Blog Fortaleza – São Paulo – Foz do Iguaçu, Brasilien
Mit über zwei Million Einwohnern ist Fortaleza die fünftgrösste Stadt Brasiliens und ein sehr heisses Pflaster. Der Nordosten des Landes gehört zu den kriminellsten Regionen weltweit. Es gibt Slums in fast allen Bezirken der Stadt. Gemäss Statistiken kommt es alle 13 Minuten zu einem bewaffneten Überfall, dies umfasst jedoch nur die per Anzeige gemeldeten Überfälle, die Dunkelziffer ist erheblich höher!
Unser Hotel befindet sich direkt am breiten Sandstrand von Iracema. Am Abend wird der Strand und die Fussgängerzone mit riesigen Flutscheinwerfer ausgeleuchtet. Die Polizei ist vor Ort präsent, um wenigstens an der Touristenmeile für Ordnung zu sorgen. Der Strand ist sauber und das warme Wasser mit den kleinen Wellen lädt zum Baden ein.
Zu Fuss erkundigen wir das Zentrum der Stadt, bestaunen die imposante Metropolitana Kathedrale und besuchen den Mercado Central. In diesem modernen Gebäude werden auf verschiedenen Stockwerken Ramsch, Klamotten und Souvenirs an die Frau gebracht.
Am Abend spazieren wir dem Quai entlang, wo viele Jogger, Velofahrer und Skater unterwegs sind. Auch Boxer, Tänzer oder Slackline-Balancierer wollen beobachtet werden, es herrscht hier Körperkult, man zeigt, was man hat. Sogar wir lassen uns davon ein wenig anstecken und werden die nächsten Tage unser Fitnesscenter rege besuchen!
Am Nachtmarkt gibt es nebst den üblichen Schrott-Souvenirs auch verschiedenste Fressbuden. Hier decken wir uns mit Maiskolben, Fleisch- und Käsespiessli ein und schlürfen aus der Kokosnuss. Man hat das Gefühl, dass die ganze Stadtbevölkerung am Abend auf dieser Promenade unterwegs ist!
Da es zwischendurch stark regnet, verzichten wir auf einen weiteren Ausflug zum Coco-Park. Schlussfazit: wir fühlen uns in dieser Grossstadt nicht wohl, auch können wir nicht nachvollziehen, wieso Fortaleza und deren Umgebung für viele Brasilianer ein Traumreiseziel ist.
Der Weiterflug verläuft störungsfrei und wir landen bereits eine halbe Stunde früher in São Paulo. Mit dem Uber-Taxi fahren wir 30-Kilometer durch die Stadt, bis wir in unserem Hotel ankommen. São Paulo befindet sich südöstlich von Brasilien, es ist hier bedeutend kühler als in Fortaleza.
Im Hotel werden wir mit einem anderen Gast verwechselt. Die Rechnung stimmt nicht und wir werden in ein muffeliges Zimmer mit uraltem Teppich verfrachtet. Als wir reklamieren, klärt sich die Situation auf und wir erhalten ein besseres Zimmer. Das Hotel hat aber bestimmt schon bessere Tage gesehen (so in den 60er Jahren). Aber vom Fenster aus dem 14. Stock geniessen wir eine tolle Aussicht auf die Wolkenkratzer der Stadt.
São Paulo ist der grösste Ballungsraum in Lateinamerika. In der Metropolregion Grande São Paulo leben 21 Millionen Einwohner! Insgesamt gesehen ist São Paulo die fünftgrösste Metropolregion der Welt.
Wir machen die Stadt unsicher und düsen bequem mit der günstigen Metro zwei Stationen, bevor wir uns der Free Walking Tour anschliessen. In den drei Stunden werden uns die zwei aufstrebenden Stadtgebiete Pinheiros und Vila Madalena nähergebracht.
Die Einheimische Cristy führt unsere kleine Gruppe an, leider verfügt sie über eine «Quietschi-Stimme», die mit der Zeit einfach nur nervt! Wir erfahren vieles über die Geschichte und die Wirtschaft von São Paulo sowie die Gewohnheiten ihrer Einwohner. Viele Szene-Restaurants und Bars sind hier angesiedelt. Was noch interessant ist, in São Paulo gibt es über 60 Strassen, wo praktisch nur je ein Gewerbe angesiedelt ist (Bsp: eine Möbelgeschäftstrasse, eine Hochzeitskleiderstrasse oder eine Sanitärstrasse).
Wir besichtigen zwei Strassenabschnitte, in welchen verschiedenste Künstler ihre Graffitis und Wandmalereien an die Wände gesprayt haben. Die Batman Alley mit den haushohen Murals ist einfach nur fantastisch! Unterwegs kommen wir auch an Kunstwerken des berühmtesten Streetart-Performers der Welt mit dem Namen «Kobra» vorbei.
Beeindruckende Gebäude gibt es auf der dreistündigen Tour nicht zu sehen (ausser dem Tomie Ohtake Building), trotzdem geniessen wir den langen Spaziergang. Wir erhalten auch gute Tipps für Restaurants, welche wir im Anschluss bei einem Steakhaus gleich austesten.
Nach der Tour besuchen wir den São Paulo Cementery. Auf diesem Friedhof liegen 140’000 Menschen begraben. Er ist eine Oase der Ruhe und ist bespickt mit vielen grossen Skulpturen, kunstvollen Statuen und riesigen Grabmalen.
Bereits am nächsten Morgen ist die Free Walking Tour 2 «Old Downtown» angesagt. Auf der Tour treffen wir auf Bülent, einem Türken, der jahrelang in Deutschland gelebt hat und auf Pascal, einen Schweizer Weltenbummler, welcher fünf Jahre in Indien gelebt hat und danach von Madagaskar mit einem Segelschiff über Südafrika nach Brasilien gereist ist, eine spannende Geschichte!
Wir besuchen die Hauptsehenswürdigkeiten der Altstadt, das sind unter anderen die Wolkenkratzer Italia Building, Copan Building, Martinelli Building, die Bibliothek, das Theater, die Kathedrale, die Börse, das Kloster und die Stadthalle. Wir staunen, diese Grossstadt hat doch mehr zu bieten, als wir erwartet haben!
São Paulo besitzt aber auch eine dunkle Seite, in allen Parks und auf öffentlichen Plätzen begegnen wir vielen Obdachlosen, Bettlern und Drögeler, welche herumliegen oder herumlungern und betteln.
Auf dem Nachhauseweg machen wir noch einen Stopp beim Rock-Gallery Einkaufszentrum. Auf sechs Stockwerken verteilt ist das ein wahres Paradies für Skater, Rocker, Piercer, Tattoo und Metal-Fans. Es gibt dort einfach alles zu kaufen, was das Herz begehrt, Stefan ist begeistert!
Nachdem wir die Gegend Paulista vergeblich nach einem passenden Coiffeur abgesucht haben, fahren wir auf Stefan’s Wunsch hin mit der Metro zum Freilichtmuseum Museo Aberto de Arte Urbana. Die Metro verläuft hier oberirdisch auf hohen Betonsäulen. Zwischen drei Stationen wurden diese Säulen von Graffiti-Künstlern verschönert. Wir knipsen tolle Fotos und bestaunen die farbigen Kunstwerke. Einziges Manko, dazwischen liegen Bettler und Obdachlose herum, krass!
Am Abend geniessen wir in einer Churrascaria die brasilianischen Fleischspezialitäten. An langen Spiessen werden die gebratenen Fleischstücke an den Tisch gebracht und auf Wunsch ins Teller geschnitten. Da wir bei diesen Leckereien schlecht nein sagen können, sind unsere Bäuche kurz vor dem Platzen, als wir das Restaurant verlassen.
Als wir am Gate auf unseren Weiterflug nach Foz do Iguaçu warten, treffen wir wieder auf unsere Deutsch/Schweizer Freundinnen Julia und Belinda, was für ein Zufall! Der 1 1/2 stündige Flug verläuft ruhig und entspannt.
Mit dem öffentlichen Bus gelangen wir fast gratis in die Stadt und von der Bushaltestelle ist es nur ein Katzensprung bis zum Hotel. Am Abend haben wir mit den beiden Mädels abgemacht, wir testen den besten Italiener der Stadt. Naja, hier würde ein verwöhnter Italiener vermutlich nicht glücklich werden.
Ein grosser Tag bricht an, wir werden heute Helikopter fliegen! Zusammen mit unseren Reisebekanntschaften fahren wir zum Eingangsportal des Nationalparks. Beim Heliport angekommen, wählen wir die 35-minütige Variante und bereits eine halbe Stunde später geht’s los.
Wir werden zum nahen Hangar gefahren, da der Heli dort auftanken muss. Wir steigen ein, werden festgeschnallt, erhalten die Kopfhörer und schon heben wir ab. Es ist ein tolles Gefühl, die Welt von oben zu beobachten, auch wenn der stahlblaue Himmel innert 10 Minuten weissen Wolken weichen musste.
Wir fliegen zuerst über das Dreiländereck Brasilien, Paraguay und Argentinien, welches von zwei Flüssen geteilt wird. Ein Flussteil scheint dreckig braun, der andere weist eine normale Färbung auf.
Als nächstes folgen die Städte Foz do Iguaçu und Ciudad de Este von Paraguay. Danach düsen wir weiter zum gigantischen Wasserkraftwerk Itaipu, dem zweitgrössten Kraftwerk der Erde! Gewaltige Wassermassen wälzen sich durch die Turbinen.
Schlussendlich fliegen wir über den Regenwald von Brasilien auf die Iguaçu-Fälle hin. Bereits von weitem ist die Wolke sichtbar, welche aus der Gischt der Wasserfälle entsteht. Endlich ist es soweit, dreimal überfliegen wir die ganzen Wasserfälle und können uns ab dem imposanten Szenario nicht satt sehen. Später beim Heliport angekommen, steigen wir alle mit glücklichen Gesichtern aus dem Helikopter aus, dieser Flug hat sich wirklich gelohnt!
Nachdem wir die Nationalpark-Gebühr bezahlt haben, werden wir mit dem Shuttle-Bus zu den Fällen transportiert. Wir posieren für Fotos vor den gigantischen Fällen und köpfen zur Feier des Tages die mitgebrachte Chachaça-Flasche mit Maracujageschmack.
Wir folgen dem Wanderweg den Fällen entlang. Es ist leicht bewölkt, trotzdem sehen wir einige Regenbogen im Wasser glitzern.
Die Iguaçu-Wasserfälle bestehen aus 20 grösseren und 255 kleineren Wasserfällen mit einer Ausdehnung von über 2,7 Kilometern. Einige davon sind bis zu 82 Metern hoch. Das berühmteste Wasserfallsystem ist das Garganta do Diabo «Teufelsschlucht», eine u-förmige, 150m breite und 700m lange Schlucht.
An einigen Aussichtspunkten werden wir nass, es ist jedoch ein Erlebnis, den Wassermassen so nahe zu kommen. Auch den lustigen (und gefrässigen) Nasenbären begegnen wir zu Hauf. Schelmisch versuchen sie Esswaren von den Touristen zu klauen oder zu erbetteln.
Ein weiterer Hingucker sind die verschiedenfarbigen Schmetterlinge, welche uns zahlreich um die Köpfe fliegen.
Am nächsten Tag besuchen wir den Parque das Aves, den Vogelpark. Hier gibt es über 140 Spezies und 1’100 Tiere zu beobachten. 50% der Tiere waren verletzt und sind gerettet worden, 43% der Vögel sind im Park geboren worden, zudem wird hier Forschung und Wiedereingliederung betrieben.
Uns fasziniert, dass in der regenwaldähnlichen Anlage auch wilde Tiere anzutreffen sind. So begegnen wir unserem ersten Tukan, sehen Affen, Agutis, Kolibris und Schmetterlinge.
Die grosse Parkanlage mit riesigen Vogelgehegen beherbergen Adler, Geier, Papageien, Tukane, Casuaris, Flamingos, ein Schmetterlingshaus und viele andere Tiere. Durch einige der Gehege kann man durchlaufen, um die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten. Uns gefallen vor allem die Tukane mit ihren riesigen, farbigen Schnäbeln und die grossen Papageien.
Tja, unsere Südamerika-Reise geht somit langsam aber sicher zu Ende. Wir fliegen von Foz do Iguaçu nach São Paulo, wo wir noch eine Nacht in der Nähe des Flughafens verbringen. Danach folgt ein Stopp-Over in Lissabon, wo wir kurz das Zentrum der Stadt besuchen. Am Abend erreichen wir dann unseren Zielflughafen Zürich.
Wie geht es weiter? Lasst euch überraschen, wir werden diese Homepage in Kürze mit unseren nächsten Reiseerlebnissen füttern!
Leave a reply