Blog Merida – Playa del Carmen / 6.11. – 11.11.2017
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…
Unser Plan, mit dem Auto drei Wochen auf der Yukatan-Halbinsel unterwegs zu sein, wird über den Haufen geworfen. In der Homepage von «trustedhousesitters.com» stossen wir auf ein Inserat, welches uns sofort anspricht. Matt, ein ausgewanderter Deutscher, sucht einen Haussitter für sein Haus in Playa del Carmen.
Obwohl sich schon einige Interessenten beworben haben, versuchen auch wir unser Glück. Tja, unsere Bewerbung kommt wohl gut an und wir werden ab dem 10. November einen Monat lang in Playa del Carmen ein Haus (ohne Haustiere) hüten! Wir sind ganz aus dem Häuschen vor Freude, als wir die Zusage erhalten.
Somit kürzen wir unsere Mietwagenrundreise ab und planen die restlichen Tage, damit wir auch pünktlich in Playa del Carmen eintreffen.
Izamal wird wegen der überwiegend gelb gestrichenen Fassaden auch die «Gelbe Stadt» genannt. Nach der Eroberung durch die Spanier wurde auf der Plattform der wichtigsten indigenen Pyramide das Kloster San Antonio de Padua erbaut, soviel zum Respekt der ehemaligen Kolonialmacht vor anderen Religionen.
Das Franziskanerkloster gehört heute zur wichtigsten Sehenswürdigkeit von Izamal. Ein breiter Treppenaufgang führt uns zum riesigen Atrium, welches eines der grössten der Welt sein soll. Ein überdachter Säulengang umschliesst den Platz.
Die kleine Altstadt weiss mit seiner zentralen Parkanlage und den Rundbogen der Arkaden, welche uns vor der brütenden Hitze Schatten spenden, zu gefallen. Unzählige Pferdegespanne warten geduldig auf Kundschaft, um den Touristen die Stadt näher zu bringen.
Auto fahren in Mexico braucht manchmal Nerven und «Cojones» (Eier)! Der oder die mit den grössten Cojones (oder Wagemut) nimmt sich dann die Vorfahrt. Geschwindigkeitsbegrenzungen könnte man sich hier schenken, niemand hält sich daran. Gefahren wird nach Gefühl oder so schnell wie das Auto halt so fährt. Auch bei Rot über die Ampel düsen ist keine grosse Sache, solange man keinen Unfall baut. Hingegen sieht man es gar nicht gerne, wenn jemand bremst, um einem anderen Fahrzeug die Vorfahrt zu gewähren. Der Unmut über die Verzögerung wird dann mit einem kurzen Hupkonzert kundgetan.
Merida ist mit ungefähr 800’000 Einwohnern die grösste Stadt von Yukatan. Trotz einigen Befürchtungen finden wir den Weg zu unserem Hotel problemlos, nachdem wir uns in den engen Einbahnstrassen behauptet haben und durch das emsige Gewusel des Altstadtverkehrs durchgekommen sind. Die Strassen sind nach Zahlen nummeriert und somit wäre die Orientierung relativ einfach, oder Moni (ein Insiderwitz)?
Der Paseo de Monejo gilt als die Prachtstrasse der Stadt, hier befinden sich einige In-Lokale und hübsche Kolonialbauten, die noch aus der Blütezeit Merida’s stammen.
Gleich neben dem Plaza Grande befindet sich die Kathedrale San Ildefonso, welche auch beim Eindunkeln mit ihrer orangen Beleuchtung ein toller Fotospot abgibt. Das Interieur des Gotteshauses ist jedoch nur spärlich, es wurde bei der mexikanischen Revolution wie alle Gotteshäuser geplündert.
Auf dem Zocalo (dem Hauptplatz) finden am Sonntag kostenlose Folklorekonzerte oder Tanzdarbietungen statt. Auch wir lassen uns die heutige Tanzvorstellung nicht entgehen. Ein Orchester inklusive Sänger begleitet die etwa 20 Tänzer/innen in ihren Trachten beim Tanzen und Steppen, der Tanzstil wird „Vaqueria Yuacteca“ genannt. Die Männer tragen offene Sandalen und beweisen uns ihre «flinken Sohlen».
Im «Peruano» lassen wir uns mit köstlichen Peruanischen Spezialitäten verwöhnen. Die winzigen Portionen auf der Speisekarte sind in Wirklichkeit viel grösser, weshalb wir anschliessend einen ausgedehnten Verdauungsspaziergang benötigen werden. Zum Abschluss dürfen wir uns noch an der „gute Wünsche“ Wand dieses kreativen Restaurants verewigen!
Auf der «Free Walking Tour» führt uns der Guide Emilio zwei Stunden lang durch das Zentrum von Merida, wo wir etliche Sehenswürdigkeiten besichtigen. Wir erhalten Geschichtsunterricht aus der Zeit der spanischen Eroberer und des tobenden Bürgerkriegs in Mexico. Auch die heutige, schwierige Zeit ihrer Bewohner wird angesprochen.
Die Gegend um Merida kam durch Sisal, welches aus der Agavenpflanze «Henequen» gewonnen wird, zu grossem Reichtum. Natürlich war der Reichtum mal wieder ungerecht verteilt, da primär die Grossgrundbesitzer davon profitiert haben. Sisal wurde wegen der Reissfestigkeit vor allem für Schiffstaue oder Hängematten oder Hüte «Hipi Hapa’s» verwendet. Seit Nylon das Sisal überholt hat, versuchen die meisten Menschen in Merida vom Tourismus zu leben.
In einigen Shops krabbeln lebendige, schwarze Käfer herum, welche mit Schmuck und einem Kettchen behangen sind. Was soll das? Emilio erzählt uns die dazugehörige Maya-Sage: ein Mayakönig war auf Reisen und wollte seine Tochter beschenken lassen. Ein Sklave hat die Geschenke überbracht und die Prinzessin hat sich sofort in den Sklaven verliebt. Die Liaison wurde jedoch entdeckt und der König war entsprechend wütend.
Er verschonte die Tochter, der Sklave musste jedoch bestraft werden, nur wie? Sein Magier wusste Rat. Der Sklave wurde in einen Käfer verwandelt und der Prinzessin überbracht. Diese war aber immer noch voller Liebe, hat den Käfer mit Gold und Diamanten überzogen und ihn an einer Kette auf ihrem Herz getragen. Auch in dem Moment als sie verheiratet wurde, konnte sie so ihre Liebe am Herzen mittragen… seufz! Fotos der Käfer haben wir keine, Tierquälerei muss nicht sein!
Ein Abstecher wert ist das kleine Museum «Casa Monejo» aus dem 16. Jahrhundert, dem ältesten Gebäude der Stadt. Die Einrichtung erinnert stark an Schlösser in Europa, hinzu kommen chinesische Vasen und grosse Gemälde.
Auch das Regierungsgebäude ist frei zugänglich, nicht nur der koloniale Palast sondern auch die vielen kunstvollen Wandgemälde des Künstlers Fernando Castro Pachero können hier bestaunt werden. Die Bilder erzählen die traurige Geschichte der Mayas und ihren Kolonialherrschern.
Bevor wir die Stadt verlassen, fahren wir zum Gran Museo del Mundo Maya, welches etwas ausserhalb von Merida steht. Der moderne, architektonische Prachtsbau wirkt von aussen sehr beeindruckend. Leider ist die Einfahrt zur Tiefgarage so schlecht beschildert, so dass wir erst nach zweimaligem Nachfragen den gut versteckten Eingang finden.
Auch beim Entrée ist es alles andere als einfach, den richtigen Eingang zu finden. Zum Glück stehen überall Angestellte herum, die uns pflichtbewusst die Richtung weisen. Nach der Multivisions-Show über die Evolution (auf Spanisch und das Bild ist schon recht verschwommen), erhalten wir Zutritt zum ersten Teil des Museums, welcher der Entstehung der Menschheit gewidmet ist.
In den weiteren Räumen wird uns das Leben und dem Untergang der Maya-Kultur nähergebracht. Wobei Untergang vielleicht etwas zu hart formuliert ist, da die Nachfahren der Mayas bis heute existieren und auch ihre eigene Mayasprache in der Schule lernen. Via Touchscreen werden uns von Anthropologen wichtige Fragen erklärt.
Das Museum ist gut bestückt mit Figuren, Schmuck, Töpferei, Wandmalereien, Schriftstücken und Replika-Fassaden einiger Pyramiden. Die Kurzfilme lassen das Leben der Mayas in ihren geheimnisvollen Städten erahnen.
Zwei Stunden Fahrt auf der gut ausgebauten Autobahn liegen vor uns, ab und zu passieren wir einen Kontrollposten der Polizei, welcher uns freundlich durchwinkt. An der Küstenstrasse entlang erreichen wir unser Ziel Campeche.
Die bemerkenswerte Altstadt wird am besten zu Fuss erkundet. Mit ihren Kolonialfassaden, der Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert und dem dazugehörigen Zocalo gefällt es uns in Campeche besser als Merida. Zu Recht gehört die Stadt seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Hafenstadt mit seinen alten Befestigungsanlagen liegt direkt am Golf von Mexiko und vermittelt ein wenig Karibikfeeling. Das dreckig-braune Meerwasser lädt allerdings nicht zum Baden ein. Campeche war dank ihrer mächtigen Festungsanlage die einzige Stadt, welche in Krieg von den Maya-Rebellen nicht eingenommen wurde.
Am Abend gönnen wir uns in einer Bar mit Blick auf die Kathedrale und den Hauptplatz einen «Sundowner-Drink». Von der Brüstung des alten Kolonialgebäudes aus geniessen wir die einmalige Stimmung.
An der Küste entlang besuchen wir das Fuerte de San Miguel, einer Spanischen Festungsanlage. Da Moni jedoch kein grosser Fan von solchen Festungen ist, beschränken wir uns auf ein kurzes Erinnerungsfoto.
Die Routa 261 führt uns in Richtung Osten übers Land. Anfangs säumen Papaya-Plantagen und grosse Maisfelder den Strassenrand, später gleicht die Landschaft einem dichten, grünen Dschungel.
Damit Autofahrer nicht durch die Dörfer rasen, haben die Mexikaner das «Bumper-System» eingeführt. Die hohen Absätze alle paar hundert Meter sind ein Schrecken für jedes tiefer gelegte Fahrzeug! Wer nicht bei der Sache ist und damit schneller als Schritt-Tempo über diese hohen Unebenheiten fährt, wird ordentlich durchgerüttelt und dadurch bestimmt aufgeschreckt!
In Uxmal angekommen steht der Besuch der weltberühmten Mayastadt auf dem Programm. Wir sind begeistert von den imposanten Tempelanlagen inmitten des Dschungels. Die grosse Pyramide und der Ballspielplatz in Chichen Itza sind zwar mächtiger, insgesamt gefällt es uns in Uxmal jedoch besser. Das führt wohl auch daher, weil es hier weniger touristisch als in Chichen Itza hergeht.
Die kleinere der zwei Pyramiden darf bestiegen werden, da lassen wir uns doch nicht zweimal bitten! Hochklettern ist problemlos, runter geht es dann doch ziemlich steil, gell Moni! Bei schönstem Wetter mit hellblauem, kitschigen Hintergrund und weissen Wölkchen verbringen wir tolle Stunden in der grossen und kulturell bedeutenden Mayastadt.
Da das Schokoladenmuseum gleich um die Ecke liegt, bietet sich die Besichtigungstour natürlich an. Das Museum wurde inmitten eines gepflegten, tropischen Gartens angelegt. Nebst einem kleinen Zoo wo verwundete oder verwaisten Tiere wie Jaguare oder Vögel und Affen gehegt werden, gibt es viele Nutzpflanzen- und Baumsorten zu bestaunen.
In kleinen Hütten wird die gesamte Geschichte von der Kakaobohne über den Kakao bis zur Herstellung von Schokolade und Pralinen anschaulich geschildert. Ein Höhepunkt ist sicher die Maya Kakao-Zeremonie, welche traditionell gekleidete Schamanen mit ihren Beschwörungsformeln, lautem Gesang und Muscheltröten vorführen!
In einer weiteren Hütte wird auf traditionelle Weise der Kakao hergestellt. Natürlich darf eine Degustation von dem bitteren Getränk nicht fehlen! Der Geschmack ist sehr intensiv, auf Empfehlung mischen wir das Getränk mit Chili und etwas Zucker, so schmeckt das schon viel besser! Die Mayas haben früher dazu noch etwas Menschenblut ihrer Opfer reingemixt, aber darauf verzichten wir mal lieber!
Die angebotenen Schokoladensorten können uns verwöhnte «Experten» nicht überzeugen, da liegt sicher noch einiges an Potential drin.
Ein weiter Weg liegt vor uns, via Merida fahren wir über die Mautautobahn (Anmerkung von Stefan: Banditos, das kostet mucho Dinero!!!) bis nach Valladolid. Die Strecke führt meist schnurgerade, links und rechts gibt es ausser grünen Bäumen und Sträuchern keine Abwechslung.
Valladolid, die «weisse Stadt» lädt zur Mittagspause ein. Wir schlendern über den Stadtpark und begutachen die Marktwaren, welche an allen Strassenecken feilgeboten werden. Nebst der Kathedrale aus der Kolonialzeit gibt es hier sonst nicht viel zu sehen.
Als wir am späteren Nachmittag in Playa del Carmen ankommen, regnet es in Strömen, mit dem haben wir nicht gerechnet! Die Strasse zu unserem neuen Zuhause ist schnell gefunden und schon klopfen wir unseren Gastgeber aus dem Haus.
Matt ist ein wahrhaft interessanter Mensch und Weltenbummler, er wohnt seit über 20 Jahren in Mexico und führte zwei Tauchshops (in Playa del Carmen und Tulum). Nachdem er sich mit seinen noch jungen Jahren zur Ruhe gesetzt hat, ist er für fünf Monate alleine mit dem Motorrad durch Osteuropa getourt. Er wird während unserer Anwesenheit von Panama-Stadt aus eine fünfköpfige Touristengruppe einen Monat lang bis nach Mexico begleiten, das tönt doch super spannend!
Matt führt uns durch unser neues Zuhause und erklärt uns sämtliche wichtigen Details. Da er nur ein Bett hat, suchen wir uns für heute eine Übernachtung in Playa del Carmen. In finsterer Nacht fahren wir bei Regen durch das Autogetümmel in die Innenstadt, schon ziemlich abenteuerlich! Die Wassermassen fliessen nur langsam ab und so werden Strassen im nu zu Seen und somit rutschig und gefährlich.
Am nächsten Morgen fahren wir wieder im strömenden Regen zu unserem Haus, um Matt zu verabschieden. Anschliessend begleiten wir ihn zur Busstation, von wo aus er zum Flughafen von Cancun fahren wird.
Vom Haus-Sitting in Playa del Carmen erzählen wir euch in unserem nächsten Blog.
2 Comments
Hallo,
toller Reisebericht, dankeschön 🙂 Super, dass ihr auch mit dem Mietwagen unterwegs gewesen seid.
Die Fahrweise ist halt in den südlichen Ländern krasser als bei uns in Deutschland. Wir waren schon in einigen Ländern und auf Inseln, wo die auch richtig schlimm gefahren sind, aber wenn man selbst umsichtig und defensiv fährt, passiert in der Regel nichts. Bald gehts für uns auch los. 🙂
LG Myriam
PS: Der Handtuch-Hase ist ja putzig. 🙂
Hallo Myriam, danke für dein Feedback! Mexikaner sagen… man brauche „Cojones“, um in den Städten zu fahren… wir wünschen euch viel Spass in diesem tollen Land!