Blog El Salvador / 09.01. – 15.01.2018
Bei der Passkontrolle nimmt es der zuständige Officer sehr genau, er blättert unsere Pässe langsam von vorne nach hinten und nochmals von hinten nach vorne durch und begutachtet aufmerksam sämtliche Stempel. Nach dieser Prozedur erhalten wir das 90tägige Visum.
Beim Verlassen des Terminals kreischen hunderte Vögel lautstark von den Bäumen. Der bestellte Transfer ins Stadthotel lässt auf sich warten. Der Fahrer habe mit Verkehr zu kämpfen gehabt. Tja, auf dem Rückweg ist die gut ausgebaute Strasse jedenfalls praktisch leergefegt.
Unser Chauffeur ist aufgestellt und gesprächig, 2,4 Mio. Menschen leben in der Hauptstadt San Salvador! Das Land lebt vom Export des Zuckerrohrs, am Strassenrand stehen viele Lastwagen beladen mit dem kostbaren Gut. Als Währung gilt der US-Dollar, mit dem einzigen Unterschied, dass man hier sogar noch Münzen findet!
Wir übernachten in den Suites & Apartment San Benito in der «sicheren» Touristenzone, wo wir zu unserem Glück ein Upgrade in ein grösseres Zimmer mit kleiner Küche erhalten.
Wir haben schon viel Erschreckendes über El Salvador gelesen. Es sei das gefährlichste Land der Welt, in dem kein Krieg herrsche. Die Mordrate ist extrem hoch. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, die Ausflüge über das örtliche Reisebüro «EC Tours» zu buchen. Die Angestellten und der Boss Edwin wollen den Tourismus im Land fördern. Ihr Slogen heisst «don’t skip El Salvador», da viele Reisende einen grossen Bogen um das kleine Land machen.
Als erstes steht die Free Walking Tour auf dem Programm. Da sich Downtown San Salvador ziemlich weit von unserer geschützten Zona Rosa befindet, lassen wir uns mit dem Auto zum Treffpunkt chauffieren.
Nur eine Holländerin schliesst sich uns an, unsere kleine Gruppe wird von der jungen Estefania angeführt. Sie zeigt uns das lärmige, verschmutzte und von Bauarbeiten durchzogene Stadtzentrum. Der Abfall wird hier übrigens ganz selbstverständlich auf der Strasse entsorgt.
Estefania erzählt uns die kriegerische Geschichte des gebeutelten Landes, welches durch seinen Kaffeeanbau berühmt wurde. Einen Grossteil des Landbesitzes wurde jedoch unter 14 spanischen Familien aufgeteilt, ein Bauern-Aufstand wurde in einem Massaker blutig niedergeschlagen.
Während der wohlhabenden Kaffeedynastie der 30er Jahre wurden ganze Kirchen und Spitäler, welche extra in Belgien gebaut wurden, mit grossen Booten hergeschifft, so ein Unsinn!
Stefan ist der Meinung, dass man diese Stadtbesichtigung auslassen kann. Touristisch hat San Salvador nicht viel zu bieten, ausser vielleicht der Palacio National (welcher innen leer steht, weil die Gegend zu unsicher ist) und einige Kirchen.
In der Kathedrale Metropolitana befindet sich der Sarg des Nationalverehrten: dem Erzbischof Oscar Romero. Er wurde während des Bürgerkrieges 1980 vom Militär während eines Gottesdienstes erschossen. Die Menschen arbeiten fleissig daran, damit er als erster lateinamerikanischer Mensch heiliggesprochen wird. Dazu müssen ihm nur noch drei, von der katholischen Kirche beglaubigte Wunder nachgewiesen werden. Das dürfte ja wohl nicht allzu schwierig werden, oder?
Die Iglesia Rosario wirkt von aussen wie ein hässlicher Betonblock, von innen ist sie jedoch dank der farbenfrohen Beleuchtung spannend anzusehen.
Anschliessend schlendern wir über die belebte Marktstrasse und schauen uns die beiden Hauptplätze an, welche sich allerdings erst kurz vor Ende der Renovationsarbeiten befinden, sprich, es wird überall fleissig gebaut.
In Kürze soll in Downtown eine ansprechende Fussgängerzone entstehen. Der Bürgermeister versucht auch mit Events wie Gratiskonzerten, dem verruchten Stadtzentrum, in der nach 18’00 Uhr keine Menschenseele mehr auf der Strasse anzutreffen ist, wieder etwas Leben einzuhauchen.
Estefania erzählt uns, dass die Gewalt in diesem winzigen Land allgegenwärtig ist. Im Schnitt sterben 23 Menschen pro Tag einen gewaltsamen Tod und das bei einer Bevölkerungszahl von sechs Millionen. Die meisten Toten fallen unter die Drogen- und Bandenkriege, dazu mischt noch die Polizei und das Militär kräftig mit. Touristen seien jedoch nur äusserst selten betroffen!
San Salvador wird praktisch täglich von Erdbeben erschüttert, ganze 23 zum Teil aktive Vulkane befinden sich in nächster Umgebung. Dabei werden viele Bauten durch die Beben beschädigt und müssten dringend renoviert oder neu aufgebaut werden.
Die Menschen von El Salvador haben Angst, dass Präsident Trump sein Versprechen einhält und viele der Immigranten, welche seit Jahren in den USA wohnen, wieder zurückschickt. Das Land habe einfach nicht genug Platz für so viele unerwünschte Rückkehrer.
Wir staunen, dass es im Supermarkt praktisch alles zu kaufen gibt, was das Herz begehrt. Die Einheimischen können sich aber bei einem Salär von 200-300 USD pro Monat nur das Notwendigste leisten!
Am Abend besuchen wir das Restaurant der Bierbrauerei Cadejo, wo Stefan verschiedene selbst gebraute Biere degustieren kann. Naja, die meisten befindet er für zu bitter, dafür ist der Burger sehr zu empfehlen.
Die Vulkantour vom Cerro Verde Nationalpark sei die schönste Wanderung von ganz El Salvador. Oben im Nationalpark angelangt, überblicken wir den Vulkansee von Coatepeque. Dieser See mit der kleinen Insel verfärbt sich einmal im Jahr für bis zu zwei Wochen in türkis. Man vermutet, die Färbung geschehe aufgrund einer speziellen Algenart. Es ist unglaublich, wir haben aber als Beweis einige Handybilder gesehen.
Im Park stehen gleich drei Vulkane, der Izalco, der Cerro Verde und der 2’365m hohe Santa Ana, welchen wir besteigen werden. Bei der letzten Eruption von 2005 wurde der Wanderweg hinunter in den Krater zerstört.
Den 12km langen Pfad dürfen wir allerdings nicht alleine begehen. Um die 100 Wanderer marschieren in Kolonne den Berg hoch. Voraus stapft ein Parkführer und zu unserem Schutz werden wir von zwei Polizisten begleitet!
Zu Beginn stinkt es uns verwöhnten Wanderer in dieser Menschenmasse zu wandern, die Schlange zieht sich aber rasch auseinander.
Die Weitsicht in die Umgebung ist nicht toll, da im Moment überall Zuckerrohr abgebrannt wird. Dabei werden die Blätter in einem ausgeklügelten System abgebrannt, bevor das Zuckerrohr geerntet wird. Das Feuer darf aber nicht zu heiss brennen, da sonst der Zucker schmilzt!
Es ist ganz schön steil und wir geraten kräftig ins Schwitzen, bis wir oben am Kraterrand ankommen. Ein Blick in den 300m tiefen Abgrund mit dem grünen Kratersee und den stinkenden Schwefel-Gasen ist die Belohnung für unsere Strapazen. Es ist einfach atemberaubend schön hier!
Am Abgrund gibt es keine Abschrankungen und jeder Schritt zu nahe am losen Geröllhang könnte der letzte sein, einige unvorsichtige Touristen spielen hier definitiv mit dem Feuer!
Nach der Wanderung geniessen wir am Wasser des Vulkansees Coatepeque unser verdientes Mittagsessen, begleitet von einer lauten Mariachiband.
Die nächste Tagestour führt uns durch die berühmte Routa de las Flores, der Blumenstrasse.
Es ist angenehm warm draussen und wir geniessen die Aussicht auf die Vulkanlandschaft und die farbig blühenden Sträucher und Bäumen.
Insgesamt besuchen wir auf der Blumenroute vier Dörfer, im ersten Dorf Nahuizalco schlendern wir mit Edwin durch den Markt. Wir degustieren einen «Horchata» Saft, dieser wird aus der Morrofrucht (sieht aus wie eine kleine, grüne Kokosnuss) hergestellt und schmeckt lecker-nussig. Edwin kauft für uns einen Gewürzmix aus zerstampften Kürbis-Kernen mit Salz, welches zum Würzen von Fleisch, Gemüse, und Früchten genutzt wird.
Es gibt noch ein kleines Museum zu besuchen, wo über die Niederschlagung der Indigenos während der Kaffeebauernrevolte informiert wird. Heute leben nur noch sehr wenige dieser Ureinwohner, welche die Sprache «Nawat» beherrschen und es sind durchwegs uralte Leute. Diese Rasse und deren Sprache werden somit in wenigen Jahren aussterben, schade! Auf dem Markt treffen wir auf einige alte Frauen, sie sind dunkelhäutig und sehr kleinwüchsig.
In Juayua besuchen wir den geschäftigen Dorfplatz, von hier aus geht’s mit dem Tuktuk auf einer holprigen und steilen Strasse in den Dschungel. Zu Fuss wandern wir runter bis zu einem kleinen Wasserfall, welcher nicht aus einem Fluss sondern direkt aus den Felsen gespiesen wird. Hier kann man baden und Stefan springt in das kühle und erfrischende Nass.
In Apaneca speisen wir in einem typischen lokalen Restaurantkomplex, wo man bei verschiedenen Fressbuden das Essen bestellen kann.
Auch ein Halt in einer familiengeführten Kaffeeplantage steht auf dem Programm. Edwin führt uns durch den schönen Blumengarten und zeigt uns die Kaffeepflanzen und deren Bohnen.
Er erklärt uns, wie der Kaffee hergestellt wird. Das Restaurant ist voll behangen mit wunderschönen Blüten der «Thunbergia Mysorensis».
Der Pacamara Kaffee ist eine traditionelle Trommelröstung, mit weichem, mildem und fruchtigem Kaffee. Dieser Spitzenkaffee wächst nur in einer bestimmten Höhe, da es sich um eine Hybridkreuzung von Paca und Maragogype handelt.
In Ataco begeistern uns die unzähligen Wandmalereien, die das Stadtzentrum farbig aufpeppen. Wir besuchen verschiedene Künstlerateliers und staunen, wie die Menschen Tischdecken und Hängematten an primitivsten Webstühlen weben.
Auf der Rückfahrt informiert Edwin über unsere Weiterreise: es war abgemacht, dass wir einer anderen Reiseagentur für die Weiterreise nach Nicaragua umgerechnet insgesamt 120 CHF bezahlen. Nachdem wir am Morgen zugesagt haben, verlangt die Reiseagentur nun plötzlich 135 CHF pro Person! Wir sind perplex, Edwin telefoniert und ist für uns am Feilschen. Er werde versuchen, den Preis auf 135 CHF für beide zu drücken. Das Reisebüro krebst auf 160 CHF zurück. Wir pokern und melden, 140 CHF sei unser letztes Angebot, ansonsten sei die Abmachung hinfällig. Nach einigem hin und her schlagen sie schliesslich ein, ein wahrlich merkwürdiges Geschäftsgebaren!
Um von der Hauptstadt ans Meer zu gelangen, bietet sich für uns die ideale Gelegenheit! Jorge, der Freund unseres Airbnb Hosts, fährt jedes Wochenende nach La Libertad hinunter und nimmt uns freundlicherweise mit. Nach einer stündigen Fahrt erreichen wir den Strand.
Die Playa San Blas ist eine «gated Community», ca. 400 Häuser werden von einer Mauer umschlossen, im Innern sorgen Security-Angestellte für Sicherheit und es gibt zwei Poolanlagen, einen Fitnessraum, Restaurants und eine Bar. Georgina heisst uns herzlich willkommen und ihre beiden süssen Hunde Nemo und Gizmo fressen uns fast auf.
Es ist sehr heiss draussen, deshalb zieht es uns ans Meer und den kilometerlangen, schwarzen Sandstrand vulkanischen Ursprungs.
Der Strand ist sehenswert und wird erstaunlich sauber gehalten. Wir geniessen das Bad im Meer, jedoch geraten wir etwas zu weit hinaus. Da die Wellen hier heftig brechen, werden wir wie in einer Waschtrommel herumgewirbelt.
Der Sonnenuntergang zelebriert sich spektakulär, die feuerrote Sonne versinkt im Meer. Dazu ein Glas Rotwein aus der mitgebrachten Flasche, Life is a Beach!
Georgina nimmt ihre Rolle als Gastgeberin sehr ernst, sie chauffiert uns zum Abendessen, kocht uns leckere Pfannkuchen zum Frühstück und lädt uns sogar zum gemeinsamen Familienmittagessen ein!
Der Cousin von Georgina hält das traditionelle Tischgebet. Nachdem sie ihm erzählt, dass wir am Reisen sind, spricht er extra für uns noch ein Gebet auf eine sichere Weiterreise, wir sind gerührt!
Mit dem Amerikaner Bill betritt ein neuer Gast das Haus. Nach dem seine Frau unerwartet verstorben ist, hat er sein Haus verkauft und reist seit einem Jahr durch die Welt, ganze 107 Länder hat er bereits bereist!
Nach einem relaxten Badetag führt uns Georgina auf unseren Wunsch hin zu einer Pupuseria, wo wir die kulinarische Spezialität von El Salvador essen. Da ihr Auto in der Werkstatt ist, fahren wir mit dem abenteuerlichen Chickenbus in die Stadt. Nach einer kurzen Führung durch die Strandpromenade halten wir an einer typischen Strassen-Pupuseria.
Die Pupusa-Tortillas werden in einer sehr einfachen Küche direkt am Strassenrand zubereitet. Das fertige Gericht sieht ähnlich wie Tacos aus, wird mit den Fingern gegessen und schmeckt super! Inklusive Getränke für vier Personen kostet unser Abendessen keine 10 CHF!
Zum Abschied schenkt uns Georgina noch ein hübsches Buchzeichen, in El Salvador wird Gastfreundschaft noch gelebt!
Mitten in der Nacht werden wir pünktlich vom Shuttlebus abgeholt, welcher uns an die Grenze bringen wird. Im kleinen Kaff La Union erledigen wir die Formalitäten, bevor wir mit einem kleinen Motorboot übers Meer nach Nicaragua ausreisen.
Einen Besuch von Honduras lassen wir aus. Im Moment ist die Lage dort brenzlig, einige Touristenbusse mussten zwei Tage lang wegen Strassensperren und Streiks ausharren.
2 Comments
Monika und Stefan, vielen Dank für Ihren Besuch in San Blas. Für Georgina und für mich war es eine Freude, Ihnen zu dienen.
Grüße aus El Salvador.
Jorge
Hi Jorge, it was a pleasure to stay at the house of Georgina…!!! We had a wonderful time and you are so friendly and openminded hosts!!!!! Saludos de Tamarindo Beach in Costa Rica, Monika and Stefan