Java
Auf Java wohnen über 130 Millionen Einwohner, das ist die bevölkerungsreichste Insel der Erde! Unser erstes Ziel ist Jakarta, die 10 Millionen Einwohner Metropole (ohne Vorortgürtel).
Die Hauptstadt Jakarta
Jakarta ist in den letzten Jahren extrem gewachsen, ohne dass die nötige Infrastruktur ausgebaut wurde. In der Stadt existiert kein leistungsfähiges öffentliches Verkehrssystem. Deshalb versinkt Jakarta langsam aber sicher in einer Verkehrslawine aus Autos, Lastwagen und Motorrollern.
Unser Reisebegleiter «Alpha» ermahnt uns, wir sollen nur in von ihm empfohlenen Restaurants essen. Aus seiner langjährigen Erfahrung als Reiseleiter weiss er, dass die hygienisch bedenklichen Verhältnisse der einfachen Küchen dem empfindlichen Touristenmagen nicht behagt und rund 50% davon krank werden. Wir halten uns an seine Empfehlung!
Touristisch hat Jakarta nicht viel zu bieten, wir fahren vorbei am imposanten Präsidentenpalast. Gleich nebenan steht umgeben von einer Parkanlage das National Monument Monas. Die „Fackel“ ist 132 Meter hoch und symbolisiert den Freiheitskampf von Indonesien. Die Flamme auf seiner Spitze ist mit 50 Kilo Goldfolien beklebt! Man kann mit einem Lift auf eine kleine Aussichtsplattform hochfahren. Nach dem Besuch des indonesischen Nationalmuseums verlassen wir den Moloch Jakarta.
Der botanische Garten
Wir besuchen den botanischen Garten von Bogor. Dieser befindet sich 60 Kilometer südlich der Hauptstadt. Auf den 80 Hektaren gibt es heute mehr als 15‘000 Arten von Bäumen und Pflanzen zu bestaunen.
Eine Gruppe von Teenagern (die Mädchen mit Kopftuch) kommen auf uns zu, sie wollen Unterschriften von uns Touris und interviewen uns auf Englisch. Woher kommt ihr, wie gefällt es euch hier, wo wart ihr schon, wie findet ihr die Javanesen? Danach wollen sie unbedingt mit uns auf Fotos! Das wird uns noch öfters passieren…
...on the Road
Das Dorf Kampung Naga ist idyllisch eingebettet zwischen Reisterrassen und einem kleinen Fluss. Die 320 Bewohner leben noch sehr traditionell und erlauben weder Elektrizität noch Motorfahrzeuge. Dafür haben sie das Dorf für interessierte und zahlungswillige Touristen geöffnet. Ein Führer spaziert mit uns durchs Dorf und zeigt uns sein einfaches Haus und wie die Menschen hier leben. Die Wände der Häuser bestehen alle aus Bambusgeflecht und die Dächer werden mit Palmfasern gedeckt.
Das kleine Fischerdorf Pangandaran hat sich zu einem bei den Javanesen beliebten Strandurlaubsort entwickelt. Ausser uns sehen wir keine europäischen Touristen auf den Strassen. Nur ein paar einheimische Touristen kurven mit bunt geschmückten und Leuchtgirlanden umhängten Velo-Tuktus umher, welche die Umgebung mit ihren lauten Musikanlagen bombardieren.
Über lausige Schotterpisten mit riesigen Schlaglöchern fahren wir langsam bis zum Grünen Fluss, von wo aus wir mit einem Kanu den Fluss hinauffahren. Unser Ziel ist ein kleiner Canyon. Das Flussufer ist von beiden Seiten von dichtem, grünem Regenwald umgeben. Nur das laute Rattern unseres Motors stört diese Naturidylle. Nebst einem wunderschönen Kingfischervogel beobachten wir auch schwimmende Warane, welche wie kleine Krokodile aussehen. Der Parkranger «Ape» schreit plötzlich Stopp, er habe in den Ästen etwas entdeckt. Langsam fahren wir an die Stelle zurück und tatsächlich, etwa fünf Meter über unseren Köpfen hängt eine Babyphyton!
Panajung Naturreservat
Wir halten beim Panajung Naturreservat. Von hier aus wollen wir zu Fuss eine kleine Dschungeltour machen. Zuerst füttern wir aber die Hirsche und die aufdringlichen Graumakakenaffen mit verschiedenen Früchten. Einer der Affen klettert auf meinen Arm hoch, um an die begehrte Banane zu kommen. Dabei kratzt er mich am Arm, zum Glück hat er mich nicht gebissen!
Ape führt uns quer durch den immer dichter werdenden Wald auf einen Hügel hinauf. Er hält dabei immer Ausschau nach wilden Tieren und wirkt dabei ein wenig wie Krokodile Dundee. Wir sind total verschwitzt durch die Hitze des Tages und hoffen, dass wir uns nicht die Beine an einer Dornenpflanze verletzen. Es raschelt im Gebüsch, ein grosser Waran streicht durchs Dickicht. Ape zeigt uns auf einem Blatt einen Käfer, dass sei eine Firefly (Leuchtkäfer).
Aber Ape hat noch weitere Überraschungen für uns auf Lager. Er drückt mir eine kleine Maglite Taschenlampe in die Hand und deutet mitten im Urwald auf den Eingang einer Japanischen Festungsanlage aus dem zweiten Weltkrieg. Fast kriechend sollen wir in die Bunkeranlage rein und uns umsehen. Mutig gehe ich voran, Moni und Ape kommen hinterher. Drinnen ist es stockfinster und eng und riecht muffig. Wir sollen die Treppe runter und in den nächsten Raum gehen. Jetzt soll ich mit der Lampe die Wände ausleuchten. Boah, das ist ganz schön gruselig, Moni hat Mühe, ihre Hand beim Filmen ruhig zu halten. In den Felsöffnungen sind Monster-Grillen zu sehen! Im nächsten Raum hängen einige Fledermäuse an der Decke. Grosse, schwarze Spinnen und Krebsgetiere zeichnen sich an der Wand ab. Genug gesehen, wir sind froh, als wir die Anlage wieder verlassen können.
Singvögel
Einen weiteren Halt machen wir an einem Vogelmarkt. Die Javanesen spinnen auf ihre Singvögel. Praktisch vor jedem Haus hängt ein Vogelkäfig mit Piepmatzen drin. Wettbewerbe, in denen die Vögel vorsingen und möglichst Ton genau vorzwitschern, sind sehr populär. Es gibt auch noch eine dressierte Taubenart, welche zu Wettkampfzwecken gezüchtet werden. Die Tauben werden bis zu einigen Kilometern Entfernung zur Ziellinie frei gelassen. Diejenige Taube, welche am schnellsten wieder bei seinem Herrchen ist, hat gewonnen. Die Champions unter diesen Tauben sind so wertvoll, dass sie sogar ihren eigenen Butler haben!!
Vulkane und Tempelanlagen
Das Dieng Plateau auf 2000 Metern Höhe entstand durch einen grossen Vulkanausbruch vor mehreren tausend Jahren und ist immer noch aktiv. Wir besichtigen den ältesten hinduistischen Tempel von Java. Die kleine Tempelanlage aus dem 8. Jahrhundert war lange in einem See verschollen, bis ein Holländischer Archäologe das Plateau trocken legte und die Tempel zum Vorschein kamen.
Danach werden wir in die Nähe des aktiven Vulkankraters Sikidang geführt. Schon von weitem sehen wir die Rauchwolke. Wir kaufen keinen Mundschutz, schliesslich wollen wir den Geschmack des Vulkans voll geniessen. Es riecht penetrant nach faulen Eiern in der Luft! Zu zweit spazieren wir zum Kraterrand. In weiten Bereichen des Kraters tritt Dampf aus dem Boden, zudem gibt es hier heisse Quellen und Schlammtöpfe.
Tempelanlage von Borobudur
Die Pyramide in Borobudur stammt aus dem 8. Jahrhundert wurde von der UNESCO im Jahre 1991 zum Weltkulturerbe ernannt. Insgesamt neun Stockwerke türmen sich auf der quadratischen Basis von 123m Länge. An den Wänden der vier sich stufenartig verjüngenden Galerien befinden sich Flachreliefs in der Gesamtlänge von über fünf Kilometern, welche das Leben und Wirken Buddhas beschreiben. Darüber liegen drei Terrassen mit insgesamt 72 Stupas, welche die Hauptstupa von fast 11 m Durchmesser umrahmen. Die Spitze des Tempels wurde jedoch abtransportiert um die Gefahr eines Blitzschlages zu minimieren.
Was jetzt kommt, haben wir auf unseren vielen Reisen noch nie so extrem erlebt. Wir werden zu begehrten Fotosujets. Immer wieder kommen Kids und auch Erwachsene auf uns zu und fragen scheu und neugierig, ob sie mit und von uns ein Foto machen dürfen. Sobald wir dann ja sagen, werden wir von allen Seiten belagert, jeder möchte unbedingt auf das Foto! Nach dem Foto gibt es einige nette Dankesworte oder ein Shake-Hands und dann kommen wir ein paar Schritte weiter, bis wir wieder angesprochen werden! Vermutlich sehen diese Indonesier so selten Europäer, dass wir wie Aliens angeglotzt werden?!?
Heiraten
Die Javanesen heiraten heutzutage meist freiwillig, auf dem Lande jedoch bereits in sehr jungen Jahren (16-17). Die Einladung der Hochzeitfeier wird wie folgt gehandhabt. Die Familie hängt an der Hauptstrasse bunte Fahnen auf. Im Gemeindezentrum stehen mannshohe Musikboxen, aus denen die aktuellsten Hits durchs ganze Dorf dröhnen. Somit weiss jeder, heute findet hier ein grosses Fest statt. Jeder des Dorfes ist damit automatisch eingeladen, gegen ein kleines Entgelt an der Feier teilzunehmen. Einladungen werden keine verschickt!
Tempelanlage Prambandan
Ein weiterer Besuch einer Tempelanlage steht auf dem Programm. Der Tempel Prambandan, er sei der schönste und grösste hinduistische Tempelkomplex in Indonesien. Er wurde ums Jahr 850 gebaut und nach seinem Verfall seit 1918 wieder aufgebaut. Seit 1991 gehört diese Anlage auch zum UNESCO Weltkulturerbe. Prambandan setzt sich aus acht Hauptschreinen oder -tempeln zusammen, sowie mehr als 250 Einzeltempeln, die die Hauptschreine umgeben. Die Kulisse der hohen Hauptschreine mit dem blauen Himmel und dem aktiven Vulkan Merapi im Hintergrund ist gewaltig! Auf den Reliefs steht die Geschichte der Gottheit Brahma nieder geschrieben.
Sultanpalast von Yogyakarta
Danach besuchen wir den alten Sultanpalast von Yogyakarta. Das Gemäuer der Jahrhunderte alten Palastanlage beherbergt ein Museum in dem hauptsächlich traditionelle Hofszenen und die entsprechende Kleidung (Batikkleider) bewundert werden können. In den prunkvollen Aussenhallen werden heute noch Hochzeitszeremonien oder Beschneidungsrituale abgehalten.
«Yogya»
Yogyakarta ist das kulturelle Zentrum von Zentraljava und ist führend in der Batikherstellung. Deshalb besuchen wir eine der vielen Batikfabriken. Wir werden freundlich empfangen und durch die kleine Fabrikationshalle geführt. Es wird uns erklärt, wie die Batikkleider hergestellt werden. Mit heissem Wachs und verschiedensten Stempel werden die kunstvollen Batikmuster auf Tücher aufgetragen. Die feineren Arbeiten werden mit kleinen kupfernen Ausgusstüllen, die an einem Bambus- oder Holzgriff befestigt sind, auf den Stoff aufgemalt. Der „Canting“ wird in einen Topf mit heißem Wachs eingetaucht, das Wachs fließt dann durch die Tülle auf den Stoff. Das ist wirklich noch hohe Handwerkskunst!
Vulkan Mount Bromo
Frühmorgens sind wir aufgestanden, damit wir den spektakulären Sonnenaufgang über dem Mount Bromo geniessen können. Danach fahren wir wieder den Berg hinunter zur Sandwüste vor dem Mount Bromo. Die vielen Motorräder haben mehr Mühe als wir, sich im Vulkansand vorwärts zu bewegen. Der 2‘329 m hohe Vulkan ist der jüngste Krater des Tengger-Vulkan-Massivs und einer der aktivsten Vulkane auf Java. Am 23. November 2010 begann die letzte grosse Eruptionsphase.
Dann beginnt der Aufstieg zum Vulkankrater. Zuerst spazieren wir durch eine dicke Nebelwand bis zum Rand des Vulkans. Hier lassen sich die fauleren Touristen mit Pferden bis zur Treppe hoch transportieren. Wir gehen aber lieber zu Fuss. Das letzte Teilstück ist eine extrem steile Treppe, die alle Touristen hochklettern müssen. Oben angekommen geniessen wir die geniale Aussicht auf das Nebelmeer und das Kraterloch, welches eine weisse Wolke ausspuckt.
Vogelnestsuppe
Unterwegs fahren wir an bunkerähnlichen Gebäuden vorbei. Alpha erklärt uns, dass seien Vogelnesthäuser. Die riesigen Häuser wurden extra für die Seeschwalben gebaut, damit diese im Gebäude nisten und danach die Vogelnester geerntet werden können. Manchmal bleiben die Häuser aber jahrelang unbenutzt, es ist ein Glücksspiel. Die Nester bestehen aus eiweissreichem Speichel. Sie sind vor allem in China eine Delikatesse (angeblich wegen der kräftigenden, medizinischen Wirkung) und werden in einer Suppe gegessen. Nester in Spitzenqualität kosten mehr als 1000 US Dollar, da sind schon einige Indonesier reich damit geworden!
Vulkan Mount Ijen
Wir erreichen den Ausgangpunkt des Mount Ijen. Von hier aus geht’s nur zu Fuss weiter, so kraxeln wir den matschigen Pfad 1 ½ Stunden lang die 500 Höhenmeter hoch zum Kraterrand. Unterwegs begegnen wir den wohl härtesten Arbeitern, die es weltweit gibt!
Es gibt ca. 400 davon und sie sind zwischen 17 und 60 Jahre alt. Die Schwefel-Schlepper von Java. Sie sind zum Teil schon seit Mitternacht mit Taschenlampe unterwegs, damit sie nicht noch zusätzlich unter der heissen Sonne leiden müssen. Ihre Strecke führt sie zu Fuss (in Gummistiefeln) vom Camp bis hoch auf den Gipfel und dann wieder hinunter zum Kraterrand des Kratersees. Auf ihrem Rücken tragen sie ihre 60 – 120 Kilo schwere Last in Form von Gesteinsbrocken in einfachen Bambuskörben. Ich versuche mit aller Kraft, eine Bambusstange mit Inhalt zu heben. Keine Chance. Der Träger ist sicher ein Kopf kürzer und wirkt gebrechlicher als ich!!
Auf dem Kraterrand angekommen sehen wir zuerst nur Rauch und Nebel. Die Umgebung mit den verschiedenen Erdfarben wirkt auf uns wie auf einem anderen Planeten. Dann lichtet sich der Nebel und gibt uns Sicht auf den 960×600 Meter langen See, der von manchen Geologen und Mineralogen als „das größte Säurefass der Erde“ bezeichnet wird. Von hier oben blicken wir auch auf die Schwefelarbeiter, die unten das Gestein herausbrechen und abfüllen.
Mit der Fähre setzen wir auf die Insel Java über, wo uns weitere Abenteuer erwarten werden.
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