Blog Namibia und Botswana / Caprivi bis Windhoek / 01. – 10.02.2019
Im Caprivi-Streifen in Richtung Osten erlebt man das ursprüngliche Afrika. Die Menschen wohnen in primitiven Holz- und Lehmhütten, Wasser wird vom nahen Fluss geholt und abgekocht.
Hirten lassen ihre Schafe und Rinder gleich neben der Autobahn grasen. Am Strassenrand verkaufen sie Brennholz oder einfache Töpfereiarbeiten.
In der Ndhvo Camping Lodge ist «Glamping» angesagt, eine Übernachtung im Zelt mit bequemem Bett direkt am Ufer des Okavanga-Flusses.
Gleich an der Grenze zu Botswana befindet sich der kleine Mahango Game Park. Über eine üble Offroad-Piste fahren wir bis zum Wasserloch hinaus. Unterwegs werden wir von mindestens 30 Elefanten überrascht. Teilweise sind die Tiere so nah, dass es gefährlich für uns werden könnte, Moni ist begeistert!
Lustig zu beobachten sind auch die grossen Mistkäfer, welche auf unserem Weg mühsam ihre Mistkugeln rollen, welche ihnen als Nahrungsquelle und Brutkammer dienen.
Auf einer Bootstour schippern wir mit dem Kapitän Michael gemütlich dem Okavanga-Fluss entlang.
Zu sehen gibt es viele Hippos, die sich in kleinen Gruppen im seichten Wasser aufhalten, Warzenschweine, Wasserböcke, vom kleinen Webervogel bis zum riesigen Fischadler und Wasserbüffel.
Nebst den gefährlichen Flusspferden und verschiedenen Giftschlangen bewohnen auch Krokodile das Flussufer. Die Mutter von Michael wurde beim Wäschewaschen von einem Krokodil getötet!
Auf Anraten des Managers besuchen wir mit dem Guide Rasmus sein Dorf Kamutjonga. Er zeigt uns, wie er mit seinem Familienclan wohnt und hier unter einfachsten Bedingungen lebt. Er stellt uns seine Familie vor und zeigt uns einige Schlafräume.
Der Zaun um die Hüttensiedlung schützt die offene Feuerstelle gegen den Wind. Essen gibt es jeden Tag das gleiche: Haferbrei, etwas Gemüse und lange gekochtes Fleisch (welches am Strassenrand hängt und voller Fliegenmaden ist). 5-6 Kinder teilen sich einen Teller und gegessen wird von Hand.
Die Urgrossmutter ist zugleich Chefin des Familienclans. Stromversorgung gibt es, der Strom wird mit aufladbaren Chip-Karten bezahlt. Das Brunnenwasser des Dorfes wird mit einem Dieselgenerator heraufgepumpt und gegen eine Gebühr verteilt.
Die mit Termitenhügel-Lehm aufgefüllten Holzhütten halten ca. 4-5 Jahre, bevor das Holz von den Termiten zerfressen ist und eine neue Hütte gebaut werden muss.
Ca. 85% der Menschen hier leben ohne feste Arbeit, sie schlagen sich mit verschiedenen Kleinjobs durch oder hüten die Ziegen und Kühe. Die wenigen Personen mit festem Job müssen dann den ganzen Familienclan durchfüttern.
In der Hierarchie gibt es den Dorfchef und einen Stammeschef. Sie werden jeweils für fünf Jahre gewählt und sind auch als Richter tätig. Meist bestimmen sie auch, welche Politiker vom Volk gewählt werden sollen.
Es ist für uns faszinierend und zugleich erschreckend, einen kleinen Einblick in diese andere, fremde Welt zu erhalten. Die Dorfschule verfügt über einfachste Schulungsräume, in denen 50-60 Kinder pro Klasse unterrichtet werden.
Während unserer Abwesenheit wird unser Auto von einem Angestellten geputzt, das nennen wir Service! Jedoch bemerken wir, dass einer unserer Pneus viel Luft verloren hat und mit unserer Luftpumpe ist da nichts zu machen. Der Angestellte rennt sofort los, um einen Kompressor zu holen, mit dem wir den Pneu wieder hochkriegen.
Kurz vor dem Dorf Katima Mulilo steht an einer Wegkreuzung ein Stopp-Signal. Moni bremst und hält hinter dem Stopp-Schild an, ein Polizist winkt uns heran.
Er kontrolliert den Führerschein und meint, Moni hätte direkt beim Stopp-Schild halten müssen und somit habe sie sich einer Straftat schuldig gemacht. Wir sollen jetzt umgerechnet 110 CHF Busse bezahlen. Wir sind ziemlich schockiert, da a) kein einziger Fahrer bei diesem Stopp-Schild anhält und b) Moni ja vor der Kreuzung vollständig angehalten hat.
Wir machen ihn darauf aufmerksam, dass auch der nachfolgende Lastwagen nicht stoppt. Sofort rennt er zum LKW und winkt den Chauffeur raus. Nachfolgende Autos könne er leider nicht anhalten, da er sonst Verstärkung brauche.
Wir stellen uns stur und teilen ihm wiederholt mit, dass wir jetzt keine Zahlung leisten werden. Er soll uns eine Bussenrechnung ausstellen, welche wir dann mit der Autovermietung begleichen werden.
Er verlangt wir sollen zum Polizeiposten gehen, dort werde uns eine Quittung für die Busse ausgehändigt. Machen wir nicht, stattdessen beschuldigen wir ihn, er habe es nur auf uns Touristen abgesehen. So geht es eine Zeit lang hin und her, auf einmal fängt er an zu lächeln. Er belehrt uns nochmals über unseren Fehltritt, gibt uns den Führerschein zurück und meint, wir sollen abfahren. Uff, Glück gehabt!
Am Abend treffen wir in unserer Lodge auf Kobus. Er hat seinen Ford Ranger (ohne 4×4) tief im Sand eingegraben. Stefan bietet seine Hilfe an, bringt den Hilux in Stellung und mit dem Abschleppseil zieht er das Auto aus dem tiefen Graben.
Als Dankeschön wird Stefan zu einem Glas Whisky und ein Plauderstündchen eingeladen. Kobus wohnt unterhalb von Johannesburg und arbeitet im Minengeschäft. Er bildet weltweit Leute an Bohr-Maschinen aus, so hat er schon viele Länder Afrikas besucht.
Am nächsten Morgen fahren wir zum Grenzübergang nach Botswana, von wo aus unser Roadtrip weiter gehen wird.
Die Einreise am Grenzübergang Ngoma nach Botswana geht problemlos über die Bühne. Damit wir ins Land gelassen werden, müssen wir unsere Schuhe in eine Brühe tunken, das schütze gegen die Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche. Später müssen wir an einigen Veterinärposten auch mit dem Fahrzeug durch eine mit Desinfektionsmitteln gefüllte Grube fahren.
Die Strasse führt uns durch den Chobe Nationalpark, einige Warnschilder weisen auf wilde Tiere hin. Prompt begegnen wir einer Herde Elefanten, welche gleich hinter uns mit ihren Jungen die Strasse überqueren, so süss!
In der Grenzstadt Kasane angekommen, logieren wir im Nxabii Guest House. Da wir die Outdoor-Küche mitbenutzen dürfen, fahren wir zum örtlichen Supermarkt, welcher über eine erstaunlich gute Auswahl an Lebensmitteln verfügt.
Gleich auf dem Parkplatz streunen einige Warzenschweine umher. Nicht selten marodieren auch Elefanten durch das Dorf, sehr zum Leidwesen der Einwohner. Letztes Jahr wurden dabei zwei Menschen getötet.
Für den Besuch der Victoriafälle buchen wir eine Tagestour. Es wäre mühsam und teuer, mit dem eigenen Fahrzeug nach Simbabwe über die Grenze zu fahren.
Wir haben das zweifelhafte Vergnügen, die Tour zusammen mit einer indischen Grossfamilie zu machen. Obschon der Bus mit Verspätung ankommt, ist die Familie natürlich noch nicht abreisefertig.
An so was unwichtiges wie Trinkwasser haben sie natürlich auch nicht gedacht, deshalb müssen wir einen Extrahalt beim Supermarkt einlegen. Beim Ein- und Aussteigen aus dem Bus werden wir regelmässig von fremden Händen betatscht. Der «Big Boss» des Clans sitzt vorne und möchte mit seinen lauten Rülpsern wohl kundtun, dass ihm das Frühstück geschmeckt hat. Ihm ist wohl langweilig, deshalb untersucht er den Bus und blättert in aller Ruhe den Pass unseres Fahrers Abdenico durch.
Die Zollformalitäten sind zum Glück rasch erledigt, die Einreise nach Simbabwe kostet pro Person happige 60 USD. Die Lastwagenfahrer, die über die andere Grenze nach Sambia müssen, haben es da nicht so einfach. Sie müssen zum Teil wochenlang vor dem Zoll warten, da die einzige Fähre pro Fahrt nur je einen Lastwagen über den Fluss bringen kann. Zum Glück bauen die Chinesen hier jetzt eine Brücke.
Willkommen in Simbabwe, eine stündige Autofahrt durch den Zambezi National Park trennt uns noch von den Victoria Falls. Schon von weitem sehen wir den Wasser-Sprühnebel, der von den Fällen in bis zu 300m Höhe aufsteigt.
Bei den Wasserfällen angekommen geniessen wir die Zeit, um das Naturwunder auf eigene Faust zu erkundigen. Auf einer Strecke von 3.8km gibt es insgesamt 16 Weg- und Aussichtspunkte.
Zwischen den Grenzstädten Victoria Falls und Livingstone donnert der Sambesi auf einer Breite von 1’708m bis zu 110m tief in die Schlucht hinab. Damit gelten die Victoria-Falls als der breiteste, durchgehende Wasserfall der Erde.
Dank dem Sprühnebel gib es hier sogar einen Regenwald, in dem seltene Pflanzen wachsen. Farbige Schmetterlinge und neugierige Affen sind hier Zuhause.
An manchen Ecken leuchten farbige Regenbogen aus der Gischt. Ehrfürchtig blicken wir auf das tosende Natur- und Wasserspektakel. Die Masse an Wasserfällen ist beeindruckend schön!
An einigen Aussichtspunkten ist jedoch Vorsicht ist geboten, die Klippen sind praktisch nicht gesichert und die Felsen sind glitschig.
Die Victoria Falls Brücke aus dem Jahre 1905 mit ihrer Spannweite von 156m verbindet Simbabwe und Sambia. Mal wieder müssen wir auf unsere indische Familie warten, da jemand von ihnen den Bungeejump von der Brücke wagt.
Natürlich wollen sie anschliessend auch in einem anderen Restaurant essen, da sie überzeugte Vegetarier sind. Was machen wir beide nun während dieser Zeit?
Nicht verzagen, Abdenico fragen. Er führt uns mit dem Bus zu einem gigantischen Baobab-Baum. Er sei ungefähr 1500 Jahre alt und weist einen stolzen Durchmesser von 18m auf.
Wer ein tolles Kolonial-Gebäude besichtigen will, sollte unbedingt einen Abstecher zum Victoria Falls Hotel machen. Es wurde 1904 von den Briten erbaut und gehört heute zu den «Leading Hotels of the World»
Es ist das grösste und älteste Luxushotel von Simbabwe, Könige und Staatsmänner gingen hier ein und aus. Es gibt Kunstgalerien, edle Salons und eine gepflegte Gartenanlage mit Aussicht auf die Fälle zu bestaunen.
Bevor die Bustour zu Ende geht, will eine unserer Inderinnen noch zum Steinfiguren-Markt, wo sie einige Souvenirs einkauft. Wir dürfen mal wieder warten, bis sie sich endlich entschieden hat.
Ein weiterer Tag mit Tierbeobachtungen ist angesagt, wir fahren den Serondela-Abschnitt des Chobe-Parkes ab, welcher an den Sambesi-Fluss grenzt. Auf den schmalen Sandspuren und den mit tiefen Schlaglöchern versehenden Lehmpisten ist 4×4-Antrieb Pflicht! Meist führt der Weg dem Flussufer entlang.
Rund 50’000 Elefanten sollen im riesigen Chobe Nationalpark leben! Naja, ganz so viele sehen wir dann doch nicht, es sind aber sicher an die 100 Stück, die sich nahe vor, hinter und neben uns durchs Dickicht kämpfen. Nicht ganz ohne Schweissperlen auf der Stirn überstehen wir die Safarifahrt ohne Angriff der Dickhäuter.
Natürlich begegnen uns auch noch verschiedene anderen Tierarten: Warane, Wasserbüffel, Hippos, Adler, Giraffen, Wasserböcke, Warzenschweine, Pavianherden usw.
Es ist ziemlich anstrengend, die Piste zu befahren und die Wegbeschilderungen sind lausig. Das App «Maps.me» hilft uns jedoch meistens aus der Patsche, wenn wir nicht mehr weiterwissen.
Am nächsten Tag wartet eine Fahrt von 410km auf uns, die geteerte Strasse ist in einem erstaunlich guten Zustand. Jedoch sollte man immer wieder einen Blick auf den mit hohem Gras gesäumten Strassenrand werfen, da sowohl wilde Tiere wie auch Pferde und Kühe direkt am Strassenrand äsen.
In Gweta machen wir einen Übernachtungsstopp, da wir die Strecke bis nach Maun nicht in einer Tagesetappe abfahren wollen. Zu sehen gibt es in diesem Kaff hier nicht viel. Es regnet teilweise stark und ist angenehm kühl, sodass wir abends sogar einen Pullover tragen.
Die heutige Weiterfahrt auf der «Autobahn» gestaltet sich nicht mehr so einfach. Die Strasse hat zum Teil so krasse Schlaglöcher, dass wir mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40km/h beide Fahrbahnen nutzend am Slalomfahren sind.
Maun mit seinen 50’000 Einwohnern gilt als das Tor zum Okawanga-Delta, hier wohnen wir in einem kleinen Gästehaus. Nachdem wir uns im örtlichen Spar mit Rindsfilet eingedeckt haben, braten wir das leckere Fleisch auf dem Grill und köpfen dazu eine Flasche Weisswein.
Am Abend gibt es einen längeren Stromunterbruch. Trotz der drückenden Hitze im Zimmer können wir uns glücklich schätzen, der letzte Stromunterbruch in dieser Gegend dauerte ganze vier Tage!
Sonny von der «Moorhen Safaries» holt uns am Morgen ab und die gebuchte Tagestour kann losgehen. Sein Auto stinkt dermassen, dass wir uns zu Recht fragen, ob Sonny vor uns eine Herde Ziegen transportiert hat?
Über die üble Sandpiste (mit gratis «Massage a la African») gelangen wir ins Okawango-Delta. Von hier aus geht’s mit einem «Mokoru», dem einheimischen Kanu weiter. Unser junger Führer nennt sich «Boombastic». Bewaffnet mit einem langen Stock fährt er uns auf dem Wasserweg hinaus ins Delta.
Vorbei an unzähligen, blühenden Wasserlilien beobachten wir verschiedene Vogelarten, sehen Hippos aus nächster Nähe, Zebras, Red Letschwe (Wasserböcke), Gnus, Schaufelkopf- und Schilffrösche.
Wir gleiten sanft dahin und geniessen den Ausblick aufs Wasser und die bilderbuchschöne Natur. Nach der grossen Regenzeit steht hier alles unter Wasser.
Zu Fuss geht’s weiter, wir machen eine kleine Wanderung durch den Busch. Boombastic kennt sämtliche Heilpflanzen die hier wachsen, diese dient den Einheimischen zum Zähne putzen und jene als Mückenschutz, andere dienen wohl zur Potenzsteigerung.
Er weiss auch sehr viel über die hiesige Tierwelt zu berichten. Wenn eine Hippomutter ein Weibchen gebärt, stellt sie es nach 2 ½ Wochen der ganzen Familie vor. Wird jedoch ein Männchen geboren, zieht die Mutter weg und zieht das Kind alleine auf, da der Herr Papa sonst seinen Jungen angreifen und töten würde!
Unter einem Schattenplatz verputzen wir mit viel Appetit unser Lunchpaket und diskutieren lange mit Boombastic. Er erzählt uns einige uralte Geschichten, welche seine Grossmutter am Lagerfeuer erzählt hat.
Während der Rückfahrt dem Flusslauf entlang verbrennen wir uns die Arme und das Gesicht wegen der brennenden Sonne, das wird noch schmerzen!
Von Maun aus geht es dann in den Süden, in Richtung Grenze nach Namibia. Beim Ngami-See legen wir einen Zwischenstopp ein, hier sollen viele Vögel beheimatet sein. Der See ist jedoch komplett ausgetrocknet, hier gibt es nichts zu sehen.
Im Gästehaus in Ghanzi angekommen, werden wir zuerst ziemlich unfreundlich empfangen. Von unserer Buchung oder der Zahlung wollen sie erst nichts wissen. Erst nach etwas Geduld wird unsere Buchung doch bestätigt und wir erhalten unser einfaches Zimmer.
Nach einer ziemlich ereignislosen Fahrt erreichen wir die Grenze nach Namibia. In Gobabis angekommen spazieren wir durch das kleine Städtchen. Auffallend ist, dass sogar um die Kirchenmauer ein elektrisch geladener Zaun hochgezogen wurde, ein gefährliches Pflaster?
Zurück in Windhoek verbringen wir noch etwas Zeit mit Shoppen, bevor wir das liebgewonnene Auto wieder abgeben. Unglaubliche 6’700km weit sind wir auf unserem Road-Trip gefahren!
Eine sehr kleine Maschine der Fluggesellschaft Airlink bringt uns in zwei Stunden nach Kapstadt, wir geniessen die Aussicht auf die karge Landschaft unter uns.
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