Blog Guatemala / 31.12.2017 – 3.01.2018
Der Kleinbus fährt uns und sechs weitere Touristen an die Grenze in Richtung Guatemala. Während der holprigen Fahrt und durch die trockene Luft fällt Stefan plötzlich eine Kontaktlinse aus dem Auge! Da es sich um eine Jahreslinse handelt, wäre deren Verlust ein mittleres Unglück. Glücklicherweise findet Moni die Linse auf dem Sitz liegend.
An der Grenze zu El Ceibo verlassen wir Mexiko. Wir müssen aussteigen und zum Grenzbüro. Der Beamte verlangt von uns eine Quittung, welche belegen soll, dass wir die mexikanischen Einreisegebühren von je 25 USD bezahlt haben. Nun, wir haben nie ein solches Dokument erhalten. Er murrt und meint, dass sei nicht sein Problem, wir hätten bei der Einreise einen solchen Beleg verlangen müssen.
Wir sollen jetzt gefälligst zu einer Bank gehen und das Geld holen. Wir bleiben höflich aber bestimmt und pochen darauf, dass dieser Betrag bereits mit dem Anflugticket bezahlt worden ist. Er zickt weiter rum, wir würden Probleme haben, wenn wir das nächste Mal nach Mexiko einreisen. Wir entgegnen, das werde nicht mehr passieren. Er murrt nochmals und doch stempelt er uns das Ausgangsdatum in die Pässe und wir können unser Glück fast nicht fassen.
Zu Fuss marschieren wir auf die andere Seite der Grenze. Hier werden wir von einem Beamten erwartet, welcher lustlos in seinem Sessel herumlümmelt. Ohne ein Wort sammelt er unsere Pässe ein und schleicht sich in sein Büro, wo er mit sichtlichem Widerwillen die Pässe abstempelt und wieder auf die Theke wirft. Herzlich willkommen in Guatemala?
Unser Gepäck wird ohne Kontrolle einfach in einen anderen Bus umgeladen und wir fahren weiter.
Das Guatemala noch ärmer dran ist als Mexiko merken wir rasch, als wir durch die ländliche Gegend fahren. Die Hütten und Baracken wirken baufällig und heruntergekommen. Säue, Hühner und Truthähne spazieren frei auf den Strassen umher.
Flores liegt auf der Insel San Andrés im Petén-Itzá See. Die kleine Kolonialstadt ist nur durch einen künstlichen Damm mit dem Festland verbunden.
In Sichtweite unseres Endziels fährt unser Fahrer in eine Nebenstrasse und hält den Bus an. Er telefoniert und auf unsere Rückfrage meint er, ein anderer Bus bringe uns auf die Insel raus.
So warten wir ab, bis ein weiterer Kleinbus ankommt. Der als Touristen-Führer angeschriebene Fahrer steigt aus und heisst uns herzlich willkommen. Er werde uns zum Hotel auf der Insel bringen. Das Ganze kommt uns dann schon sehr komisch vor, wir steigen aber ein.
Bereits während der Fahrt werden eifrig alle Gäste befragt, wohin sie reisen, wann sie die Tikal-Tour machen und was sie sonst noch vorhaben. Unser Fahrer habe zufällig auf der Insel ein Reisebüro und er könne uns alle weiteren Reisen zu günstigen Konditionen buchen.
Ihr ahnt es sicher schon, er hat nicht vor, uns zu den Unterkünften zu bringen, stattdessen fährt er uns zu «seinem» Reisebüro. Ein ungepflegt wirkender Mitarbeiter öffnet die Türe und verlangt mit Nachdruck zu wissen, wann wir bei ihnen die Tikaltour buchen wollen.
Es wird uns allen zu bunt, wir machen ihnen klar, dass wir hier keine Tour buchen werden. Ab jetzt sind wir nur noch Luft für sie, wir müssen das Gepäck selber abladen und zu Fuss unsere Unterkünfte suchen. Das war eine lästige und ziemlich unverschämte Touristenfalle!
Vom Hotelzimmer aus geniessen wir eine tolle Aussicht auf den See und die Fussgängerpromenade, welche allerdings überschwemmt ist. Der Seespiegel ist aufgrund der starken Regenfälle angestiegen.
Bei einem leckeren Abendessen lassen wir das alte Jahr zu Ende gehen. Um 24’00 Uhr wird der See von unzähligen kleinen Feuerwerken erhellt, welche einen Höllenlärm veranstalten.
Ein deutscher, redseliger Restaurantbesitzer bringt uns auf die Idee, mit dem Boot nach El Remate zu fahren. Er könne einen Transfer organisieren. Beim zweiten Gespräch kostet die Überfahrt dann jedoch doppelt so viel wie angekündigt und wir blasen die Bootstour ab.
Wir benötigen dringend einheimische Währung, da wir mit unseren USD hier nichts kaufen können. Wir umrunden die Insel zweimal und marschieren sogar zu Fuss aufs Festland, um sämtliche vorhandenen Geldautomaten abzuklappern. Vergeblich, alle sind entweder leergeräumt oder funktionieren nicht. Nach mehreren erfolglosen Nachfragen in Reisebüros und Hostels gelangen wir endlich zu einem Hotel, welches uns zu einem schlechten Kurs Guatemaltekische Quetzales wechselt.
Unsere Weiterreise nach El Remate ist noch nicht gelöst. Es besteht die Möglichkeit, mit einem Taxi zur Busstation zu fahren um dort mit einem «Chickenbus» an unseren Zielort zu gelangen. Nur heute ist ein Feiertag in Guatemala und da geht nicht viel. Unser Hotel versucht erfolglos ein Taxi zu bestellen. Da wir einiges an Gepäck bei uns haben, kommt auch eine Fahrt mit dem Tuktuk nicht in Frage. Schlussendlich gelingt es der Hotelangestellten, einen natürlich nicht ganz billigen Privattransfer über ein Tourenbüro zu vermitteln.
So gelangen wir doch noch nach El Remate zu unserer Palomino Ranch, einer kleinen Pferdehazienda. Auf den ersten Blick wirkt die Ranch etwas heruntergekommen, hat wohl ihre besten Jahre schon hinter sich. Kleine stechende Plagegeister quälen uns auf der Poolterrasse und auch auf dem Zimmer haben wir keine Ruhe.
Dafür geniessen wir auf einem nahen Pier die riesigen Seerosenblätter und den idyllischen Sonnenuntergang über dem See. Auch das Abendessen im Hotelrestaurant schmeckt viel besser als erwartet.
Wir haben beim örtlichen Reisebüro eine Fahrt nach Tikal gebucht, mit über einer halben Stunde Verspätung trifft unser Shuttlebus schliesslich ein. Die Fahrt zum Eingangsportal des Nationalparks dauert ca. dreissig Minuten. Hier müssen alle aussteigen um die Eintrittsgebühren zu bezahlen. Von hier aus geht’s dann nochmals 20 Minuten in den Nationalpark hinein, bis wir schliesslich den Parkplatz zu den archäologischen Stätten erreichen.
Bewaffnet mit unserem Reiseführer und ohne Guide wandern wir durch die verschiedenen, gut signalisierten Urwaldtracks. Es ist leicht bewölkt und angenehm warm, so dass wir nicht gross ins Schwitzen kommen und uns die Mosquitos in Ruhe lassen.
Gerade als wir in aller Ruhe eine grosse Spinne auf dem Pfad fotografieren wollen, stehen wir in mitten eines roten Ameisenhaufens. Fluchend rennen wir davon und versuchen wie die Hampelmänner, die unzähligen Ameisen von unseren Hosen und Schuhen zu wischen.
Schon von weitem hören wir die Schreie der Brüllaffen, wir haben Glück und können einige hoch oben in den Baumwipfeln beobachten, wie sie saftiges Grün fressen.
Die Tempelanlagen der Maya liegen gut versteckt im Regenwald und können nur zu Fuss erkundigt werden. Auf den Pfaden begegnen wir nur wenigen Besuchern. Einzig auf dem Hauptplatz treffen wir auf die grosse Masse an Touristen, welche zum Teil in kurzen Hosen und Flipflops unterwegs sind.
Wir besuchen die verschiedenen Aussichtsplattformen, via eine steile Holztreppe gelangen wir auf die mit 57m höchste Pyramide Templo IV. Von hier aus sehen wir weitere Pyramidengipfel durch den Urwald emporragen.
Im 10. Jahrhundert wurde die 16km2 grosse Stadt Tikal mit seinen ca. 100’000 Einwohnern vollständig verlassen. Viele der 3’000 Bauten sind bis heute weder ausgegraben noch erforscht worden. Wie die Maya ohne technische Hilfsmittel die dazu notwendige bauliche Präzision erreichen konnten, ist bis heute unbekannt.
Die Anlage ist riesig, man kann an einem Besuchstag gar nicht alles sehen, deshalb beschränken wir uns auf die wichtigsten Tempelanlagen.
Das Abendessen geniessen wir in einem italienischen Restaurant umgeben vom Urwald. Naja, es ist mehr eine gedeckte Terrasse mit fünf Tischen und einer offenen Küche. Der französisch sprechende Chef arbeitete in der Schweiz, Frankreich und Italien. Die selber gemachten Pasta und die Pizza schmecken lecker und werden abgerundet durch ein einheimisches Gallo Bier.
Das Frühstück mit Rührei und leckerem Bohnenmousse wird durch das servierte Getränk versüsst. Moni bestellte bei der Bedienung zwei Kaffee. Danach meinte sie: nein, doch lieber Kaffee und Schokolade (für Stefan). Jetzt der Brüller, wir erhalten zwei ungeniessbare Brühen aus Kaffee mit Schokolade! Als wir nachfragen, meinte die Kellnerin nur, Moni hätte das ja so bestellt. Nur mit viel Beherrschung gelingt es uns, das Lachen zu verkneifen, bis die Bedienung abschwirrt.
Pünktlich um 8’00 Uhr werden wir abgeholt, nach fünfminütiger Fahrt werden wir auf einen grösseren Bus umgeladen. Jeder der über 30 Plätze inklusive der Notsitze ist besetzt, eng zusammengepfercht fahren wir über die teilweise geteerte Strasse an die Grenze zu Belize.
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