Blog Costa Rica II / Heliconia Island bis Puerto Jimenez / 04. – 15.02.2018
Vorbei an weitläufigen Ananas-Feldern erreichen wir am Nachmittag Heliconia Island. Das Gepäck wird geschultert und zu Fuss geht es über eine schmale Hängebrücke auf die Insel.
Nebst dem Haupthaus mit Restaurant stehen einige Bungalows im kleinen Resort. Die Umgebung besticht mit ihrem wunderschönen Garten, in dem es über 70 verschiedene Heliconiarten zu bestaunen gibt.
Wir erkundigen die Insel und wagen einen Abstecher in den Urwald. Über 230 verschiedene Vogelarten vom kleinen Kolibri bis zum grossen Geier sollen hier anzutreffen sein! Wir beobachten die gemächlichen Faultiere und eine Affenfamilie, die in den Ästen herumtollt.
Leider hat kürzlich ein umgestürzter Baum das Nachbarsdach durchbrochen. Die Idylle der Natur wird durch die lauten Bauarbeiten empfindlich gestört!
Munteres Vogelgezwitscher und Affengebrüll wecken uns an diesem schönen Morgen. An der Fütterungsstelle auf der Insel streiten sich Eichhörnchen, Tukane und Papageien um die besten Früchte.
Auf der 2 ½ stündigen Fahrt zur Bootsanlegestelle von La Pavona staunen wir ab den riesigen Bananenplantagen von Dole und Chiquita. Die Fahrt über die holprige Schotterpiste schüttelt uns so richtig durch.
Wir sind nicht die einzigen, welche heute mit dem Boot zum Tortuguero-Nationalpark fahren wollen, ganze Touristenhorden werden auf die verschiedenen Boote verteilt.
Zu unserem Glück herrscht während der Flussfahrt eitler Sonnenschein, denn die letzten drei Wochen hat es in dieser Gegend praktisch durchgeregnet. Gleich in der ersten Kurve lauert ein grosses Krokodil am Ufer auf Beute, an der nächsten Gabelung sonnt sich ein grosser Leguan auf einem Ast. Wir geniessen die stündige Bootstour durch den Regenwald in vollen Zügen.
Für die nächsten zwei Nächte kommen wir bei der deutschen Auswanderin Nele in den Cabanas Tortuguero unter.
Im Dorf gibt es keine Autos, alles kann bequem zu Fuss erreicht werden. Natürlich ist alles für die unzähligen Touristen ausgelegt, flippige Restaurants und Künstlerboutiquen dürfen da nicht fehlen.
Ein Bad im wellenreichen Pazifik ist wegen den gefährlichen Strömungen nicht ratsam und auf der Fluss-Seite warten die Krokodile.
Wir sind froh, dass wir die Nacht überstanden haben, die dünne Matratze ist unbequem und der Lärm der nahen Bar ist die ganze Nacht zu hören.
Früh am Morgen geht’s auf eine Kanutour. Die berühmte Deutsche Biologin Barbara Hartung führt unsere Gruppe an. Verteilt in zwei Kanus paddeln wir eifrig durch den Regenwald, um vor dem Sonnenaufgang auf Tiersuche zu gehen.
Zuerst lassen wir uns auf dem Fluss treiben, danach zweigen wir in enge Seitenarme ab, bis wir jeweils nicht mehr weiterkommen, weil Baumstämme oder undurchdringbares Dickicht den Weg versperren.
Barbara hört und erspäht die meist gut getarnten Tiere schon von weitem. Leguane, Kaimane, Krokodile, Blaureiher, Königsgeier, Tukane, Schlangenhalsvögel, Tigerdrommel, Gelbstirnblatthühnchen sind nur einige der gesichteten Tiere, hoch oben am Himmel kreisen seltene Königsgeier.
Alles in allem ein tolles Naturerlebnis, auch wenn rundherum noch einige Kanus und laute Motorboote mit Touristen unterwegs sind.
Am Nachmittag treffen wir auf unseren Guide Juan, welcher uns auf dem einzigen Wanderweg durch den Nationalpark begleiten wird. Er lebt sein Leben lang hier in Tortuguero und kennt sich entsprechend aus.
Der Dschungel-Walk ist ein gut ausgetretener Pfad durch den Regenwald. Man kann zwar auch ohne Führer entlang gehen, wird dann aber wohl kaum Tiere zu sehen bekommen.
Auf unserem Weg begegnen uns Brüll- und Spinnenaffen, eine giftige, gelbe Schlange, ein zusammengerollter, kleiner Ameisenbär, Krabben, Spinnen, Vögel und tropische Riesenameisen (Bullet-Ants), deren Stiche unglaublich schmerzhaft sind.
Wir frühstücken zusammen mit einem Schweizer Paar. Dem Mann sind in der Nacht seine dreckigen Trekking-Schuhe, welche er vor dem Zimmer zum Trocknen liegen gelassen hat, geklaut worden.
Die Reise geht weiter, die Strasse führt uns über Guapiles bis zum Hafen von Limon. Schon viele Kilometer vor der Stadt kündigen hunderte von Lastwagen, welche Ware an- und wegtransportieren, den grossen Frachtschiffhafen an.
Mühsam quälen wir uns durch den zähflüssigen Stadtverkehr, bis wir wieder der Pazifik-Küste entlang bis nach Cahuita runterdüsen.
Die nächsten vier Nächte verbringen wir in einem «Cabina» der Wolfsong-Lodge, Urwald-Feeling inklusive. Karin und Markus (ehemaliger Quantenphysiker und Transportunternehmer) aus der Schweiz haben sich vor 13 Jahren in dieses Land verliebt und bauten sich eine Lodge mit einigen Chalets auf.
Die gepflegte Anlage mit grossem Blumengarten, einigen Früchtebäumen, frischen Kräutern sowie einem Froschteich befindet sich mitten im Urwald.
Während unserem Aufenthalt können wir von der Hängematte aus verschiedenste Tiere beobachten: Agutis, Leguane, Brüllaffen, Tukane und sogar ein «Wandelndes Blatt», eine bestens getarnte Gottesanbeterin. Lästige Mosquitos und rote Ameisen gehören leider auch dazu, welcome to the Jungle!
Das Kochen gestaltet sich als extrem gefährlich, da wir ständig von einem Rudel wilder Tiere belagert werden. Fünf stets hungrige Katzen lauern auf die Gelegenheit, einen leckeren Happen ab zu bekommen.
Wir wandern unter Palmen dem Strand des Nationalparks von Cahuita entlang. In dieser traumhaften Kulisse wurden auch schon Werbespots für Bacardi gedreht!
Der Urwaldpfad führt uns einige Kilometer weit in den Park hinein, zweimal überqueren wir barfuss einen kleinen Fluss. Auch ein Bad im erfrischenden Pazifik darf hier nicht fehlen.
Auch ohne Führer entdecken wir erstaunlich viele Tiere: Goldmaskenamazone, Jesus Christus Echse (kann übers Wasser laufen), Fregattvögel, Golden-Orb-Spinnen, Affen, Dreifinger-Faultiere, Waschbären, Agutis, Einsiedlerkrebse usw. Die Akkus unserer Apparate sind längst leer und an jeder Ecke warten weitere tolle Fotosujets.
Die Kapuzineraffen haben es faustdick hinter den Ohren, ein unvorsichtiges Touristen-Paar bekommt das zu spüren. Mit einem Satz ist der Affe auf dem Picknick-Tisch und reisst aggressiv den Sack mit Nüssen aus den Händen des erstaunten Besitzers. Schwups klettert der Dieb auf den nächsten Baum und frisst genüsslich seine Beute, den Plastiksack lässt er danach lässig fallen.
In Zukunft werden wir die Lebensmittel im örtlichen Chinesenmarkt besser unter die Lupe nehmen, am Blumenkohl machen sich zig Raupen gütlich, im Reis tummeln sich irgendwelche schwarze Käfer.
Wir beobachten einen Specht, der genüsslich an einer Papaya knabbert. Der Baum ist ca. 2 1/2m hoch, doch innert Sekunden klettert eine Katze den Baum hoch und schnappt sich den Specht. Tja, Katzen sind wirklich die Tierkiller Nr. 1 auf unserem Planeten!
Der nahe Strand ist schwarzsandig und naturbelassen, er lädt jedoch nicht zum Schwimmen ein, ist zu gefährlich wegen den Strömungen.
Die Weiterreise führt uns über den Jaguarpass bis nach Jabillos, wo wir auf einer Eco-Farm übernachten. Die Strasse zum Hof ist spektakulär steil, zum Glück verfügen wir über 4×4. Von oben hätte man einen perfekten Ausblick auf zwei Vulkane… hätte, denn es regnet und ist wolkenverhangen.
Das Tal von Orosi weiss mit seinen Hügeln und seinen Kaffeeplantagen zu gefallen. Es sind erstaunlich viele Biker unterwegs in dieser hügeligen Gegend. Am Ende des Cachi-Sees lohnt sich der Besuch der Staumauer, um einen Blick auf die Wassermassen und den Canyon zu werfen.
Wir schlagen unser Nachtlager in der Nähe der Stadt Cartago auf. Die Ruinen der nie fertig gebaute Kathedrale auf dem Hauptplatz ist ein Touristenmagnet. Diverse Erdbeben haben die Fertigstellung verunmöglicht.
Ein Abstecher in den Parque National del Quezales steht auf dem Plan, wir wollen durch den Park wandern. Vorher müssen jedoch 10 extrem steile Kilometer auf einer üblen Offroadpiste ins Tal hinunter bewältigt werden.
Der Wanderweg ist leider nur 2km lang, da der zweite Teil gesperrt wurde. Beim kleinen Wasserfall beobachten wir eine Horde Affen, die geschickt auf den Ästen balancieren und über den Fluss springen.
Die Panamericana schraubt sich bis auf eine Höhe von 3’320m hoch, damit haben wir nicht gerechnet! Umso kurvenreicher geht’s es danach wieder hinunter ins Tal.
Während einer kurzen Pause werden wir auf einen Mann aufmerksam, der einsam und verlassen mit seinem kleinen Verkaufswagen am Strassenrand wartet. Hm, wir sind wohl das einzige Fahrzeug, dass hier hält und wir kaufen nix, das geht doch nicht. Er schabt Eis in einen Becher, gibt Milchpulver und etwas Kondensmilch dazu, fertig ist der Eisbecher à la Costa Rica!
Bis jetzt war die App «Mapsme» für uns unverzichtbar. Sie hat uns wohlbehütet durch die Strassen von Costa Rica geführt. Unser Leidensweg beginnt auf einer ebenen Schotterpiste. Es sind ja nur 30km Distanz, wir können das in einer halben Stunde schaffen, meint zumindest unsere App.
Etwa 1 ½ Stunden später sind wir kurz davor, zu verzweifeln. Unser armes Auto wird auf schlimmsten Offroadstrassen gequält und die Wege werden stetig steiler und unwegsamer. Als uns «Mapsme» dann endgültig auf der Karte verliert, fragen wir einen Einheimischen um Hilfe. Auf diesem Weg gehe es nur noch mit Quad über den Berg. Er malt uns eine Karte, nur finden wir deren Anfangspunkt nicht.
Gleich dreimal überqueren wir die selbe, instabile Hängebrücke auf der Suche nach einem geeigneten Weg. Bei einem Weiler fragen wir wieder nach. Die Männer reden wild auf uns ein, wir verstehen von ihrem Indio-Spanisch praktisch kein Wort. Mit Händen und Füssen erhalten wir wenigstens eine ungefähre Richtungsangabe.
Also fahren wir weiter die steilen Hügel hoch, die Sonne geht unter und es wird neblig, na toll. Als wir nach fast drei Stunden wieder eine normale Strasse sichten, sind wir beide heilfroh!
Erschöpft im Hostel in Ciudad Cortes angekommen, lassen wir uns bequem vom Lieferservice eine Pizza bringen.
Auf der Fahrt nach Puerto Jimenez begegnen wir unserem ersten, grossen Ameisenbären. Leider liegt dieser tot am Strassenrand und die Geier freuen sich ab dem Kadaver.
Weitläufige Palmenhaine säumen den Wegrand, aus deren Früchte wird das Palmöl gewonnen. Später erfahren wir, dass diese Monokultur eine einzige Umweltkatastrophe ist. Der Boden wird dadurch unfruchtbar und das versprühte Gift verpestet die Flüsse.
Die geräumigen «Cabinas Jimenez» begeistern mit Blick auf den Pool, Palmen und das Meer.
Von der Terrasse aus hören wir lautes Papageien-Geschrei. Wir gehen dem Lärm nach und entdecken auf einem Baum gleich 10 wunderschöne, hellrote Aras.
Mit Kajaks paddeln wir durch die Mangroven. Es ist gar nicht so einfach, das Kajak zu steuern, wenn man zu nahe an die Mangroven gerät. Auf dem offenen Meer paddelt es sich relaxter.
Nach einigen Recherchen buchen wir eine geführte Tour in den Corcovado Natonalpark. Die Abfahrtszeit ist bereits 5.15 Uhr am Morgen. Der ziemlich verschlafene Guide Ronald, bewaffnet mit starkem Kaffee, fährt mit uns mit.
Er schleppt ein grosses, schweres Teleskop mit sich, damit die entfernten Tiere aus der Nähe beobachtet werden können. Mit dem Handy können durch die Teleskoplinse sogar Fotos geknipst werden.
Zuerst muss Stefan aber fast zwei Stunden über Schotterpisten rasen, fünf kleine Flüsse durchqueren und Offroad bergauf und bergab fahren. Einmal überschüttet ein Bagger die Strasse mit Steinen und Geröll. Die grössten Steine werden entfernt und rüber geht’s, nur nicht nach unten gucken!
Unterwegs halten wir an, um einige Vögel zu betrachten, darunter ein seltener Great Potoo, ein Crested Guan, ein Falke, eine Eule und zwei Tukanarten.
Vom Parkplatz Catara aus geht es zu Fuss weiter bis zum Parkeingang La Leona. Der berühmte Nationalpark Corcovado ist einer der besterhaltenen Regenwälder Costa Ricas. Er bietet dreizehn unterschiedliche Ökosysteme und beherbergt eine so grosse Anzahl von Tier- und Pflanzenarten, die an kaum einem anderen Ort der Welt bewundert werden kann!
Unter grosser Hitze wandern wir einige Stunden (16km) durch diesen wunderschönen Nationalpark. Ronald ist stetig auf der Suche nach Tieren, er hat Adleraugen und gute Ohren.
Hier eine kurze Auflistung, der Tiere, denen wir begegnet sind: schwarzer Leguan, Spinnenaffen, Ameisenbären, Coati-Nasenbären, Waschbären, Käfer, Eidechsen, Fledermäuse und verschiedenste Vogelarten. Die Jagdwespe legt ihre Eier in Taranteln, welche die Spinnen danach von innen auffressen.
Am meisten haben wir uns ab den Ameisenbären gefreut, welche in den Bäumen schlafen oder den Boden nach Termiten absuchen.
Den Tapir sehen wir leider nicht, nur seine Spuren im Sand. Das grösste Säugetier des Urwalds ist auch ein guter Schwimmer und Taucher.
Nach dem anstrengenden Tag haben wir uns das Bad im Meer mehr als verdient! Das salzige Wasser in der Bucht von Golfo Dulce ist sicher 30 Grad warm, wo bleibt da die Erfrischung?
Als kleines Souvenir hängen uns noch vier Zecken aus dem Urwald an. Mit Pinzette und Desinfektionsmittel geht’s den ungebetenen Gästen an den Kragen.
5 Comments
Wow, extrem tolle Fotos und eine beeindruckende Tierwelt, die ihr da gesehen und eingefangen habt. Wenn Ihr im September während meiner kurzen Costa-Rica Reise nur halb so viele sehe, wäre ich schon glücklich. 😉
Sehr beeindruckende Bilder! Costa Rica ist definitiv ein Traumziel von mir und nach diesem Artikel habe ich noch mehr Fernweh!
Herzlichst
Sabine
Hallo Sabine, danke schöön! Wir können Costa Rica wärmstens empfehlen, die Tierwelt und die Natur ist einfach unglaublich faszinierend!!!
Oh wow, bei den Tortuguero Bildern werden Erinnerungen wach. Verrückt, wie die Zeit vergeht. Tolle Bilder habt ihr mitgebracht.
LG Manuela
Hallo Manuela, danke schöön! Costa Rica ist extrem faszinierend!!