Blog USA / Graceland – New Orleans / 03.04. – 14.04.2018
Graceland
Long life the King! Wir besuchen den Wohnsitz von Elvis Presley. Der Eintritt zum Museum ist mit 60 Dollars nicht gerade ein Pappenstiel, es lohnt sich aber definitiv!
Nach einem Kurzfilm über Elvis fassen wir ein Audiogerät mit Kopfhörer. Mit dem Bus fährt man den lächerlich kurzen Weg bis zum stattlichen Anwesen Graceland, welches der King mit jungen 22 Jahren für seine Familie gekauft und danach für seine Zwecke ständig ausgebaut hat.
Bewaffnet mit dem neuesten Multimedia-Gerät erkundigen wir die Räume von Graceland und hören die Geschichten dazu. Die Schlafräume im Obergeschoss sind für Touristen jedoch tabu.
Im Untergeschoss findet sich der grosszügige Fernsehraum mit drei Grossbildschirmen, die gediegene Bar und das schrille Billardzimmer.
Am Schluss der informativen Führung gelangt man zur Grabstätte, wo die Familie Presley ihre letzte Ruhe gefunden hat. Auch sein bei der Geburt verstorbene Zwillingsbruder ist hier beerdigt.
Zurück im Museum begutachtet Stefan zuerst die erlesene Autosammlung. Elvis war ein Mercedes Fan, aber auch zwei Rolls Royce und der Pink Cadillac dürfen in seiner Sammlung nicht fehlen.
In einer Ausstellungshalle erfährt man alles über seinen Militärdienst, während dem er für 15 Monate in Deutschland stationiert war.
Auch seine unzähligen Bühnen-Kostüme beanspruchen eine grosse Halle.
Nachdem einige inspirierte Weltstars dem King ihren Respekt zollen, gelangt man am Schluss der Ausstellung in seine Ruhmeshalle. Hier hängen unzählige Awards und gewonnene Musikpreise an der endlos langen Wand.
Das Museum ist einfach gewaltig und auch für nicht Elvis Fans ein Erlebnis!
Robinville
Eine Stunde Autofahrt südlich von Memphis liegt die Casinostadt Robinville.
Hier übernachten wir im Hollywood Casino. Vom Schlafzimmerfenster aus dem dritten Stock überblicken wir die 1’079 Slotmaschinen und 28 Tische des Casinos!
Am Abend üben wir uns am Roulette-Tisch und am einarmigen Banditen, leider ohne das nötige Spielerglück.
Vicksburg
Wir durchqueren eine sumpfige Waldgegend, bevor wir in der geschichtsträchtigen Stadt Vicksburg ankommen.
Die Schlacht um Vicksburg im Jahre 1863 gilt als die entscheidende Schlacht des amerikanischen Bürgerkrieges, welche die konföderierten Südstaaten gegen die Nordstaaten-Union verloren.
Das älteste Südstaatenhaus der Stadt, Steele House Mansion aus dem Jahre 1829, dient als unser Nachtlager.
Da wir die einzigen Gäste sind beschliessen wir, uns Essen und eine Flasche Wein zu besorgen, um den Abend in der gemütlichen Lounge zu geniessen.
Drei Blocks nördlich befindet sich das Duff Green Mansion, wo wir unser Frühstück einnehmen. Das dreigeschossige Südstaaten-B&B wurde im Bürgerkrieg zum Hospital umgebaut.
Wir werden in einem wunderschönen Saal geführt. Zum Frühstück wird folgendes serviert: gezuckerte Früchte, süsse Scones mit Konfitüre, danach ein Teller mit Blaubeerenwaffeln und Rahm, Erdbeeren und Speck!! Zum krönenden Abschluss folgt noch ein Stück Kuchen mit Rahm, ungewohnt!
Nachdem die Gäste mit dem Frühstück fertig sind, führt der stolze Hausherr durch das Haus und referiert über die Geschichte des Bürgerkrieges und die Vorbesitzer des schmucken Anwesens.
Die Führung wäre zwar sehr interessant, sein «Kaugummi-im-Mund-Südstaatenslang» ist jedoch nur schwer zu verstehen.
Lustig ist die Story aus vergangenen Tagen, als die vornehmen Gastgeber hier «ausschweifende» Partys gefeiert haben. Naja, die Party bestand aus maximal 10 auserlesenen Gästen, die Männer und Frauen unterhielten sich in separierten Sälen.
Wenn am späteren Abend ein Mann die Dame zum Tanz auffordert, fragt er sie mit förmlichem Knicks an. Die Dame entgegnet entweder ja gerne oder ich bin gerade beschäftigt, ein nein als Antwort wäre undenkbar. Der verschmähte Mann schreibt seinen Namen auf ein Blatt Papier und übergibt selbiges der Dame, damit sie seine Aufforderung nicht vergisst.
Auf dem Historic Trail gelangt man vorbei an alten Südstaatenhäusern, Kirchen und dem historischen Rathaus.
Am Ufer des Mississippi entlang wurde eine hohe Schutzmauer gebaut, welche Vicksburg von Überschwemmungen schützen soll. Diese wurde mit bunten Gemälden aus der Stadtgeschichte verschönert.
Im Biedenharn Coca Cola Museum füllte man das erste Mal den berühmtesten, braunen Saft der Welt in Flaschen ab. Die Abfüllanlage, alte Flaschen, Coca Cola-Signete und weitere antike Werbemittel können hier bestaunt werden.
Aus einem ausgedienten Schaufelraddampfer «Riverboat» wurde das Ameristar Casino umgebaut.
Natchez
In der Gegend um Natchez waren einst extrem reiche Plantagenbesitzer angesiedelt. Noch heute zeugen zahlreiche, prächtige Villen von diesem Reichtum.
Im alten Hafen liegen gleich zwei grosse Raddampfer vor Anker. «American Queen» heisst der mit 127 Länge und 27m Breite der grösste je gebaute Raddampfer. 436 Gäste können in seinen Zimmern untergebracht werden.
Der Raddampfer legt seine Leinen los. Während der Wegfahrt ertönt vom Oberdeck aus ungewohnte, laute Musik aus dem «Steam Calliope», einem orgelähnlichen Musikinstrument.
Über die imposante Brücke setzen wir auf die andere Flussseite hinüber und befinden uns im Staate von Louisiana.
Die kurze Wanderung führt am Ufer des Mississippis entlang, auf der grünen Matte tummeln sich viele, knuffige Eichhörnchen.
Bei nasskalten Wetter verlassen wir Natchez, auf dem Hotel-Parkplatz glänzen vier Rolls Royce und ein Bentley um die Wette, woah!
Gonzales
Die Kleinstadt Gonzales ist bekannt für sein «Crawfish Boil Festival». Crawfish ist eine Krebsart, welche in den Sümpfen gefangen wird. In grossen Bottichen werden die Krebse gleich tonnenweise für die Festivalbesucher zubereitet.
Nebst dem Essen bietet die Charity-Veranstaltung noch eine Autoshow, Konzerte mit Südstaatenrock und Country, diverse Marktstände und «Fr»esskonteste.
Der Verzehr der kleinen Krebse ähnelt dem Crevetten essen, eine mühsame Schälarbeit mit wenig Ertrag. Die Krebse sind für unseren Geschmack zu pfeffrig geraten.
Baton Rouge
In Downtown Baton Rouge findet dieses Wochenende das Ebb & Flow Festival statt. Das brasilianische Fest mit seinen wenigen Ständen, welche in keinem Zusammenhang mit Brasilien stehen, mutet komisch an.
Die Darbietungen auf der Bühne des Casinos wissen jedoch zu begeistern: eine vielköpfige Band spielt verschiedene Trommeln, dazu werden Capoeira-Tänze aufgeführt.
Im Anschluss tritt eine Männer-Gospel Band auf, leider ist der Musikpegel viel zu laut für empfindliche Ohren. Auch auf der Aussenbühne ist der Sound so laut, dass Moni nicht mal mehr das Saxophonsolo geniessen kann!
Am Ufer des Mississippi liegt auch das zum Museum umgewandelte Kriegsschiff US Kidd vor Anker.
New Orleans
Auf Pfeilern führt uns die Strasse durch ein ausgedehntes Sumpfgebiet bis zu unserem Endziel New Orleans. Unglaubliche 5’200km haben wir auf unserem Road-Trip zurückgelegt!
Am vorgelagerten Flughafen geben wir unser Fahrzeug ab und organisieren einen Uber-Transport in die Stadt.
Das bekannte French Quarter ist zu Fuss nur einen Katzensprung entfernt von unserem stylischen Hotel Gambria, welches im Warehouse District liegt.
Vom Jackson Square aus startet täglich eine Free Walking Tour, Stacey führt die Gruppe mit lauter Stimme an.
In den zwei Stunden erfahren wir alles Wissenswerte über die Geschichte von New Orleans. Naja, wir erhalten viel zu viel Informationen, gegen Ende der Tour sind wir nicht mehr aufnahmefähig.
Ein kurioser Fakt ist, dass NOLA, wie New Orleans liebevoll abgekürzt wird, von Verbrechern, Prostituierten und Wahnsinnigen gegründet wurde!
Die ersten Siedler der Gegend waren Deutsche, welche mit falschen Versprechungen hierhergelockt wurden. In den Werbekampagnen stand nichts von gefährlichen Alligatoren, seuchenbringenden Mosquitos und unwirtlichen Sümpfen.
Franzosen wollten keine freiwillig übersiedeln, deshalb wurde die Bastille geleert, deren Gefangenen wurden mit Prostituierten verheiratet und zusammen mit Insassen von Irrenhäusern nach Amerika geschickt!
Nur gerade drei Gebäude aus der Herrschaft der Franzosen sind noch intakt, alle anderen wurden während zwei verheerenden Feuersbrünsten vernichtet!
New Orleans war lange Zeit ein Nest für Piraten, der bekannteste davon war Lafitte. Er wurde später sogar als Nationalheld von New Orleans verehrt, als er die Stadt im Krieg gegen die Briten unterstützt hat.
Das French Quarter lebt, es ist bunt, laut und schrill! An jeder Strassenecke ertönt Livemusik, New Orleans-Jazz, Irisch Folk, Blues oder Country werden bevorzugt.
Unzählige Überlebenskünstler verdienen ihr Brot mit Stepptanz, Akrobatik, Zaubertricks oder scheppern wild auf Küchengeschirr herum.
Im French Market Place, dem ältesten Marktgebäude von ganz Amerika, kann man verschiedenste Fressbuden austesten.
Die Kehrseite der Medaille: überall lungern Bettler, Drogenabhängige und Landstreicher herum. Teilweise liegen die Schnapsleichen schon tagsüber mitten auf dem Fussgänger-Trottoir, es ist krass!
Ein Traum von Stefan wird wahr, wir entern den Raddampfer Natchez IX, um eine zweistündige Mississippi-Rundfahrt inklusive Jazz-Unterhaltung zu geniessen.
Das Dampfschiff wurde 1975 vom Stapel gelassen und cruist seit dem auf dem drittlängsten Fluss der Welt herum.
Der Maschinenraum kann besichtigt werden, es dampft aus allen Ecken und riecht nach Motorenöl.
Bei bestem Wetter und leichtem Wind cruisen wir den Mississippi hinunter und gelangen vorbei an einer der meistfrequentierten Hafenanlagen der USA. Stromaufwärts dauert die Fahrt dann etwas länger.
In den Gassen des French Quarter haben sich einige verrückte Kunstsammlungen angesiedelt. Die Bildersammlung des Bodypainters Craig Tracy ist eine Klasse für sich, unsere Empfehlung: unbedingt mal auf seiner Homepage reinschauen!
In der berühmt-berüchtigten Bourbon Street spielt sich das Nachtleben ab, Bars, Nightclubs, Cabarets und Restaurants mit Livemusik findet man hier zu Hauf.
New Orleans ist auch bekannt für ihre Voodoo Szene. Um näheres zu erfahren, nehmen wir an der Walking Voodoo Tour von Melissa teil. Sie selbst gehört jedoch nicht dieser Religionsgemeinschaft an, Melissa ist eine praktizierende Wicca (Hexe)!
Auf dem Conga Placa verbrachten früher die afrikanischen Sklaven ihren arbeitsfreien Sonntag und zelebrierten im Verborgenen ihre Tänze und den Voodookult. In den Voodoo-Zeremonien werden Menschen in Trance versetzt und ihre Körper werden von den gerufenen Geistwesen besetzt!
Die bekannteste Voodoo-Queen hiess Marie Laveau. Mit cleverem Insiderwissen und ihrem Informationsnetz aus Tratsch und Klatsch hat sie der High Society gutes Geld abgeknüpft. Ihre sogenannten Wahrsager-Fähigkeiten und die Zaubertränke waren sehr beliebt. Sie wurde aber auch respektiert und von ihren Feinden wegen schwarzer Magie gefürchtet.
Marie hat ihre Machtposition für eine bessere Behandlung der Sklaven eingesetzt und als erste Hohe-Priesterin öffentliche Voodoo-Zeremonien durchgeführt.
Im Presbytère Museum widmet sich eine Ausstellung der schlimmen Umweltkatastrophe, als am 25. August 2005 der Hurrikan Katharina Zerstörung und den Tod brachte. Brüche im Deichsystem überfluteten 80 Prozent des Stadtgebietes bis zu 7.60m hoch. Etwa 1’800 Menschen kamen dabei ums Leben, der Sachschaden belief sich auf 108 Milliarden USD.
Interessanterweise wurde das French Quarter von den Überschwemmungen verschont, obwohl sich das ganze Gebiet unter dem Meeresspiegel befindet!
Die Dokumentation stimmt den Besucher zwar traurig, es gab jedoch auch Lichtblicke. Die Verantwortlichen Einsatzkräfte waren heillos überfordert und es klappte gar nichts. Trotzdem kamen später über zwei Millionen Freiwillige den in Not geratenen Menschen zu Hilfe. Zusammen haben sie den Neuaufbau der Stadt in Angriff genommen.
Im zweiten Stockwerk gibt es alles Wissenswerte über das Mardi Gras Festival, die Karneval Zeit von New Orleans. Die Paraden ähneln denjenigen von uns in der Schweiz, von den Wagen werden aber statt Orangen oder Bonbons bunte Glasperlenketten und Chipstüten in die Menge geworfen.
Die hype Bar W.i.n.o hat es uns angetan. An den verschiedenen Ausschankautomaten kann man über 120 verschiedene Weine degustieren.
Moni liebt den «Sexy Chocolate» aus Kalifornien, Stefan geniesst den 40-jährigen Portwein. Am nächsten Morgen wacht eine(r) von uns mit einem leichten Kater auf.
Dieses Wochenende herrscht in der Stadt Ausnahmezustand, es findet das jährliche French Quarter Festival statt. Auf 20 verschiedenen Bühnen spielen hunderte von Bands und das Ganze gibt’s zum Nulltarif!
Der Umzug durch die Gassen ist für amerikanische Verhältnisse lächerlich klein. Einige Sponsorengruppen in bunten Kostümen folgen den spärlichen Musikerformationen.
Am Tag unserer Abreise wird im Fernsehen vor schlimmen Tornados gewarnt, über die Region von Baton Rouge fegt ein gewaltiger Gewittersturm hinweg und wir werden von seinen Ausläufern bedroht! Es regnet in Strömen, der Himmel ist schwarz, es donnert und blitzt.
Angespannt warten wir im Hotel auf Wetterbesserung. Wir hoffen, dass der Flugverkehr nicht eingestellt wird und unser Flieger nach Los Angeles rechtzeitig abhebt. Ansonsten könnten wir unseren Weiterflug nach Cook Islands verpassen.
Leave a reply