Blog Cancun / 30.10. – 5.11.2017
Als nächstes Reiseziel steht Mittelamerika auf unserem Plan. Die Air Europa fliegt uns mit einem kurzen Zwischenstopp in Madrid nach Cancun, der Touristenhochburg von Mexiko. Kaum im Flieger schwören wir uns, diese Spanische Airline nie wieder zu berücksichtigen. Wir fühlen uns eingequetscht wie in einer Sardinenbüchse und es gibt auf diesem 10 ½ stündigen Flug kein in den Sitzen integriertes Unterhaltungsprogramm.
Gefühlte unendliche Stunden später erreichen wir am Abend Cancun, wo uns Cesar, der Eigentümer des gebuchten Appartements in die Hotelzone chauffiert.
Cesar erzählt uns, dass dieses Jahr kein gutes Jahr für die Tourismus-Branche in Yucatan sei. Viele Amerikaner und Kanadier verbringen ihren Urlaub an einem anderen Ort, weil sie Angst wegen Gewalt und Drogen in Mexico hätten. Dabei sei es hier in der Hotelregion von Cancun sehr sicher, jedoch sei die Korruption immer noch allgegenwärtig. Der Hauptverantwortliche für die Tourismussteuer der Region sei mit dem Geld abgehauen und jetzt habe die Regierung kein Budget mehr, um Cancun im Ausland zu bewerben!
Kaum in der Wohnung angekommen, wartet bereits ein kleines Highlight auf uns. Wir dürfen die heute durch den Tag geschlüpften Babyschildkröten ins Meer befördern. Das geht erst in der Nacht, da sie sonst von hungrigen Vögeln gefressen werden. Zusammen mit einem Areal-Wächter geht es runter zum Sandstrand. Wir benetzen unsere Hände mit Meerwasser, schnappen uns zwei-drei der süssen Babys und entlassen sie mit unseren besten Wünschen in die Meereswellen. Nur eines von tausend Babys wird die Jugendzeit überleben und eines Tages als erwachsene Schildkröte an den Strand zurückkehren.
Wir drehen die Uhr sechs Stunden nach hinten und benötigen deshalb einige Tage, bis wir den Jetlag überstanden haben. Als Einstieg für unsere Mexikoreise eignet sich der Aufenthalt in Cancun prima. Die Stadt ist bei den Touristen beliebt wegen seines 23 Kilometer langen, feinsandigen Strandes.
In der Hotelzone stehen die Resorts in Reih und Glied, kaum ein Stück Land ist nicht verbaut. Auf der anderen Strassenseite befindet sich eine Lagune, wo sich nebst gefrässigen Krokodilen auch Restaurants und Shops befinden.
Leider liegt unser Schlafzimmer genau an der vierspurigen Autostrasse, somit müssen wir uns zuerst an den Lärm gewöhnen. Auf dem WC begrüssen uns die Kakerlaken (La Cucaracha) und es tropft Wasser von der Decke herunter, das Leck wird zum Glück bereits am nächsten Tag repariert. In der Küche müssen wir extrem vorsichtig mit offenen Lebensmitteln oder Essensresten sein, da sich sonst gleich ein Ameisenhaufen bildet. Das ist hier jedoch alles ganz normal, willkommen in Mexico!
Die Busse nach Cancun Downtown halten gleich um die Ecke und fahren im Minutentakt durch die Hotelzone. Eine Fahrt kostet CHF 0.60, egal wie weit man mitfährt. Im riesigen Walmart-Einkaufszentrum kaufen wir einige Lebensmittel für die nächsten Tage ein.
Die warmen Temperaturen verlangen nach einer Abkühlung. Ab geht’s in die Badehose, vorbei an der grosszügigen Poolanlage zum privaten Strandabschnitt, wo wir unsere Sachen auf den Sonnenliegen deponieren und uns ein langes Wellenbad im salzigen Meer gönnen.
Das Wasser ist herrlich klar, aber gross Schwimmen kann man hier wegen der breiten Sandbank nicht und weiter draussen gibt es gefährliche Strömungen. Am Strand buhlen verschiedenste Händler um die wenigen Gäste, sie wollen kubanische Zigarren, Muscheln oder billigen Schmuck verhökern.
Unsere Spaziergänge dem Strand entlang halten sich in Grenzen. Es sind hier praktisch keine Bars oder Restaurants zu finden, ausser hoteleigene «All Inclusive» Bars, wo fremde Gäste nicht erwünscht sind.
Als wir vom Sandlaufen müde Beine bekommen haben, fällt uns auf, dass wir nirgendwo wieder auf die Strasse hochkommen, weil alles zugebaut ist. Vor den meisten Hotels stehen Aufpasser, dass keine Fremden reinkommen. Wir schleichen uns trotzdem rein und verlaufen uns in einer grosszügigen Hotelanlage. Ganze dreimal müssen wir uns durchfragen, bis wir endlich den Ausgang zur Strassenseite finden!
Die Mexikaner feiern heute «Dia de los Muertos», den Tag der Toten. Das ist ein farbenprächtiges Volksfest zu Ehren der Toten, das Gedenken an die Verstorbenen steht im Vordergrund. Die Strassen werden mit Blumen geschmückt und Symbole des Todes, Skelette und Totenköpfe stehen in den Schaufenstern.
In Cancun Downtown sollen einige Feierlichkeiten stattfinden. Wir spazieren zum Parque las Palapas, dort stehen unzählige Fressbuden und einige Zelte mit Totenverehrungen. Es werden Kerzen angezündet, Bilder der Verstorbenen aufgehängt und mit farbigen Totenköpfen und anderen Opfergaben dekoriert.
Die Fressbuden haben wir eingehend studiert und verschiedene Leckereien landen auf unserem Tisch. Die angekündigte Parade haben wir wohl irgendwie verpasst, aber auf der Hauptbühne werden diverse Darbietungen vorgetragen. Die Tänzerinnen und Sänger sind entsprechend gruselig geschminkt, auch kunstvolles Ballett und Akrobatik wird geboten. Die dazugehörige Musik erschallt natürlich in einer Lautstärke, dass uns die Ohren wackeln.
Später stürzen wir uns ins Nachtleben der Hotelzone. Vor dem Coco Bongo, dem wohl angesagtesten Club warten ungefähr 20 Ticketverkäufer ziemlich aggressiv auf Kundschaft, das ist ja krass! Obwohl es uns in dieser lauten Partymeile nicht gefällt, genehmigen wir uns einen kühlen Drink.
Ein kulinarisches Highlight erwartet uns im Resort Grand Oasis Sens, wo wir im Black Hole Restaurant dinieren. Ganz in schwarz gekleidet werden wir zum Eingang geführt wo uns die Regeln erklärt werden. Es dürfen keine Fotos gemacht werden und die Handys müssen abgestellt werden.
Im dunklen Entrée gewöhnen wir uns an die kommende Finsternis. Im Restaurant herrscht nämlich stockfinstere Nacht! An den Händen geführt werden wir an unseren Tisch platziert, wir sehen weder uns selber noch den Tisch vor uns. Zwei dunkelviolette Neonlampen an der Decke reichen den Kellner aus, damit sie uns mit den Nachtsichtgeräten bedienen können.
Zu sehen ist nur die weisse Serviette, mit der wir nach den einzelnen Gängen die Hände abwischen können. Gegessen wird mit den Händen, oder das Essen wird in einem Löffel serviert. Sage und schreibe 27 verschiedene, kleine Happen werden uns vorgesetzt.
Wir versuchen natürlich herauszufinden, was wir gerade verköstigen. Das gelingt uns nicht immer, die Erdbeere ist jedoch einfach herauszuschmecken. Es gibt Apfelchips mit Geissenkäsemousse, Citrus-Spaghetti mit Ginger-Sojasauce, Lachskonfit mit Safran oder Soursop-Daiquiri. Solche Gerichte im Gaumen zu erkennen, gestaltet sich eher schwieriger!
Animateure in weissen Masken massieren unseren Rücken, um uns entspannt zu machen. Während des Dinners verblüffen sie mit einigen Kunststückchen, beschenken uns mit Rosen oder bringen uns ein Ständchen. Wir sind beide begeistert von diesem hoffentlich unvergesslichen Erlebnis im Dunkeln!
Cesar fährt uns zum Autoverleih, wo wir unser Mietauto für die nächsten drei Wochen in Empfang nehmen wollen. Bei ADOcar erklärt man uns, dass heute leider kein Automat und auch kein Fahrzeug in der gebuchten Klasse verfügbar sei. Nach der Intervention unsererseits glühen die Telefondrähte und bereits 10 Minuten später steht ein praktisch neuer Chevy Aveo (mit Automat) vor der Türe. Na also, geht doch!
Bei der ersten bedienten Tankstelle lassen wir unseren Tank füllen. Moni zückt ihre Kreditkarte, die funktioniert anscheinend nicht. Als Stefan mit seiner Karte bezahlen will, hat das Gerät keine Verbindung mehr. So müssen wir wohl oder übel in bar zahlen. Stefan nimmt eine 500 Mex. Pesos Note (ca. 26 CHF) und übergibt diese dem Tankstellenmitarbeiter. Der dreht sich kurz und während er sich versieht, hält er Stefan einen 50 Mex. Pesos Schein vor die Nase und meint, das sein nicht genug, schliesslich koste es 460 Mex. Pesos. Stefan staunt nicht schlecht und schaut in sein Portemonnaie, da geht ihm ein Licht auf. Stefan ist 100% sicher, dass sich zuvor eine 500er Note in seinem Portemonnaie befand.
Er schaut den Mitarbeitenden an und fängt sofort an ihn anzuschreien. Er habe uns bestohlen, er sein ein Dieb und wir wollen sofort unsere Note wiederhaben, die er ausgetauscht hat. Stefan macht eine Riesenszene und brüllt auf Englisch und Spanisch in der ganzen Tankstelle umher. Mit Erfolg, das Schlitzohr murmelt irgendeine Entschuldigung und übergibt Stefan das restliche Rückgeld. Durch den Lärm angezogen kommt noch ein weiterer Angestellter (hoffentlich der Chef) auf den Platz. Ich erkläre dem Mann die Situation und verlasse verärgert die Tankstelle.
Auf der mautpflichtigen, teuren Autobahn geht es bequem und ohne Verkehr in Richtung Merida. Unterwegs erfahren wir, dass wir den Bundesstaat Quintana Roo verlassen haben und uns im Staat Yucatan befinden. Deshalb müssen wir die Uhr noch eine Stunde zurückstellen.
Unser erstes Etappenziel ist die Mayastätte von Ek Balam (schwarzer Jaguar). Durch den Urwald gelangen wir zu Fuss zu den Ruinen.
Im Gegensatz zu Chichen Itza darf man hier die Stätten betreten, das heisst, die vielen, steilen Stufen zu der 31m hohen Pyramide hochkraxeln. Ausser Puste oben angelangt, erwartet als Belohnung eine tolle Aussicht auf den Urwald und die umliegenden Ausgrabungsgebäude.
Nachdem wir reichlich verschwitzt von der Besichtigung zurückkehren, genehmigen wir uns eine kurzweilige Fahrradrikscha-Fahrt zu der Cenote X’Canche, wo wir unsere Badekleider anziehen und dann die steilen Stufen hinunter bis zum kühlen Nass klettern.
Eine Cenote nennt man ein dolienartiges Kalkgestein, welches durch den Einsturz der Höhlendecke entstanden und mit Süsswasser gefüllt ist. Über 1000 Cenoten soll es hier in der Gegend geben, sie besitzen im Durschnitt eine Tiefe von etwa 15 Metern.
In der Mitte wirkt das Wasser schwarz, aussen herum ist es herrlich klar und schwarze Fische schwimmen um uns herum. Stefan packt das Tarzanseil und schwingt sich damit in die Tiefe, welch herrliche Erfrischung!
Pisté ist ein kleiner, unbedeutender Ort mit einigen Hostels und Resorts. Es ist aber der Ausgangspunkt für die Besichtigung von Chichen Itza, deshalb logieren wir hier für zwei Nächte. Auf Anraten von Cesar wollen wir heute «Pib» probieren, das traditionelle Essen in dieser Gegend. Der Receptionist meint, wir werden diese Spezialität in keinem Restaurant kriegen, wir sollen unser Glück bei den Strassenhändlern versuchen. Moni fragt sich durch und schon stehen wir vor einem Tisch, wo uns ein älterer Herr das gewünschte Gericht mit scharfer Sauce serviert.
Die mit Poulet und Gemüse gefüllten Teigfladen schmecken einfach köstlich und kosten praktisch nichts! «Pib» ist ein Untergrundofen, welcher schon die Mayas benutzt haben. Es wird ein Loch gegraben, danach Ziegelsteine hineingelegt und Feuerholz darüber. Sobald der Ofen richtig heiss ist, wird das Essen in Bananenblättern in den Ofen gelegt und zugedeckt.
Wir stehen früh auf mit dem Ziel, vor der Türöffnung in Chichen Itza sein, um den grössten Touristenansturm zu umgehen! Zuerst landen wir aber beim falschen Eingang. Unser vorzeitig gekauftes Ticket berechtigt zum VIP-Einritt beim Resort Mayaland. Eine kleine, unscheinbare Nebenstrasse mit tiefen Löchern führt uns zum Parkplatz. Da wir keiner Menschenseele begegnen, durchqueren wir das ganze Luxusresorts mit seinen prächtigen, alten Bäumen den Häuschen im Mayastil. Wir fragen uns durch und finden den privaten Eingang für die Hotelgäste.
Wir buchen uns mit Raul einen Englisch sprechenden Guide. Raul arbeitet seit 1975 hier als Reiseführer und ist entsprechend gut informiert. Er führt uns durch das Eingangstor und auf der zweistündigen Erkundungstour durch die Ruinen der Mayastadt Chichen Itza, welches auch als eines der sieben Weltwunder gilt!
Das Wetter ist prächtig, nur wenige, weisse Wölkchen trüben den blauen Himmel und es ist ganz schön warm. Raul zeigt uns einige Bäume, welche von den Einheimischen zur Reinigung (wie Scotch), für Kaugummi oder als halluzinogene Drogen verwendet werden.
Zwischen dem 8. Und 11. Jahrhundert soll die Stadt eine überregional bedeutende Rolle gespielt haben. Einzigartig ist, wie sich in Chichen Itza nebst den Mayas auch die Tolteken architektonisch verwirklicht haben. 60’000 Menschen hat die Stadt rund um Chichen Itza gezählt, das Innere der Anlage diente aber nur für Zeremonien und Götteranbetungen sowie der Sternenbeobachtung.
Im Innern der grossen Stufenpyramide mit dem Namen «Castillo» befinden sich nochmals zwei weitere Pyramiden, es wurde jeweils eine neue Pyramide auf die alte aufgebaut!
Spannend ist auch El Caracol, der Schneckenturm, welcher den Mayas als Observatorium für die Sternenbeobachtung diente.
Bei den Ballspielen zu Ehren der Götter wurden die Verlierer von den Gewinnern getötet, resp. geopfert. Einige Archäologen glauben jedoch, dass nicht die Verlierer sondern die Sieger eines Ballspiels geopfert wurden. Die Maya sahen den Tod nicht als das Ende an, er war für sie der Übergang in eine andere Welt. Den Göttern geopfert zu werden war eher eine Ehre als eine Strafe! Die blutrünstigen Storys mit «Treppen herunterwerfen» oder den «fehlenden Herzen» wollen wir hier nicht näher erläutern, zu gruselig!
Nach dem wir uns von Raoul verabschiedet und die ganze Tempelanlage und die tiefen Cenoten auf eigene Faust besichtigt haben, stürzen wir uns mit grossem Appetit auf das riesige Buffet des Mayaland Resorts. Die dazugehörigen Tanzaufführungen in traditionellen Trachten und gefüllte Bierflaschen auf dem Kopf balancierend sind lustig anzuschauen!
Comment
Wow, das an der Tankstelle ist ja schon dreist. Das Touris gerne mal mit falschem Wechselgeld übers Ohr gehauen werden, ist ja bekannt, aber einfach behaupten, man habe mit einem anderen Schein bezahlt, ist schon dreist.
Coco Bongo würde ich übrigens nicht als angesagtesten Club bezeichnen, sondern als best vermarkteste Touri-Nightlife-Attraktion. Gibt es hier in Punta Cana auch. Ein paar Einheimische gehen zwar hin, aber im wesentlichen ist eine Show für internationale Besuch zu sportlichen Preisen.
In Chichen Itza war ich auch vor kurzem. Super interessant und spannend, wenngleich ich als Weltwunder wohl andere Dinge wählen würde. 😉
LG, Chris