Blog USA / Houston – Austin / 04.03. – 09.03.2018
Houston liegt im Osten des Bundesstaates Texas und gilt mit ihren 2,3 Millionen Einwohnern nach New York, Los Angeles und Chicago als die viertgrösste Stadt der USA.
Die Einreise klappt einwandfrei, an einem Automaten werden die Pässe eingelesen, Fingerabdruck- und Iris-Scans gemacht. Mit dem Ausdruck dieser Daten erhalten wir am Schalter den dreimonatigen Aufenthaltsstempel.
Erst beim dritten Versuch gelingt es uns, vom Flughafen aus ein Uber-Taxi ins Zentrum von Houston zu buchen. Im AirBnB von Aimee, Tim und der süssen Katze Dumpling werden wir die nächsten vier Nächte verbringen.
Wir nutzen die Velos unserer Hosts, leider sind wir zu gross für die kleinen Bikes, zudem wiegen die riesigen Schlösser gefühlte 10kg!
Auf dem gut ausgeschilderten Bikeweg gelangen wir zum Art Car Museum, in dem eine Bildergalerie und einige schmucke Fahrzeuge zu bestaunen sind.
Sind wir beiden die einzigen Menschen, welche eine amerikanische Grossstadt zu Fuss besichtigen? Mal abgesehen von einigen Pennern haben wir auf dem Weg nach Downtown Houston die Fusswege für uns alleine. Die Amerikaner sind definitiv ein Volk von Autofahrern.
In Downtown befinden sich nebst imposanten Wolkenkratzern einige sehenswerte Kunstwerke sowie historische Gebäude wie die Stadthalle oder die Bibliothek von Julia Ideson.
Im «Phoenicia Speciality Food» schlendern wir durch die Regale und können uns ab den unzähligen Spezialitäten aus der ganzen Welt nicht satt sehen, definitiv ein idealer Ort für einen Lunchstopp.
An den Wänden des mehrere Blocks umfassenden Graffitiparks haben sich namhafte Künstler verewigt, wir knipsen uns durch die farbige Bilderpracht.
Gleich um die Ecke befindet sich die 8. Wonder Brewery mit ihrer grossen Ausschankbar. Stefan degustiert einige Biersorten durch, bis er ein passendes Ale gefunden hat. An der Bar kann übrigens nur mit Kreditkarte bezahlt werden, Bargeld gehört hier der Vergangenheit an!
Im Museumsdistrikt sind unzählige Kunstsammlungen beheimatet, wir besichtigen einige dieser interessanten Sammlungen. Die Ausstellungsräume sind meist klein und wir staunen, was alles als Kunst angesehen und verkauft wird. Moni lässt sich hier für ihre zukünftigen Mal-Projekte inspirieren.
Das imposante Waterwall Monument lohnt sich für einen kurzen Abstecher und gibt einen tollen Fotospot ab.
Mit dem Bus fahren wir in Richtung Chinatown, der Fahrpreis beträgt 2.50 USD. Stefan füttert den Automaten mit einer 5-Dollar-Note und der Chauffeur antwortet darauf, die Maschine gebe kein Retourgeld, Dankeschön!
Auf Empfehlung von Aimee besuchen wir in Chinatown einen riesigen Komplex mit unzähligen asiatischen Shops und Restaurants. Die Nudeln werden frisch von Hand zubereitet, die bestellten Ramen-Suppen können uns jedoch nicht begeistern.
Beim Ausgang wird es dann gruselig: tausende, schwarze Vögel besetzen die Autos und den Parkplatz, Alfred Hitchcock lässt grüssen!
Aimee teilt uns mit, dass in Houston jeden März die grossen Rodeos stattfinden, diesen Event sollte man sich nicht entgehen lassen.
Mit dem Tram der Metroline-Süd gelangt man bequem bis zum NRG Stadium, wo die Festivitäten des «Houston Livestock Show und Rodeo» stattfinden. Gleich beim Eingang warten unzählige Fressbuden auf die hungrigen Gäste. Wahnsinn, was es hier alles zu futtern gibt und alles scheint ja so gesund zu sein.
Wir besuchen die riesige Messehalle, wo es für den modernen Cowboy und das Cowgirl vom Hut über den fellüberzogenen Sessel bis hin zum Pferdeanhänger alles zu kaufen gibt.
Willkommen im Paradies für alle Westernfans, Moni ist fasziniert von den schicken Cowboy-Boots.
Für die Kids gibt’s einen Streichelzoo, sie dürfen auf Pferden reiten und sich im Lasso werfen als künftige Cowboys feiern lassen.
Das eigentliche Highlight findet dann am Abend im NRG Stadium statt. Dieses gigantische Gebäude fasst 71’500 Plätze und verfügt über eine schliessbare Dachkonstruktion! Von unseren Sitzen ganz oben überblicken wir das ganze Feld.
Zuerst präsentieren sich alle Teilnehmer des Rodeos auf dem Platz, danach werden die Zuschauer gebeten aufzustehen. Auf den Grossbildschirmen erscheint ein bekannter Rodeoreiter, welcher zusammen mit dem Publikum betet. Im Anschluss wird die Nationalhymne gespielt und ein Cowgirl reitet, auf dem Pferd stehend, mit der amerikanischen Flagge durch die Manege. Ein kurzes Feuerwerkspektakel beendet die Eröffnungszeremonie, es ist einfach amerikanisch-kitschig-schön!
Heute werden verschiedenste Pferdesportarten der Super Series III-Meisterschaften ausgetragen: einfangen eines Rindes mit dem Lasso, Bronco-Reiten, vom Pferd auf eine Kuh springen und diese zu Boden werfen, zu zweit ein Rind einfangen (Lasso vorne und hinten) und Cowboys, die auf wilden Stieren reiten, die meisten fallen allerdings ziemlich rasch runter.
Später folgt der Fun-Teil, es gibt rasante Kutschenrennen, Teenager versuchen mit einem Seil, Kälber einzufangen und Kleinkinder, die auf Schafen reiten.
Nach dem Ende des Rodeos wird innert kürzester Zeit eine bewegliche Bühne in die Mitte transportiert und schon beginnt das Konzert von Thomas Rhett, einem bekannten Country-Star.
Die Beleuchtung sucht seines gleichen und die Show ist gigantisch, die Musik vermag uns jedoch nicht zu begeistern. Da haben uns die beiden Countrysänger draussen vor dem fast leeren Festzelt besser gefallen!
Wir staunen ab dem gewaltigen Lunapark und fühlen uns wie auf den Stuttgarter Wasen.
Bevor wir das Messegelände verlassen, testen wir noch eine Spezialität von Houston, das geräucherte Trutenbein schmeckt hervorragend!
Am nächsten Morgen lassen wir uns zur Dollar Mietstation in Downtown chauffieren. Ein Herr informiert uns freundlich, dass sie hier kein Mietauto für uns haben. Aha, wir haben aber eines gebucht! Ja schon, aber sie hätten hier überhaupt keine Autos, die seien alle unterwegs! Wir sollen eine Stunde warten, sie würden uns auf eine Warteschlange setzen… wie bitte??
Nach weiteren Reklamationen unsererseits verspricht uns der Manager, dass wir das erste Fahrzeug erhalten, welches zurückgebracht wird. 1 ½ Stunden später ist es dann endlich soweit und unser Nissan Sentra kann sich sehen lassen.
Bei der Autoübernahme macht Stefan den extrem unprofessionellen Angestellten darauf aufmerksam, dass die vorderen Pneus praktisch abgelaufen sind. Er meint nur, die gehen schon noch. Da wir nicht noch weitere Stunden an diesem öden Ort verbringen wollen, akzeptieren wir zähneknirschend das Fahrzeug wie es ist und sind froh, hier endlich wegzukommen.
Ein weiteres Übel in Texas sind die Mautautobahnen in Houston, Dallas und Austin, welche wir unbedingt meiden müssen. Auf diesen Schnellstrassen kann weder mit Bargeld noch mit Kreditkarte bezahlt werden, es gibt auch keine Schranken nur «Blitzer». Einziges Zahlmittel ist eine spezielle Karte, welche uns schlappe 12 USD pro Tag über die gesamte Mietdauer kosten würde.
Unterwegs nach Austin entdecken wir direkt am Highway eine Oldtimer-Garage. Wir knipsen einige Fotos der alten Fahrzeuge und kommen mit der Ehefrau des Eigentümers ins Gespräch. Sie ist sehr nett und meint, innen gäbe es auch noch einiges zu bestaunen, wir sollen uns nur umsehen. Woah, in der Garage sieht es aus wie in einem Route-66 Museum!
Später fährt sie uns mit dem Golfkarren entgegen und spendiert uns für die Weiterfahrt noch zwei kalte Wasserflaschen, das nennen wir Gastfreundschaft!
In Austin findet vor dem Gebäude des imposanten Texas State Capitol die Tipster-Free-Walking Tour statt. Wir sind nur zu viert unterwegs und unser Guide heisst Zac.
Wir flanieren durch das Stadtzentrum und Zac gibt einige Stories zum Besten. Texas ist stolz darauf, früher mal für 10 Jahre ein eigenes Land gewesen zu sein. Auch heute noch sind die Texaner der Meinung, sie seien etwas Spezielles in der USA!
Die Technologiebranche hat aus dem kleinen Dorf Austin eine boomende Grossstadt gemacht, ein Ende ist nicht in Sicht!
Die Hauptstadt von Texas ist nicht das viel grössere Houston sondern das kleine Austin! Dazu gibt es noch eine kleine Anekdote aus dem Geschichtsbuch: der Major der Stadt Houston hat 1842 einige Männer bezahlt, damit sie ins Capitol einbrechen und die offiziellen Dokumente stehlen, die Austin zur Hauptstadt des Staates machen, damit Houston sich danach als Hauptstadt proklamieren kann.
Eine Frau hat die Diebe im Capitol beobachtet und wollte Alarm schlagen. Damit sie möglichst grosse Resonanz erhält, hat sie eine Kanone abgefeuert und damit ein Gebäude stark beschädigt. Der Lärm hat die Einwohner alarmiert und so konnten die Diebe auf dem Rückweg nach Houston abgefangen werden.
Was als genialer Touristikstreich geplant wurde, hat sich über die Jahre bewahrheitet: Austin nennt sich zurecht die Weltstadt der Livemusik!
Diese Woche findet der Megaevent des Jahres statt, das SXSW-Festival. Das «South by Southwest» ist ein gigantisches Konferenz-Festival, während dem sich die Einwohnerzahl von Austin auf 200’000 verdoppelt! Es vereint, Konferenzen und Fachausstellungen in den Bereichen Musik, Film und Games. Die grossen Musiklabels sind vor Ort und über 2000 Bands aus 63 Ländern spielen auf verschiedensten Konzerten über die Stadt verteilt!
Auf unserer Tour besuchen wir das Driskill Hotel, eines der vornehmsten Häuser von Austin, in dem schon unzählige Musiker ein- und ausgegangen sind, die Bar ist sehr stylisch.
Nach der Führung gönnen wir uns eine Fast-Food Pause. Es gibt frittierten Fisch, Pommes und Hushpuppies. Hushpuppies sind eine typische Beilage der Südstaatenküche und bestehen aus frittierten, kleinen Bällen aus Maismehl, Eiern, Milch, Backpulver und Zwiebeln, lecker!
Auf der zweiten Walking Tour tauchen wir tief in die Musikszene von Austin ein. Katlyn, eine junge Musikerin und Sängerin führt uns zwei durch Downtown.
Katlyn spricht über die Anfänge der lokalen Musikszene und zeigt uns Fotos der ehemaligen Musik-Venues. Leider mussten die meisten dieser gemütlichen Lokale den Wolkenkratzern weichen, die Mieten wurden einfach zu teuer. Stars wie Willie Nelson, Janis Joplin und Stevie Ray Vaughan zählen zu den bekanntesten Musikern von Austin.
In der 6th Avenue spielt die Musik und später wird die Nacht zum Tag. Unzählige Kneipen, Bars und kleine Konzerthallen buhlen um Kundschaft. Aus allen Ecken ertönt Livemusik, von Jazz, Blues über Soul bis hin zum Metal ist für jeden Geschmack etwas mit dabei!
Leider gibt es auch die Schattenseite der Medaille, komische Gestalten schleichen durch die Gegend, sind mit Drogen zugedröhnt oder betteln ziemlich aggressiv um Almosen.
Im Graffiti-Park kann sich jeder eine Spraydose kaufen um dann nach Lust und Laune die Wände zu verschönern. Das Gesamtkunstwerk ist zwar sehenswert, aus der Nähe betrachtet ist es einfach eine riesengrosse Schmiererei.
Auf dem Weg nach San Antonio machen wir einen Abstecher nach Lockhart. Die Kleinstadt darf sich offiziell «Barbeque Capital of Texas» nennen! Nachdem wir das Stadtzentrum zu Fuss abgelaufen haben, knurrt uns der Magen.
Am Kreuz Market, einem der berühmtesten BBQ-Häuser (gegründet im Jahr 1900) heisst es aber, erst mal hintenanstehen. Eine lange Schlange zieht sich von draussen bis weit in das Restaurant hinein. 40 Minuten später sind wir an der Reihe um unsere bescheidene Bestellung, bestehend aus Jalapeno-Cheddar-Wurst, Schinken, Rippchen und Rindsschulter aufzugeben.
Das Fleisch wird zusammen mit einigen Kräckern in Papier eingewickelt. In der ehemaligen Scheune wurden einfache Holztische aufgestellt, hier vertilgen wir unsere Fleischwaren stilecht mit einer gehörigen Portion BBQ-Sauce. Guten Appetit!
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