Reiseblog Costa Rica 1 / Penas Blancas bis La Fortuna / 26.01. – 03.02.2018
Eine unendlich scheinende Schlange von wartenden Lastwagen kündigt den Grenzposten von Penas Blancas an. Wir überholen die Trucks locker auf der falschen Fahrbahn und hoffen, dass uns jetzt kein Auto entgegenfährt.!
Nach der Abfertigung in Nicaragua finden wir uns im Niemandsland wieder und draussen regnet es in Strömen. Zu Fuss mit Sack und Pack rennen wir die Strasse entlang bis zum nächsten Checkpoint. Von hier aus geht’s dann «nur» noch ein paar 100m ohne Deckung weiter, bis wir völlig durchnässt bei der Immigration von Costa Rica ankommen. Zum Glück können wir einen Weiterflug aus Costa Rica vorweisen, ansonsten hätten sie uns gar nicht ins Land gelassen.
Der Shuttlebus fährt uns bis nach Liberia, wo wir an einer grossen Strassenkreuzung ausgeladen werden. Zu Fuss suchen wir unser AirBnB, wo uns das Empfangskomitee bestehend aus drei grossen Hunden freudig begrüsst.
Liberia ist die zweitgrösste Stadt von Costa Rica und hat ausser seinem Flughafen touristisch nichts zu bieten.
Das örtliche Touristenbüro ist schwer zu finden, es ist von aussen nirgendwo angeschrieben, ob das Sinn macht? Eine Teenagerin empfängt uns sehr freundlich und erklärt in gebrochenem Englisch die Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung und was für Touren wir von hier aus unternehmen können.
Wir frühstücken zusammen mit unserem Host Johnny und seiner Frau Vera. Johnny ist pensionierter Profifussballer, er spielte acht Jahre lang in der ersten Liga von San Jose und hat sogar für die Nationalmannschaft gespielt! Nebst einigen Auszeichnungen hängt sogar ein Erinnerungsfoto mit Lionel Messi an der Wand.
Da wir keinen weiteren Tag in Liberia absitzen wollen, fahren wir mit dem Bus an den Strand. Die Fahrt zur Playa Hermosa dauert etwa eine Stunde. Die Bucht mit dem schönen Sandstrand lädt trotz dem eher kühlen Wasser zum Baden und Schnorcheln ein. Ganze Familienclans hängen hier ihre Hängematten auf und Picknicken friedlich im Schatten der Palmen.
Das Abenteuer Costa Rica beginnt heute, in der Nähe des Flughafens holen wir unseren fahrbaren Untersatz ab. Unser Fahrzeug ist ein grauer Daihatsu Terios (Bego). Der kleine SUV 4×4 Automat ist sehr angenehm zu fahren, bergauf fehlt es dem Auto aber definitiv an Kraft.
Wir stürmen den örtlichen Walmart und decken uns für die nächsten Tage mit Nahrungsmitteln ein. Verstaut wird das Ganze in unserer neu erworbenen Kühlbox, welche wir mit Eis auffüllen.
Auf der gut ausgebauten Panamericana fahren wir bis nach La Irma. Von hier aus geht es auf Nebenstrassen in Richtung Monteverde Nationalpark. Wir verlassen die geteerte Strasse und holpern über schlimme Geröll- und Steinpisten. Der Weg ist kurvenreich und steil, tiefe Löcher verhindern, dass man schneller als 20-30 km/h fahren kann, wir wollen ja schliesslich nicht schon am ersten Tag einen Platten riskieren!
In Santa Elena angekommen suchen wir unsere AirBnB-Unterkunft, welche nur schwer zu finden ist. Wir werden im gemütlichen Holzchalet freundlich empfangen und geniessen die Aussicht auf den Regenwald und die Küste des Golfes von Nicoya.
Nach dem Abendessen gesellt sich ein Pärchen aus Prag zu uns in die Lounge und wir quatschen lange zusammen. Sie sind auch begeisterte Reisende und für zwei Wochen mit dem Auto unterwegs. Stefan muss noch eine kleine Spinne aus ihrem Zimmer entfernen, die Frau hat eine Spinnenphobie.
Die Nacht durch können wir kaum schlafen, der starke Wind weht so laut, dass es im hölzernen Dachgebälk knarrt und ächzt. Wir haben das Gefühl, das Dach fliegt uns jeden Moment um die Ohren!
Der Besuch des berühmten Monteverde Cloud Forest Reserve steht auf dem Programm. Vom Parkplatz aus werden wir die letzten zwei Kilometer mit dem Shuttlebus zum Eingangstor gefahren, wo uns der stolze Preis von 22 USD pro Person abgeknöpft wird.
Bei Nieselregen und zügigem Wind erkunden wir auf gut ausgeschilderten Wanderwegen den einzigartigen Nebelwald. Die Bäume und Farne sind überwältigend schön und leuchten sattgrün.
Ganze dreitausend Pflanzenarten, davon 755 verschiedene Baumarten sowie 500 Orchideenarten sind hier beheimatet! Zudem bewohnen 169 Amphibien- und Reptilienarten diesen Nebelwald!
Wir wandern über den Sendero Wilford Guindon und überqueren eine Hängebrücke, von welcher wir in die Tiefe schauen können und die Baumgipfel auf Augenhöhe bestaunen können.
Beim Lookout «La Ventana» bläst uns der Wind kräftig um die Ohren, von hier aus hat man einen guten Überblick auf den nebelverhangenen Wald.
Die immense Tierwelt hält sich vor uns versteckt, trotzdem begegnen uns beim Eingang einige neugierige Nasenbären. Unterwegs entdecken wir einen Tausendfüssler und etwa 10 verschiedene Vogelarten.
Beim Verlassen des Parkes haben wir das Glück, dass ein Guide den berühmtesten Vogel von Costa Rica erspäht, den wunderschönen Quetzal. Dieser seltene Vogel wurden von den präkolumbischen Kulturen wegen seiner prachtvollen langen Schwanzfedern, die als Kopfschmuck für die Priester dienten, gejagt.
Gleich um die Ecke gibt es ein Café, wo man an diversen Futterstellen die farbigen, pfeilschnellen Kolibris beobachten und fotografieren kann. In Costa Rica leben 52 verschiedene Kolibriarten.
Kurz vor dem Parkplatz wartet noch ein weiteres Highlight auf uns, ein Parkwärter zeigt uns hoch oben in den Ästen eine Schlange. Es ist eine Tiger Rat Snake oder auch Hühnerfresser genannt, diese Tiere werden bis zu 3m lang!
Am Abend haben wir uns bei der Kinkajou Nachtwanderung angemeldet. Zusammen mit sieben weiteren Touristen werden wir von unserem Führer Alex mit Taschenlampen bewaffnet und durchforsten den Primär- und Sekundärwald nach den nachtaktiven Tieren.
Auf unserer Tour begegnen wir zwei Froscharten, verschiedenen Grillen, einem Stachelschwein, zwei schlafenden Tukanarten (Laucharassari und Fischertukan), einem Faultier und einer orangeschwarzen Vogelspinne in ihrer Höhlenbehausung.
Die Wanderung durch die Nacht hat sich trotz den verschiedenen anderen Touristengruppen, welche wir unterwegs angetroffen haben, gelohnt!
Beim Besuch des kleinen Dorfzentrums von Santa Elena entdecken wir in den Büschen ein Zweifingerfaultier. Es relaxt fast in Greifnähe von uns in den Ästen, aus dieser Nähe konnten wir dieses knuffige Geschöpf noch nie betrachten!
Bevor es weitergeht, müssen wir mal wieder unsere Siebensachen zusammenpacken. Stefan hebt seine Reisetasche hoch und erschrickt. Unter der Tasche am Boden unseres Schlafzimmers versteckte sich ein schwarzer, ca. 10cm langer Skorpion!!! Er verschwindet hinter dem Schrank, mutig schiebt Stefan das Möbel beiseite, damit auch Moni einen Blick auf das gefährliche Tier werfen kann, ein schauriges Erlebnis!
Natürlich haben wir unseren Host entsprechend darüber informiert, aber zu seinem Glück nichts in der Bewertung erwähnt. Das Wetter ist sehr wechselhaft, nach starkem Regenguss folgen Windböen, kurz darauf scheint wieder die Sonne.
Über eine unbefestigte Schotterpiste fahren wir ca. 1 ½ Stunden bis nach Tilaran. Von hier aus werden wir mit einer gut geteerten Strasse rund um den See Laguna de Arenal belohnt. Der gleichnamige Vulkan versteckt sich jedoch beharrlich hinter den Wolken.
Am Strassenrand begegnen uns immer wieder wunderschöne Vögel.
Die kurvenreiche Fahrt macht müde und hungrig und so kommt ein Boxenstopp beim Macadamia-Cafe gerade zur rechten Zeit. Die Macadamia-Bananen-Muffins sind wohl unschlagbar!
Die tolle Aussicht auf den See und die weidenden Kühe lassen uns von einem Alpsee in der Schweiz träumen, nur die Palmen passen irgendwie nicht so recht ins Bild. Als wir dann noch an einem kleinen Schweizer Weiler mit Kirche und Alphütten vorbeifahren, ist die Illusion fast perfekt!
Bei der Deutschen Bäckerei kaufen wir leckeres Brot ein, beim Italiener gleich nebenan den dazu fehlenden Buffalomozarella. Tja, Costa Rica ist halt Multikulti!
Im sehr touristischen La Fortuna angekommen, können wir unsere Seele baumeln lassen. Am besten funktioniert das in den Ecothermales. Maximal 100 Leute werden in die Anlage mit den sechs verschieden warmen Badebecken eingelassen. Das klare Thermalwasser stammt aus einer heissen Vulkanquelle.
Es wird Nacht und regnet in Strömen, wir machen es uns im herrlich warmen Wasser gemütlich und schauen auf den umgebenden Urwald. Als Höhepunkt dürfen wir mit Drink und einem kühlenden Bier im Wasser anstossen, kann man das noch toppen?
Beim Frühstücken lernen wir das wohl einzige, typische Gericht von Costa Rica kennen, den Gallo Pinto. Dieses Gericht besteht aus weissem Reis und gekochten schwarzen Bohnen. Als Variante gibt’s dazu noch frittierte Kochbananen obendrauf.
Da es praktisch den ganzen Tag regnet, legen wir heute einen sogenannten «Hängitag» ein. Erst am Abend nehmen wir an der Frosch-Beobachtungstour bei der Arena Oasis Lodge teil. Kevin, ein deutscher Frösche- und Schlangenfan sowie zwei deutsche Damen begleiten uns.
Die beiden Frauen wurden heute von Verkehrspolizisten richtig fies rangenommen. Sie haben die Sicherheitslinie überfahren, als sie einen langsamen Lastwagen überholten. Prompt wurden sie von der Polizei erwartet. Die netten Beamten wollten ihnen eine Strafgebühr von 600 USD aufbrummen. Nach einigen Verhandlungen konnten die Damen die Busse auf den Inhalt ihrer Geldbörse, immerhin 100 USD, herunterhandeln. Natürlich wurde das «Bussgeld» ohne Quittung von den Polizistenschurken einkassiert.
Bereits am Anfang unserer nächtlichen Erkundungstour findet Kevin mit seiner starken Taschenlampe zwei verschiedenen Schlangen, darunter die harmlose Racer-Schlange und die giftige Greifschwanz-Lanzenotter.
Auf der dreistündigen Tour in den Urwald gelangen sicher 10 verschiedene Froscharten vor unsere Fotolinse, darunter der Erdbeerfrosch oder rot/blaue Pfeilgiftfrosch, Glasfrosch und der Rotaugenlaubfrosch.
Kaum zu glauben, wie geschickt Kevin die zum Teil winzigen und gut getarnten Amphibien findet! Als Fotofreak hilft er uns auch bei den Einstellungen unserer Fotoapparate und Handys, damit alle tolle Fotos knipsen können. Moni war richtig begeistert ab der Frosch-Jagd, geküsst hat sie aber glücklicherweise keinen!
Heute lacht wieder die Sonne und der Vulkan Arenal schält sich langsam aber sicher aus den Wolken. Wir fahren hoch zum Naturschutzgebiet des Catarata Rio Fortuna.
Gleich beim Eingang posieren zwei Goldkehltukane oben auf dem Baum. Diese wunderschönen Vögel mit ihren langen, farbigen Schnäbeln faszinieren uns immer wieder!
Über eine Baumwipfelbrücke gelangen wir zum Schmetterlingsgarten, wo wir einige «Mariposas» abknipsen.
Im Orchideengarten blühen im Moment nur sehr wenige Arten, da haben wir wohl die richtige Saison verpasst, schade!
Jetzt geht es steil die 500 Treppenstufen hinunter bis zur Plattform, von wo aus man den beeindruckenden Wasserfall im Urwald beobachten kann.
Auf der Plattform schleicht eine kleine Schlange herum, sie soll aber nicht giftig sein. Es ist ein Jungtier der tropischen Natter.
Bevor wir La Fortuna verlassen, haben wir uns noch bei der Don Olivo Chocolate Tour angemeldet. Der Juniorchef Minor empfängt uns auf der Bio-Farm und führt uns durch sein Reich.
Er erklärt uns, dass Costa Rica dank des Anbaus von Kaffee, Kakao, Zuckerrohr und Bananen reich geworden ist. Wir probieren diverse Früchte darunter den Sternapfel, dürfen uns an der Zuckerrohrsaftpresse versuchen und degustieren den Rum-Kokoslikör.
Nach dem Rundgang im Früchtegarten und einigen Erklärungen zu den hier wachsenden Heilpflanzen bringt uns Minor alles Wissenswerte über den Kakaoanbau bei.
Vor dem Pflücken weist die Frucht eine gelbliche Farbe auf, danach wir sie an einem Stein oder mit dem Messer geöffnet und die Bohnen werden herausgepult. Die Bohnen werden fünf Tage lang fermentiert und 15 Tage getrocknet. Nach dem 35minütigen Rösten wird die Schale geknackt und der Kakao ist verkaufsbereit. Wenn man die Bohnen durch eine Presse dreht entsteht die zähflüssige Kakaomasse.
Jetzt beginnt die grosse Degustation, wir werden mit Schokoladenstücken aus 90% Kakao und 10% Rohrzucker verköstigt, schmeckt einfach himmlisch! Danach gibt es eine heisse Schokolade nach traditioneller Art. Mit Milch, einem Löffel Rohrzucker, einem Löffel Maismehl mit Kakao und einen halben Löffel Vanillasirup, wer mag gibt dazu noch etwas Chilipulver, fertig ist das Getränk der Götter.
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Auch hier wieder tolle Eindrücke von Costa Rica, danke für die Impressionen und Ideen. Schokolade, Kaffee und korrupte Polizisten gibt es auch hier in der Dominikanischen Republik, aber die Tierwelt ist schon einzigartig. Nochmal, ihr macht echt tolle Fotos!