Blog Medellin – Guatape – Bogota, Kolumbien
Drei Tage verbringen wir in Medellin, der mit 3.7 Millionen Einwohnern zweitgrössten Stadt von Kolumbien. Am Karfreitag regnet es stark, so verbringen wir viel Zeit in unserem geräumigen Appartement. Ein Spaziergang durch das Viertel Poblado mit seinen unzähligen Bars und Pubs liegt aber zum Glück noch drin. Nebst den «reichen» Touristen begegnen uns auch viele mausarme Leute, die auf der Strasse herumliegen oder betteln.
Am besten erkundigt man das Stadtzentrum zu Fuss mit einer geführten «Free Walking Tour». Wir sind ca. 30 Leute und unser Guide Juan kennt nach fünf Minuten sämtliche Vornamen (bis auf zwei) auswendig, Respekt!
3 ½ Stunden lang werden wir durch Downtown Medellin geführt, bei den verschiedenen Sehenswürdigkeiten erzählt uns Juan aus der Geschichte Medellins und von deren Bewohnern. Die Einheimischen nennen sich übrigens «Paisas» und sind Nachkommen von Basken und Juden aus Spanien. Immer noch tragen sie das schwere Erbe von Escobar, dem ehemaligen Drogenboss.
In den 1980er Jahren litt die ganze Stadt unter der Herrschaft der Drogenmafia des Medellin-Kartells, das eine führende Rolle im weltweiten Kokainhandel einnahm. In der Zeit galt Medellin als gefährlichste Stadt der Welt. Auch heute gelten Teile der Stadt immer noch als gefährlich, das Stadtzentrum als solches gilt aber als befriedigt. In der ganzen Stadt wimmelt es von Polizei und Security.
Mit den zwei Hauptpfeilern Soziale Architektur (Parks und andere Begegnungszentren) und Weiterbildung (Gratisbibliotheken, Tanz, Musik oder Graffitikunst) sowie der versuchten Integration der Obdachlosen bekommt die Stadt ihre Probleme mehr und mehr in den Griff. Trotzdem spricht Juan von insgesamt vier «Papayastufen» für uns Touristen. Stufe eins heisst normale Vorsicht, bei Stufe 4 gilt höchste Aufmerksamkeit (Rucksäcke nach vorne). Ein gefährliches Pflaster sei der Bolivar Park vor allem in der Nacht, es gebe hier viele Alkoholiker, Drögeler und Prostitution.
Die Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt sind die alte Eisenbahnstation, der Lichterpark, der Nationalpalast, die Gebäude Vasquez und Carré, die Kirche Veracruz, der Botero Square, den Park Bolivar und die Metropolitan Kathedrale. Auf dem Botero Square stehen einige lustige Figuren des wohl berühmtesten kolumbianischen Künstlers Fernando Boteros.
Zusammen mit einem englischen Pärchen besteigen wir die sehenswerte und saubere Metro (die Paisas sind extrem stolz auf ihr Transportsystem) und fahren zu den Escaleras Eléctricas. Wir folgen den langen Rolltreppen in die Comuna 13, der einstigen Drogenhochburg, welche heute den Touristen zugänglich ist. Als Blickfang wurden unzählige, tolle Wandmalereien angefertigt, welche wir begeistert fotografieren. Wohl ist uns aber trotzdem nicht, die Gegend wirkt halt immer noch wie eine Slumsiedlung.
Wir verlassen Medellin und fahren mit dem Bus nach Guatape. Der Bus holpert und stolpert durch die Kurven, es könnte einem schlecht werden! In El Penal angekommen heisst es für uns wieder mal: aussteigen und Bus wechseln. Mit dem haben wir nicht gerechnet, es klappt aber wieder alles wie am Schnürchen.
Die Landschaft um Guatape zeichnet sich durch den großen Stausee aus. Dieser entstand, als in den 1970 Jahren das Tal geflutet wurde. Der See dient zur Produktion von Strom und den Touristen zur Unterhaltung.
In Guatape gibt es wohl keine normalen Taxis, nur kleine, farbenprächtige Tuktuks. Der Fahrer kennt unsere Adresse nicht und ruft deshalb die Vermieterin unseres Appartements an. Sie sei in 10 Minuten dort, der Taxifahrer hole uns dann ab. Mit unserem Gepäck haben wir aber viel zu wenig Platz in dem kleinen Gefährt, so fährt Moni als erste mit, Stefan kommt dann in der zweiten Fuhre nach.
Guatape ist ein Dorf mit hübsch geschmückten Hausfassaden, sehr touristisch und idyllisch am See gelegen. Wir schlendern am Quai entlang und gönnen uns bei bestem Wetter einen Drink an der Seebar. Man kann hier Pedalo, Kanu, Jetski und Motorboote mieten, auf dem See cruisen oder sogar mit dem Flying Fox an einem Kabel über den See flitzen.
Wer hätte gedacht, dass Regen so laut sein kann? Die halbe Nacht liegen wir wach, weil der Regen auf die Fensterkante trommelt, unglaublich! Am Morgen ist es stark bewölkt, schade, somit setzen wir heute unseren Waschtag an.
Am Nachmittag fährt uns ein Tuktuk zum Piedra del Penol. Unten angekommen geht es zu Fuss weiter zum 220m hoch aufragenden Monolithen, der die Gegend schmückt. Aussen führt eine steile Treppe mit 650 schmalen Stufen hoch zum Aussichtspunkt. Keuchend und schwitzend oben angekommen, werden wir mit der Aussicht reichlich belohnt! Der Rundumblick auf den Stausee und die Inseln ist atemberaubend schön! Nur die lästigen Mücken und Flugameisen stören unsere Idylle.
Den stündigen Rückweg wollen wir zu Fuss marschieren. Begleitet werden wir von zwei wilden Hunden, unterwegs gesellt sich noch ein dritter Vierbeiner dazu. Die Hunde folgen uns fast bis nach Guatape hinein. Erst als sich ein mächtiger Schäferhund in den Weg stellt, ziehen sie den Schwanz ein und trotten davon. Wir sind froh, da wir die Hunde ja schlecht bei uns aufnehmen können.
Stefan hat auf Google-Maps gesehen, dass unweit von Guatape ein Spazierweg auf die Inselwelt führt. Hmmm, als wir vor dieser Verzweigung stehen, versperren uns ein Stacheldrahtverhau und eine «Privatgelände, Betreten verboten»-Tafel den Weg, schade!
So wandern wir einen anderen Weg hoch und gelangen zu einem See mit Fischzucht, an dem man auch Angeln kann. Wir sind neugierig und sehen uns das an. Bereits ans Abendessen denkend, fragen wir, ob sie auch bereits gefangene Fische verkaufen. Ja, kein Problem. So erhalten wir zwei gefrorene Lachsforellen für keine CHF 3.50 mit auf den Weg!
Weiter geht die Reise mit dem Bus nach Belen, wo wir an einer Strassenecke ausgeladen werden. Es war mal wieder ein mühsamer «ich sammle alles auf, was auf dem Weg liegt» Bus. Von Belen aus geht es mit dem Taxi nach Rio Negro, unserer Übernachtungsgelegenheit vor dem Flug nach Bogota. Am Abend geniessen wir einen Pizzaburger, serviert mit Pommes, wahrlich eine leckere Kalorienbombe!
Am Flughafen von Medellin warten wir lange auf das Boarding. Die Durchsagen kommen nur auf Spanisch durch und sind für uns unverständlich. Plötzlich stehen alle auf und hasten vom Gate 7 zum Gate 3. Wir laufen mit und warten wieder. Durchsagen kommen keine, aber am Schalter vernehmen wir, dass der Flughafen in Bogota wegen schlechtem Wetter geschlossen ist, na super.
Mit ca. 1 ½ Stunden Verspätung erwischen wir dann doch noch unseren Flieger. Der muss dann halt nochmals etwa eine halbe Stunde länger über dem Flughafen kreisen, bevor wir runterkommen. Es ist bereits dunkel als wir ankommen und es regnet in Bogota. Der Komplex Tequendama & Suites (Hotel und Appartements) ist riesig, rundherum sind diverse Restaurants angesiedelt. Unser Appartement ist luxuriös gross, dazu geniessen wir eine geniale Aussicht vom 19. Stock aus!
Wir frühstücken im Hochhaus, erledigen unsere Büroarbeiten und marschieren ab. Na super, in dem Moment, als wir das Gebäude verlassen wollen, regnet es in Kübeln! Fünf Minuten später aber wagen wir es trotz leichtem Regen auf die Strasse.
Das Wetter in Bogota ist sehr launisch und wechselhaft, Regen, Bewölkung und Sonnenschein wechseln sich regelmässig ab. Bogota ist mit 9-10 Millionen Einwohnern die Hauptstadt von Kolumbien und eine der am schnellsten wachsenden Metropole Südamerikas. Die Stadt ist Verkehrsknotenpunkt sowie wichtigstes Wirtschafts- und Kulturzentrum des Landes.
Die Strasse «Carrera 7» ist eine einzige, riesige Fussgänger- und Fahrradzone im Zentrum. So spazieren wir in aller Ruhe bis zum Goldmuseum runter. Unterwegs begegnen wir wieder vielen armen Leuten, welche verzweifelt versuchen, irgendwelchen Schrott zu verkaufen oder zu betteln, krass!
Wir besuchen das Museo del Oro, ein Muss für jeden Bogotabesucher! Die Räume glänzen vom gelben Edelmetall, die Sammlung präkolumbischer Goldobjekte ist weltweit einzigartig und gilt als die grösste ihrer Art (35’000 Stücke). Unter den Ausstellungsexemplaren finden wir auch aus Ton, Stein, Muscheln, Holz und Textilien fabrizierte Objekte, welche zum Teil religiösen Ursprunges sind.
Eine weitere Free Walking Tour (basierend auf Trinkgelder) wartet auf uns. Alejandra, eine junge Kolumbianerin aus Bogota führt die ca. 25köpfige Truppe an. Auf der Tour informiert Alejandra über die Geschichte Kolumbiens, die vielfältige Gastronomie, Architektur, Insider-Tipps, Kultur und was die Metropole sonst noch alles zu bieten hat.
Wir besuchen den Schwarzmarkt der Smaragdhändler. Auf den ersten Blick sieht es auf dem Platz aus, als wenn einfach Männer miteinander quatschen. Beim näheren Hinsehen wird klar, die Männer handeln alle mit Edelsteinen.
Wir spazieren durch die angesagtesten Plätze des Quartiers Candelaria, probieren eine Chicha (gegärter Maistrunk mit Rohrzucker, der sämig und leicht alkoholisch ist) und besuchen das Museum des berühmten Künstlers Botero.
Vorbei am Theater Colon geht’s zum Hauptplatz von Kolumbien. Am Bolivar Square erzählt uns Alejandra die traurige Geschichte des versuchten Putschversuches im Jahr 1985, welcher unzählige Todesopfer gefordert hat. Überhaupt gibt es in der Geschichte von Kolumbien einige blutige Geschichten zu erzählen, die Ermordung des vom Volke geliebten Politikers Jorge E. Gaitan und das anschliessende Massaker eingeschlossen.
Der Stadtrundgang macht hungrig, deshalb probieren wir die kolumbianische Spezialität «Ajiaco Santafereno», eine leckere, deftige Suppe mit dreierlei Kartoffeln, Mais, Avocado, Kapern, Pouletstücken und Rahm.
Am Abend schlendern wir vorbei an unzähligen Strassenkünstlern, Malern, Artisten, Musikanten zurück zum Appartement. Wir sind angenehm überrascht, was Bogota alles zu bieten hat, damit haben wir nicht gerechnet!
Heute geht Stefan alleine auf eine Graffiti-Tour. Jefferson, ein Antropologe, führt die Tour. Es sind über 50 Interessierte aufmarschiert, wer hätte das gedacht?
Wir erhalten Infos über die Geschichte der Graffiti, der verschiedenen Arten (Tags, Stickers, Poster, Murals, etc.) und erhalten Hintergrundinformationen über die verschiedenen, bekannten Künstler mit Namen wie Toxicmano, Djlu, Stinkfish, Guache, Likmi oder Crisp oder die APC, Animales Poder Crew (eine Vereinigung aus nationalen und internationalen Künstlern). Auch die traurige Geschichte der Ermordung eines 17jährigen Sprayers und die nachherige Auflockerung des Gesetzes wird dokumentiert. Jetzt ist das Wände malen zwar nicht legal, jedoch auch nicht mehr streng verboten. Man kann bei unerlaubten Sprayereien verwiesen werden uns es kann eine Busse von ca. 70 Dollar gesprochen werden.
Jeden Sonntagmorgen von 05’00 – 14’00 Uhr wird quer durch die ganze Stadt eine Verkehrshauptachse abgesperrt und für die Velo- und Rollerblade-Fahrer geöffnet. Wir finden das eine tolle Idee! Der Monserrate, der Hausberg von Bogota (3’150m) ruft, deshalb sind wir früh am Morgen unterwegs. Eine richtige Völkerwanderung ist auf dem Weg hinauf zur Standseilbahn! Am Eingang warten Horden von Menschen auf die Bahn. Das ist uns zu viel Trubel, wir brechen ab und verschieben die Aussicht auf den Hügel auf einen nächsten Besuch.
So schlendern wir gemütlich durchs Zentrum und geniessen die Parkanlagen. Da wir gerne vor unserem Abflug Bogota von oben sehen möchten, besteigen wir den Colpatria-Tower, der es immerhin auf knapp 200m Höhe schafft. Natürlich geht’s da mit einem schnellen Lift hoch. Die Sicht auf die Skyline von der Aussichtsplattform aus ist wirklich genial, so verabschieden wir uns von der Stadt.
Ein zweistündiger Flug nach Oranjestad, Aruba, wartet auf uns. Der Flug verläuft ruhig und problemlos. Die Uhr wird wieder eine Stunde vor gedreht, jetzt sind es sechs Stunden Differenz zur Schweiz.
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