Reiseblog Dover – St. Michel’s Mount / 12. – 18. August 2017
Ab sofort herrscht Linksverkehr und die Geschwindigkeit wird in Meilen umgerechnet. Dass wir dazu noch auf der verkehrten (linken Seite) steuern, macht das Ganze auch nicht einfacher. Deshalb gehen wir das Abenteuer gemeinsam und mit angemessener Vorsicht an.
Das Navi führt uns der Küste entlang über Folkestone hinunter bis nach Hastings, einer kleinen Stadt am Meer in der Grafschaft East Sussex.
Einen Parkplatz zu finden, ist in dieser Touristenhochburg wahrlich nicht einfach! In England darf man übrigens auch direkt an der Strasse parkieren, ausser es befindet sich ein gelber Strich am Rand. Dadurch muss man im Zick-Zack Kurs durch enge Gassen kurven.
Hastings bietet nebst der Strandpromenade auch ein Schmugglermuseum, eine Burgruine und zwei Schrägaufzüge, welche die Menschenmenge den Hügel hinaufbefördern.
In der historischen Altstadt finden sich nebst den typischen Pubs unzählige Brokante- und Antiquitätenshops. Die Engländer lieben es, die Trödelläden und Flohmärkte nach «Schätzen» zu durchwühlen. Auffallend ist auch die Dichte an Casinos und Spielhallen.
An der Uferpromenade stehen einige Fischstände, von wo der Tagesfang an den Mann/Frau gebracht wird. Da bei Flut der lange Strand zu schmal ist, um die Fischernetze zum Trocknen auszulegen, gibt es in Hastings eine Besonderheit: die sogenannten Net-Shops. In den schmalen, hohen Brettergebäuden werden die Netze aufgehängt.
Auf anraten unseres Hosts Sue besuchen wir das Bedgebury National Pinetum in der Nähe von Hastings. Es ist ein Naherholungsgebiet, in welchem tausende von verschiedenen Bäumen gepflanzt wurden.
Wir wandern durch die Anlage und geniessen die Vielfalt und die Aromen der teilweise uralten Bäume, das tut der Seele einfach nur gut! Die haben übrigens ein innovatives Parkplatz-Konzept: an Hand des Kennzeichens wird die Parkgebühr bezahlt und beim Ausgang wird das Nummernschild gescannt.
Beim Wasserschloss Bodiam Castle (eher eine gut erhaltene Ruine) inmitten eines hübschen Parks gibt es einen Fotostopp. Kreuz und quer über enge und unübersichtliche Nebenstrassen geht’s durch die ländliche Gegend zurück nach Hastings.
Im Birling Gap Nationalpark direkt am Meer besuchen wir die «Seven Sisters», die weltberühmten, weissen Kalk-Klippen am Meer. Über einen breiten Wiesenpfad geht’s von Klippe zu Klippe.
Es ist angenehm warm und wir können uns ab der beeindruckend schönen Szenerie kaum satt sehen. Es herrscht Ebbe und so steigen wir die Stufen an den steinigen Strand hinunter und freuen uns ab den merkwürdig geformten, farbigen Steinen.
In Brighton verbrachte Stefan mit 17 Jahren drei Monate lang in einer Sprachschule. Er ist gespannt, wie sich die Stadt verändert hat. Auf dem schon von weitem sichtbaren Palace Pier, dem Vergnügungspark auf dem Meer, buhlen münzfressende Automaten und Spielgeräte um die Gunst der vielen Gäste. Eine Unmenge an Fress- und Souvenirbuden runden das bunte und laute Spektakel ab.
Stolz wie eh und je präsentiert sich der Royal Pavilion, der Prachtspalast von Brighton. Er wurde im Auftrag vom Prinzen von Wales errichtet. Seine Vorbilder waren die indischen Mogulpaläste, mit seiner Innenausstattung im chinesischen Stil sei der Pavilion der exotischte Palast von Europa.
Fast mit geschlossenen Augen findet Stefan den Eingang zu seiner ehemaligen Schule wieder. Überraschung, das Eurocenter befindet sich immer noch an der gleichen Adresse wie früher! Gleich dahinter befinden sich die Lanes, ein Wirrwarr aus kleinen verwinkelten Gassen mit Restaurants, Juwelierläden und kultigen Shops.
In einer fünfstündigen Autofahrt (335 Kilometer) gelangen wir via Arundel, Portsmouth, Southampton und Exeter in die Nähe des Dartmoor Nationalparks. Die Engländer lieben es, überall Strassenkreisel aufzustellen. Nebst fast unsichtbar, kleinen treffen wir auch auf dreispurige Kreisel, die zum Teil mit Ampelanlage und einer zusätzlichen Fahrspur durch die Mitte für Verwirrung sorgen. Auf einem kleinen Landgasthof kommen wir für die nächsten zwei Nächte unter.
Beim Tagesausflug in den Nationalpark kurven wir via kleine Nebenstrassen durch die idyllische Landschaft des Nationalparks. Die Gegend wirkt ein wenig eigenartig, ja geradezu gruselig auf uns, es fehlen nur noch die berühmten Nebelschwaden.
Die Geschichte des kleinen Städtchen Tavistock ist eng verknüpft mit der gleichnamigen Abtei, deren Ruinen heute noch im Zentrum sichtbar sind.
Sehenswert ist der spezielle Markt in der Stadthalle, der antike «Pannier Market». Er wurde im Jahr 1105 gegründet und hat bis heute überdauert! Na ja, was die für Schrott, Antikes und Neppes verkaufen, wer soll das bloss alles kaufen?
Auf einer kurzen Wanderung gelangen wir vom hohen Viadukt aus über einen lauschigen Brückenwanderweg entlang wieder zurück in die Altstadt.
In Princetown befindet sich das Informationszentrum des Dartmoor Parkes, es verfügt zudem über ein interessantes Museum. In dieser verwunschenen Gegend ist die Idee zum Film «der Hund von Baskerville» mit Sherlock Holmes entstanden.
Das Dartmoor Gefängnis befindet sich gleich um die Ecke, es ist das berüchtigste Gefängnis Englands. Nur wenigen Ausbrechern gelang jemals die Flucht aus seinen hohen Mauern. Die Gefangenen lebten in ihren Einzelzellen in ständiger Finsternis, die einzige Belüftung bestand aus einem Schlitz unter der Tür, eine Schüssel diente als Toilette.
Bei der anschliessenden Wanderung auf einen Hügel mit dem Namen «Great Staple Tor», treffen wir auf farbige Schafe, welche frisch geschoren und mit pinker Farbe markiert worden sind. Wir trotzen dem kräftig blasenden Wind und sind fasziniert ab der grünen Moorlandschaft und den bizarr geformten Felsen.
Wieder zurück auf unserer Farm wartet ein gedeckter Tisch mit Kerzen und Weingläsern auf unser Abendessen. Aus dem Plattenspieler ertönen die Beatles und der 70-jährige mit Öl gefeuerte Ofen bringt kuschelige Wärme in die Stube. Ein weisser «Stubentiger wartet geduldig auf unsere Streicheleinheiten. Während es draussen regnet, fühlen wir uns hier bestens aufgehoben!
Die Grafschaft Cornwall ist die von den Engländern beliebteste Reisegegend. Über Helston gelangen wir bis hinunter nach Lizard Point, dem südlichsten Punkt der Hauptinsel Grossbritanniens.
Beim Leuchtturm wandern wir dem Coastal Walk den beeindruckenden Felsenklippen entlang. Es ist windig-kühl, trotzdem geraten wir ins Schwitzen, führt der Pfad doch immer wieder rauf und runter.
In Pencanze (bedeutet heilige Landspitze), einer kleinen Stadt am Eingang des Ärmelkanals gibt es eine Kaffeepause und einen Schaufensterbummel.
Im kleinen Fischerdorf mit dem lustigen Namen Mousehole bewohnen wir ein kleines Holzchalet. Im Innern hat man das Gefühl, man befinde sich in einem Museum! Wohin das Auge reicht sind alte Radios, Uhren, alte Bilder und sonstige Antiquitäten ausgestellt. Leider riecht es hier auch dementsprechend muffig.
Der kleine Fischerhafen ist vom Tourismus überlaufen, das einzige Restaurant ist ausgebucht, im ebenfalls gut besuchten Pub können wir mit Glück noch ein kleines Tischchen ergattern. «Fish and Chips», was sonst bestellt man hier? Uns schmeckt’s und die Portionen sind riesig! Danach ist ein Verdauungsspaziergang im Hafenbecken genau das Richtige.
Bei Ebbe geht’s am nächsten Morgen zu Fuss über den schmalen Damm auf den Burgfelsen «St. Michael’s Mount», dem Pendant zum «Mont St. Michel» in Frankreich. Ab 10’30 Uhr kommt die Flut, danach gelangt man nur noch mit dem Fährboot trockenen Fusses auf die Insel.
Im Burgcafé bestellen wir das Cornische Frühstück «Cream Tea». Es mundet vorzüglich und besteht aus einem Krug Schwarztee, zwei «Scones», das sind Gebäckstücke aus Mürbeteig, dazu etwas Sahne und Konfitüre.
Bis zu dreihundert Leute haben früher auf dieser Insel gewohnt. Die Kapelle und das Schloss auf dem Berg wurden im 15. Jahrhundert errichtet und befinden sich unter Privatbesitz, können jedoch besichtigt werden. Auf der Insel befinden sich nebst einem subtropischen Garten noch einige Häuser und Anlagen vor allem religiösen Charakters. Hier gefällt’s uns, die Sonne lacht und wir können einige tolle Fotos knipsen!
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