Blog Huacachina – Paracas – Lima, Peru
Am Morgen früh um 4.45 Uhr geht der Wecker los, Tagwache! Wir warten im Hotel auf unseren Bus der Agentur Peruhop. Wir zwei, eine Deutsche und zwei Engländer sind die einzigen Gäste im Car, dazu werden wir von zwei Chauffeuren und dem Guide «Nilo» begleitet, ob das rentiert?
Wir fahren aus Arequipa raus in den Süden Richtung Meer. Die Peruaner müssen steinreich sein, wir düsen jedenfalls durch eine riesige, öde Steinwüste. Am Meer angekommen kurven wir der wildromantischen Küste entlang. Die Felswände mit dem losen Geröll sind ein grosses Gefahrenpotenzial, es liegen auch viele Steine auf der Fahrbahn.
In einem kleinen Fischerdorf machen wir Mittagspause, es gibt Ceviche und Fischknusperli, dazu Chicha Morado. Endlich ist es wieder sonnig und angenehm warm.
Am späteren Nachmittag erreichen wir Nazca. Von einem Aussichtsturm in der Nähe der Stadt überblicken wir drei verschiedene Linien. Unser Führer erzählt uns ganz fasziniert von diesen bemerkenswerten Bildern in der Wüste.
Über 1’500 riesige Scharrbilder wurden in der Wüste bei Nazca freigelegt. Die Ebene zeigt auf einer Fläche von 500 km2 schnurgerade, bis zu 20 km lange Linien, Dreiecke sowie Figuren mit einer Grösse von zehn bis mehreren hundert Metern. Durch die enorme Grösse sind sie nur aus grosser Entfernung zu erkennen, von Hügeln oder aus Flugzeugen.
Erst nach Einbruch der Nacht erreichen wir die Oase Huacachina, wo wir im beliebtesten Hostel unterkommen. Der Ort ist, aufgrund seiner Oase (Laguna de Huacachina) und den sie umschliessenden Dünen, eine der touristischen Attraktionen Perus. Die Dünen zählen mit einer Höhe von ca. 100m zu den grössten des Landes. Die Oase wird von einem unterirdischen Andenfluss gespeist, der Wasserspiegel hat aber in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen.
Na ja, die Nacht war extrem laut, die Disco vom Hostel dröhnt bis am Morgen früh volle Power… zum Glück rattert der Ventilator auch so laut. Wir geniessen das Frühstück in einem Restaurant direkt an der Promenade, danach spazieren und relaxen wir an der Lagune. Es fehlt so wenig, damit dieses kleine Paradies sauber und rein wäre… schade!
Am Nachmittag nehmen wir mit einem Car voller «Tweenies» an einer Gratistour in einem Weingut teil. Obwohl das Gut nicht weit entfernt ist, benötigen wir doch über eine Stunde dahin. Überschwemmungen haben den Weg unpassierbar gemacht und so müssen wir mit dem Car und mit Hilfe des Navis durch enge Nebengassen kurven. Es gibt kaum Platz, einmal reisst er sogar die Stromleitung herunter, dann muss er rückwärts eine Strasse entlang fahren, bis er auf die richtige Strasse gelangt.
Die kurze Führung durch die Produktion und die Erklärungen über die Pisco-Herstellung sind interessant und lustig. Die Degustation, naja, der versprochene Piscoshot fehlt, sie haben wegen dem El Nino scheinbar eine Ladung leerer Flaschen nicht erhalten und hinken in der Produktion nach. Es gibt verschiedene Liköre und einige Süssweine zu degustieren, jedoch nur ein winziges Becherchen voll. Ja, wie die meisten Südamerikaner (Chile und Argentinien ausgenommen) mögen es auch die Peruaner beim Wein süss.
Später ist die Sanddünen Tour angesagt, mit einem Wüstenbuggy, in welchem 10 Touris Platz finden (wir beiden sitzen ganz vorne beim Chauffeur)… düsen wir in den Dünen umher und machen dort einige Fotostopps. Dank des feinen Sandes hat mein Fotoapparat endgültig den Geist aufgegeben, er knipst nur noch violette Streifen. Auf den Dünen versuchen wir uns im Sandboarden. Ok, es ist mehr Sandboard-Liegen, es macht aber trotzdem riesig Spass, kopfvoran den steilen Abhang hinunter zu sausen. Vorher schmieren wir die Boards mit Kerzenwachs ein.
Wir geniessen den Sonnenuntergang in den Dünen, danach rast der Chauffeur mit dem Buggy die Dünen hinauf und hinunter. Wir fühlen uns wie auf einer Achterbahn, das ist Fun total! Kaum wieder in der Oase angekommen, müssen wir (paniert vom Sand) schon wieder weiter, eine 1 ½ Stündige Fahrt nach Paracas wartet noch auf uns.
Als wir dort ankommen und aussteigen, fehlt die deutsche Touristin. Endlich steigt sie aus dem Car aus und benimmt sich urkomisch. Wir vermuten, die ist total betrunken! Sie torkelt herum und lallt. Unser Guide schnappt sich ihr Gepäck und bringt sie zu unserem Hostel. Die Frau kann sich kaum auf den Beinen halten, torkelt und kippt fast um! Nilo ist wütend auf die Frau und ist froh, als er sie im Hostel abgeben kann.
Im Hostel muss sie ihren Pass zeigen, den sie natürlich nicht findet und ein Blatt ausfüllen, sie kritzelt das Blatt voll nur mit Strichen. Wir deuten dem Personal, dass sie vermutlich «voll» ist. Der Manager kommt und teilt ihr mit, dass ihre Reservation annulliert wurde und fordert sie auf, das Hostel sofort zu verlassen. Wir helfen der armen Frau und überzeugen das Personal, dass sie das nicht machen können, so stehe sie auf der Strasse und sie kann weder alleine laufen noch klar denken oder reden.
Schlussendlich bringt Stefan die Frau ins Zimmer hoch, legt sie aufs Bett, holt das Gepäck und gibt ihr Wasser zu trinken. Entweder hat ihr jemand eine Pille ins Glas gegeben oder sie hat sich selber zu gedröhnt, vom Alkohol alleine kann das nicht sein! Nilo, unser Guide hat uns später bestätigt, dass sie ganz «normal» in den Car hinein gestiegen sei. Nilo spendiert uns später noch einen Drink, weil wir geholfen haben. In der Nacht sieht Nilo die Deutsche, sie ging auf dem Dach des Hostels spazieren und habe dann sogar noch auf dem Dach gepennt!
Am nächsten Morgen steht eine Bootstour zu den Ballestas Inseln auf dem Programm. Mit einem grossen Schnellboot fahren wir eine Stunde aufs Meer hinaus. Wir fahren am Candelabro de Paracas (den Kerzenleuchter) vorbei, der den Nazca-Linien ähnelt, aber viel jünger ist. Er diente wahrscheinlich den Seefahrern als Orientierungszeichen zur Navigation.
Auf den zahlreichen Inseln leben Unmengen von Seevögeln und Robben, die hier ihre Jungen großziehen. Die Ballestas sind auch bekannt wegen ihres Reichtums an Guano, dem als Düngemittel genutzten Vogelkots, welcher im 19. Jahrhundert von großer wirtschaftlicher Bedeutung war.
Bei den Inseln angekommen beobachten wir extrem viele Vögel beim Nisten und beim Fischfang, einige Humboldt-Pinguine, Seelöwen mit Babys, rote Krabben und Muscheln. Das Wetter ist super und so gelingen uns einige tolle Fotos.
Am Nachmittag besuchen wir den Nationalpark Paracas. Mit dem Car fahren wir auf eine Anhöhe, von wo aus wir einen herrlichen Blick auf die Wüste und die Küste haben. In der malerischen Bucht wurden beim letzten grossen Erdbeben 30 Fischerleute vom Tsunami überrascht und ins Meer gerissen!
Am frühen Abend geht es dann auch schon wieder weiter. Eine neue Peugeot-Limousine hält vor unserem Treffpunkt. Moni meint: woah, was für ein tolles Auto! Ich entgegne ja, das sei wohl nicht unser Fortbewegungsmittel… ich sollte mich getäuscht haben! Nilo ist angekommen und teilt uns mit, dass wir mit einem Kleinbus nicht vorwärtskommen. Wir seien nur zu viert und so habe er das Auto gechartert, welches uns bequem zu unserem nächsten Ausflugsziel, der Hazienda San José chauffiert. Leider kommt die komische, deutsche Touristin auch wieder mit uns mit, sie kann oder will sich aber nicht an die vergangene Nacht erinnern und wir erwähnen sie auch nicht.
Die Fahrt zur Hazienda geht über Stock und Stein und der Fahrer ist sicher nicht happy, als sein Auspuff ab und zu am Boden schleift (wegen der grossen Last unserer Taschen). Der Hauptweg ist unpassierbar, da eine Brücke vor zwei Wochen durch ein starkes Unwetter vom Fluss praktisch zerstört wurde. Erst heute Morgen haben die einheimischen Bauern protestiert und sämtliche Busse an der Weiterfahrt gehindert. Wir können uns somit glücklich schätzen, die Sklaven-Hazienda besuchen zu können.
In diesem Haus haben sich wahrlich schreckliche Szenen abgespielt, bis zu 1’000 afrikanische Sklaven mussten auf den Baumwollfeldern unter schlimmen Bedingungen arbeiten. Die Besonderheit dieses Landguts: die Gutsherren haben 50 Jahre lang einen 35km langen unterirdischen Tunnel zum Hafen bauen lassen, um die Sklaven unbemerkt vom Schiff direkt ins Gut zu schmuggeln. So konnten sie ca. 100 Jahre lang die hohen Sklavensteuern umgehen. Bewaffnet mit Taschenlampen zeigt uns Nilo einen Teil dieser unterirdischen Kelleranlage. Es ist für uns beängstigend, in dieser Dunkelheit und in den schmalen labyrinthartigen Gängen zu gehen. Wie ist es da wohl den gefesselten und gepeinigten Sklaven ergangen?
Nilo interessiert sich extrem für die Geschichte der Peruanischen Sklaven, er möchte sogar ein Studium in diese Richtung abschliessen. Deshalb kann er uns genau erzählen, was hier abgegangen ist. Die Sklaven wurden 12 Jahre lang nicht informiert, dass die Sklaverei eigentlich schon lange abgeschafft wurde! Die Nachfahren der Gutsherren sind immer noch Eigentümer der Hazienda. Jetzt ist es ein teures Touristenhotel, auch Firmenevents und Hochzeiten werden durchführt und das auf dem Platz, an dem früher die Sklaven gehängt wurden… unglaublich aber wahr!
Bei einem Takeaway-Shop wartet bereits der Peruhop-Car auf uns, welcher uns dann nach Lima hineinfährt, wo wir erst um 24’00 Uhr ankommen. Wir werden bis vor die Türe zu unserem Aparthotel in der Gegend Miraflores geführt. Nach einer reinigenden Dusche fallen wir todmüde ins bequeme Bett.
In Lima ist es schwül und bewölkt, das Frühstück wird uns auf dem Zimmer serviert. Das Kaffeekännli reicht für eine halbe Portion. Es wird kalt serviert und muss zusammen mit der Milch in der Mikrowelle aufgeheizt werden, sehr speziell! Wir spazieren in Miraflores umher und kaufen etwas zu Essen. In einem Reisebüro verlangen wir eine Offerte für eine Galapagos-Kreuzfahrt, doch der berechnete Preis scheint uns viel zu teuer.
Am Abend treffen wir uns mit unseren Schweizer Freunden Livia und Päde, zusammen fahren wir im Taxi zum Parque de la Reserva, wo jeden Abend ein Wasserspektakel der Superlative stattfindet.
Es sind die grössten Wasserspiele der Welt (in einem öffentlichen Park), die Circuito Magico de Agua sind 95 Meter lang. Auf dem Wasserschleier werden Texte, Bilder und Videos projiziert, das Ganze wird mit einer Lasershow und passender Musik untermalt, das ist sensationell!
Nach dem leckeren (und scharfen) Thaiessen machen wir noch die Ausgehmeile von Miraflores unsicher. Dort gönnen wir uns noch einen feinen Pisco-Drink an der Bar. Wir Männer begutachten amüsiert die hübschen Animierdamen, welche wohl die einsamen Touristen abzocken werden. Livia und Päde werden in einigen Tagen nach Japan reisen und danach China besuchen.
Heute haben wir den Weiterflug nach Quito gebucht, so bleiben wir noch eine weitere Nacht in Lima. Unser Hotel ist aber ausgebucht, deshalb suchen wir uns ein kleines Hostel gleich um die Ecke.
Am Nachmittag scheint mal wieder die Sonne und wir spazieren zum Meer hinunter. Beim Peruhop Reisebüro machen wir einen kurzen Halt und holen zwei coole Gratis-Shirts ab. Danach geht’s in die Shoppingmall, welche in die Felsklippen hineingebaut wurde. Die ist nur für reiche Peruaner und Touristen, an allen Eingängen sind Sicherheitsleute postiert. Begleitet von einer undefinierbaren Flüssigkeit (auf der Rechnung steht später Kaffee) im Restaurant auf den Klippen, geniessen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Am nächsten Morgen mühen wir uns mal wieder mit unserer Hausbank ab. Die Credit Suisse hat unsere Vergütungen nicht ausgeführt. Nun müssen wir extra in die Schweiz telefonieren, das wird wieder eine saftige Rechnung geben. Eine Telefontussi labert etwas von einer nicht stimmenden Adresse. Sie sei aber nicht zuständig und werde uns weiter verbinden. Moni fragt, ob sie so nicht wieder in eine Warteschlaufe gelange? Nein nein, entgegnet sie. Nach weiteren acht Minuten (in einer Warteschlange) meldet die Frau, sie könne uns aufgrund eines technischen Problems nicht in die zuständige Abteilung verbinden. Moni ist jetzt stinksauer, geigt der Frau so richtig die Meinung und hängt danach genervt den Hörer auf.
Später fahren wir mit dem Taxi in die Altstadt von Lima. Das ist gar nicht so einfach, bei dem extremen Verkehr in der neun Millionen Einwohner-Stadt! Auf dem Hauptplatz Plaza de Armas angekommen, sehen wir dort die Kathedrale aus dem Jahre 1535, das Ratshaus und den Präsidentenpalast. Wir kommen gerade noch rechtzeitig, um das Spektakel der Wachablösung beim Präsidentenpalast mitzuverfolgen. Im Stechschritt und untermalt mit Musik der Marschkapelle wird die Zeremonie würdevoll vollzogen.
Wir spazieren zum Kloster San Francisco, wo wir das Museum besuchen. Das Franziskanerkloster wurde in den Jahren 1673 bis 1774 errichtet, auch heute leben noch 40 Mönche hier. Leider dürfen während der interessanten Führung keine Fotos geknipst werden. Das Franziskanerkloster beeindruckt uns mit seinen antiken Schätzen in der gut bestückten (aber leider kaum geschützten) Bibliothek. In seinen Katakomben, einem unterirdischen Dorf, ruhen die Knochen von über 20’000 Toten, wir steigen hinunter in diese weite Gruft. Ein ehemaliger Brunnen fasziniert Stefan, er wurde mit Totenköpfen und Knochen gefüllt und die Knochen wurden «kunstvoll» im Kreis arrangiert.
Nach einer schwülheissen und lärmigen Nacht fahren wir mit dem Uber-Taxi zum Flughafen. Über eine Stunde benötigen wir für die 18km lange Strecke! Ja der Verkehr in der Hauptstadt hat es in sich! Beim Check-in gibt es Probleme, weil wir aus Ecuador keinen Rückflug vorweisen können. Zum Glück ist die Schalter-Angestellte zufrieden, als wir ihr belegen, dass wir im Juni einen Rückflug von Brasilien aus nach Hause haben.
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