen Schalter in der Nähe (der ist aber erst in einer Stunde geöffnet). Während Stefan also auf die Rückerstattung wartet, kauft Moni in einen kleinen Supermarkt für die nächsten Tage Lebensmittel ein.
Mit dem Taxi geht’s dann zu den Rocas Negras, wo wir in einer Ecolodge zwei Nächte gebucht haben. Die liegt ziemlich abseits der Touristenmasse, inmitten einer Steinwüste. Es gibt hier kein Internet, dafür ist das Cabanahäuschen geräumig und wir haben einen kleinen Garten mit Kakteen und einem kleinen Grill. Als Kühlschrankersatz erhalten wir zweimal pro Tag eine Kühlbox mit Eis.
Wir spazieren zum Meer und langsam dem langen Strand entlang bis zum Ferienort Bahia Inglesa. Am Ufer liegt der Kadaver eines riesigen Fisches! Unterwegs beobachten wir viele Pelikane beim Fischen. Die Chilenen fahren am liebsten mit ihrem Allradfahrzeug direkt an den Strand, um zu baden und sich zu sonnen.
In einem Internetkaffee mit Meerblick erledigen wir die Büroarbeiten (Mails, Auto- und Hotelreservierungen) und schlürfen Fruchtsaft und eisigen Kaffee. Wir Baden im Meer in einer geschützten Bucht, das Wasser ist voller farbigen Algen, sonst aber sehr klar… aah, ist das erfrischend!
Bei Wein und Risotto geniessen wir den Abend und das Nichtstun in unserem Garten in vollen Zügen. Der Sternenhimmel leuchtet hier ohne grosse Lichtstreuung aus der stockfinsteren Umgebung.
Am nächsten Tag erkundigen wir die Rocas Negras, die schwarzen Felsformationen in unserer Umgebung. Die Wüstenlandschaft hat schon etwas Anziehendes, ja Magisches an sich. Karge Felsen mit grossen, stacheligen Kakteen, viel mehr wächst hier nicht.
Da unser Bus erst um 21’00 Uhr fährt und wir um 12’00 Uhr auschecken müssen, wartet heute ein langer Tag auf uns. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem Spaziergang am Strand entlang und bauen mit den verschiedenen Muscheln unsere MOST-Art. Als wir praktisch fertig sind, erreicht uns eine grosse Welle und die ganze Arbeit ist hinüber…!
Aber wir raufen uns zusammen und bauen das vergängliche Kunstwerk nochmals auf.
Beim Kaffeestopp beobachten wir, wie sich ein grosses Motorboot von der Boje löst und unbemannt in Richtung Strand (mit Felsen) treibt. Zuerst versucht nur ein Mann, das Boot mit einem Seil wieder durch die hohen Wellen aufs offene Meer zu schleppen. Mit der Zeit sind jedoch genügend Männer im Wasser (und einer in der Fahrerkabine), damit sie das Boot aus der Gefahrenzone herausziehen können.
Diesmal erhalten wir ein Cama-Vollbett im Car. Sehr bequem ist es aber trotzdem nicht. Ein lauter Film wird präsentiert, bevor wir uns mit Schlaftabletten in den Schlaf wiegen. 9 ½ Stunden später treffen wir auf dem Busterminal in Calama ein. Da wir noch früh dran sind und noch lange nicht einchecken können, erkundigen wir zu Fuss das kleine Städtchen. Hier herrscht eine Niederschlagsrate von 0mm pro Jahr, Calama ist somit einer der trockensten Orte der Welt!
Wir sind diese Nacht von 0 auf 2’250 Höhenmetern gelandet, Moni hat am Morgen Probleme mit dem Druckausgleich, weil sie während dem Schlafen ein Ohr auf dem Kissen hatte! Stefan’s Deoroller ist förmlich explodiert, als er ihn aufschraubte!
Vor 10’00 Uhr ist im Zentrum total tote Hose, praktisch keine Geschäfte und Restaurants haben geöffnet. Es ist wiederum sehr heiss und sonnig in dieser Wüstengegend. In einem grossen Früchte- und Gemüsemarkt kaufen wir uns etwas zum Abendessen ein. Die Präsentation der Ware ist sehr einladend, dazu sind die Preise für uns sehr günstig!
Im Hertz Autovermietungsbüro wird uns mitgeteilt, dass unser Mietwagen am falschen Ort auf uns warte. Das Auto sei am Flughafen, nicht hier. Da es aber nicht unser Fehler ist, bringen sie das Auto in kürzester Zeit zu uns. Unser Weggefährte für die nächsten 11 Tage ist ein Toyota RAV 2.0 4×4, violett-metallic, Jahrgang 2017, wahrlich ein schönes Teil!
Wir fahren zuerst ins Stadtzentrum um Getränke zu kaufen. Stefan kurvt zuerst in einer Einbahnstrasse verkehrt durch die Stadt hindurch, bis wir die richtige Strasse nach San Pedro de Atacama erreichen. Es geht 100km quer durch die Wüste, bei etwa 25 Grad und viel Wind. Manchmal haben wir das Gefühl, dass wir eine Fata Morgana (ein See oder Wasser) sehen, jedoch ist das Flimmern nur ein Trugschluss. In der Ferne ragen mächtige Vulkanberge empor.
In SPA (so wird das Dorf von den Einheimischen genannt) sind wir zum ersten Mal froh um den 4×4 Antrieb, die Strassen im Zentrum sind in einem hundslausigen Zustand, bespickt mit riesigen Löchern. Mit viel Glück finden wir auf Anhieb das Atacamadventure Wellness-Spa Oeko-Resort. Beim Abbiegen in eine kleine Nebenstrasse ist kein entsprechendes Hinweis-Schild zu finden. Wenn man die Strassenbezeichnung nicht kennt, kann man das Hotel ewig suchen!
Das Resort ist sehr klein, es ist aber alles Notwendige vorhanden. Wir können mit den Velos ins ca. 2km entfernte Zentrum fahren. Auf den zwei-drei Blocks der Hauptstrasse geht es sehr bunt und sehr touristisch zu. Ein Reisebüro reiht sich ans andere, dazwischen Restaurants, kleine Supermarkts und Souvenirshops.
Diverse Quälgeister halten uns diese Nacht wach… als Schlussresultat steht es am Morgen 5:1 für uns (tote Mosquitos:Mückenstiche). Diese lästigen Mücken treiben uns zum Wahnsinn. Dazu ertragen wir noch die unstetig laute Musik, welche vom Nachbarsgrundstück hinübergetragen wird, mühsam!
Mit dem Auto fahren wir über die Piste nach Tocanao, einem kleinen, verschlafenen Oasenort. Unterwegs begegnet uns eine Herde Lamas, welche das spärliche Gras abweiden. Abseits der Hauptstrasse kämpfen wir uns auf einer Sand- und Schotterpiste einen Hügel hinauf um danach zu Fuss zu einer imposanten Schlucht zu spazieren. Beim Zurücklaufen beobachten wir einen Andenfuchs, der einsam durch die Steinwüste schleicht.
Tocanao bietet nicht viel, einen schönen Dorfplatz mit einem alten Kirchturm, daneben eine kleine Kirche, einige Souvenirshops, dass war’s dann schon. Wir fahren weiter bis zur Salar de Atacma, der Salzwüste. Die Umgebung wird immer spannender. In der Wüste angekommen, besuchen wir die Laguna Chaxa. Beim Besucherzentrum erhalten wir Infos über den Naturschutzpark. Auf der schattigen Terrasse geniesst man eine tolle Aussicht auf den Salzsee und die Flamingos.
Im Park leben drei verschiedene Flamingoarten, die Chilenischen, Anden- und James-Flamingos. Sie alle ernähren sich von winzigen Krebsen, die sich hier sehr wohl fühlen. Zu Fuss beobachten, fotografieren und filmen wir die grossen Vögel. Dann machen wir eine Rundtour durch die Salzwüste. Dabei kreuzen weitere Vögel und kleine Echsen unseren Weg. Die verschiedenen Farben der Erde und der Salzkruste und der Geschmack (zum Teil Gestank) faszinieren uns. Es ist jetzt sehr heiss draussen und die Sonne scheint erbarmungslos.
Danach fährt Moni uns wieder zurück (ja, auch sie hat den Plausch am Autofahren durch die Wüste), nahe Tocanao halten wir noch bei einem fruchtbaren Oasen-Tal, wo sich ein kleiner Bach durch die Felsen schlängelt.
Nach der Erholung im Aussen-Whirlpool geht’s wieder mit den Bikes ins Zentrum. Auf dem Hauptplatz spielt eine Guggenmusik und die Männer tanzen wie verrückt mit Glocken an den bunten Schuhen. Das Fest ist zu Ehren eines christlichen Feiertages. Mit der Stirnlampe und den gelben Warnwesten (wir haben kein Licht) geht’s wieder zurück zum Resort.
Der nächste Ausflug führt uns zur Pukará de Quitor, einer historische Wohn- und Fluchtburg der Likan Antai. Der Weg dorthin ist recht schwierig zu finden und führt unseren Toyota unter anderem durch einen kleinen Fluss.
Die Festung besteht nur noch aus Ruinen und Steinmauern, wir können einen Pfad hochklettern, um die Burg aus der Nähe zu besichtigen. Eine Art Wachturm im Zentrum erlaubt einen Ausblick in bis zu 80 km Entfernung. Danach schlängelt sich der Wanderweg steil den Berg hoch auf einen Aussichtspunkt, von wo aus wir mit einer genialen Aussicht auf SPA, den Vulkan Licancabur (5’920m) und das Valle de la Muerte belohnt werden.
Wieder unten angekommen, gibt es dann noch einen uralten Baum, ein Steintor und eine Höhle zu besichtigen. Um einen Teil der Höhle zu besichtigen müssen wir die Handytaschenlampe einschalten und fast auf allen Vieren kriechen. Auf der Rückfahrt laden wir noch drei Girlies aus Chile auf, die mit uns in die Stadt zurückfahren. Autostopp ist hier weit verbreitet, wir sind jedoch aufgrund der fehlenden Insassen-Versicherung sehr vorsichtig und nehmen sonst niemand mit.
Die einzige Tankstelle weit und breit ist so gut versteckt, das glaubt man nicht! Irgendwo in unserer Oasenstadt San Pedro de Atacama, in einer staubigen, nicht asphaltierten Nebengasse, die findet man nie, wenn man keinen Ortsplan hat… und ohne Allrad eine sehr holprige Angelegenheit!
Nachdem wir am frühen Abend eine leckere Pizza verdrückt haben, besuchen wir das Valle de la Luna, ca. 15km ausserhalb von SPA. Leider sind wir etwas spät dran, deshalb dürfen wir nicht mehr das ganze Tal abfahren. Kurz vor dem Sonnenuntergang sind wir beim Aussichtspunkt und hasten die letzte Sanddüne hoch, um einen Blick auf das berühmte Mondtal zu riskieren. Tja, auf die Felsenlandschaft mit der weissen Salzpfanne passt der Namen, wir fühlen uns wie auf einem anderen Planeten! Das Tal zeigt sich bei Sonnenuntergang von seiner schönsten Seite, wenn die Abendsonne die Sandkristalle und Mineralien in goldene Farben erleuchtet.
Wir klettern über die Felsen zu einem weiteren Aussichtspunkt, von wo wir den Sonnenuntergang in dieser unwirklichen Umgebung geniessen. Auf der anderen Talseite sehen die Hügelspitzen aus, als ob sie mit Puderzucker oder Schnee bedeckt wären, dabei ist es auch eine Salzkruste.
Am nächsten Morgen beginnt das Abenteuer Paso de Jama, die Grenzüberquerung nach Argentinien.
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