Reiseblog Namibia / Swakopmund bis Rundu / 22. – 31.01.2019
Die Reise nach Swakopmund ist ziemlich anstrengend, 350 Wegkilometer sind abzuspulen, darunter 100km über eine holprige Schotterpiste. Die Landschaft wechselt von Steppe über karge Steinlandschaften bis hin zur Sandwüste.
Am Wegesrand beobachten uns einige neugierige Erdmännchen, bevor sie sich flink in ihre Erdhügel verschwinden.
Eine gefühlte Ewigkeit später erreichen wir Walvis-Bay, eine hässliche Küstenstadt mit riesiger Fischindustrie und den dazugehörigen Townships, ziemlich heruntergekommene Armenviertel.
An der Küstenstrasse ragen hohe Sanddünen empor, es windet und ist ganze 20 Grad kühler als gestern in Sesriem!
Ein Fischer müht sich mit seiner Hochsee-Angel ab. Gespannt verfolgen wir, was da wohl an der Angel zappelt. Nach einigen Minuten zähen Kampfes zieht der Angler einen zwei Meter grossen Hai an Land! Glücklicherweise handelt es sich hier nur um ein «catch & release», nach einigen Selfies entlässt er den Hai wieder hinaus ins offene Meer.
In Swakopmund logieren wir in einer grosszügigen Wohnung, das gemütliche Wohnzimmer vermittelt einen hohen Wohlfühlcharakter. Swakopmund vermag zu gefallen, für uns die bei weitem ansehnlichste Stadt von Namibia.
Die Jetty von 1905 ist geschichtsträchtig, viele deutsche Auswanderer haben hier ihren ersten Fuss aufs afrikanische Festland gesetzt.
Geschützte Helmperlhühner durchkämmen die gepflegten Parkanlagen auf der Suche nach saftigem Gras.
Im Zentrum reihen sich tolle Kunstgalerien und kitschige Souvenirshops an Biergärten und einladende Restaurants.
Der weitere Streckenverlauf führt uns nach Omaruru. Die Landschaft dahin ist nicht wirklich sehenswert, in der öden Steinwüste wird Uranium abgebaut.
Als Highlight beobachten wir vom Strassenrand aus eine vierköpfige Giraffenfamilie beim äsen.
Chris führt in Omaruru das Evening Shade Guest House, nebenbei handelt er als ehemaliger Mineur mit Edelsteinen. Die tollen Bilder in seiner Ausbildung beweisen, dass er auch ein begnadeter Fotograf ist.
In Namibia gibt es ganze drei Weingüter und eines davon ist die Erongo Mountain Winery. Ein deutsches Paar hatte vor sechs Jahren die Schnapsidee, in diesem Wüstengebiet ein Weingut aufzubauen.
Mit hohem finanziellem Aufwand ist dies zwar gelungen, leider sind von den angepflanzten acht Hektaren schon viele Weinstöcke mangels Wasser verdorrt. Den kargen Rest können sie dank Grundwasser noch bewässern. Ganz Omaruru ist jedoch abhängig von diesem Grundwasser, welches unter dem ausgetrockneten Flussbett liegt. Wenn dieses Grundwasser versiegt, hat das Dorf ein Riesenproblem.
Das Boutique Weingut hatte letztes Jahr eine Ernte von 25 Tonnen Trauben, zu wenig für den Export. Auf der kurzen Kellertour erhalten die Gäste einen Einblick in den Ablauf der Weinproduktion.
Die degustierten Weine sind ganz passabel, zudem werden verschiedene Liköre gebrannt. «Essence of Namibia» wird aus der Teufelskralle, einem medizinischen Kraut, hergestellt. Der Likör schmeckt sehr bitter, ähnlich wie Unicum oder Jägermeister.
Weiter geht die Fahrt über Uis und am markanten Felsen von Brandberg vorbei. Unterwegs treffen wir auf einige imposante Hornvögel, welche von Baum zu Baum fliegen.
Ureinwohner vom Volke der Himbas warten vor ihren Hütten auf vorbeifahrende Touristen. Sie tragen Stammeskleidung und kunstvoll geflochtene Frisuren, verkaufen Souvenirs und posieren für Fotos, natürlich nur gegen gutes Entgelt.
Ein Kleinkind läuft uns entgegen und schüttelt eine leere Wasserflasche. Wir spendieren ihm eine Flasche Trinkwasser. Er möchte noch etwas zu Essen, wir treten ihm einen Müesliriegel ab. Danach wünscht er einen Kugelschreiber, auch den kriegt er. Als er dann aber noch Geld verlangt, fahren wir weiter.
In Khorixas übernachten wir in einer kleinen Hütte. Obwohl viele Touristen sich negativ über die von der Regierung geführten Camps äussern, logiert es sich hier gar nicht so schlecht.
Ein Ausflug zu den «Petrified Woods», den versteinerten Baumriesen steht auf dem Plan. Nach Zahlung der happigen Eintrittsgebühr führt uns Rodney im Eiltempo durch den 800m langen Trail und erzählt uns über die Entstehung dieses Naturwunders.
Die versteinerten Bäume sind bis zu 45m lang und befinden sich teilweise noch im Boden vergraben. Natürlich ist es streng verboten, eine dieser uralten Versteinerungen mitzunehmen, aber Anfassen und drauf Sitzen darf man.
Auf dem Pfad sind auch die endemischen Welwitschia-Pflanzen zu bewundern, welche bis zu 2000 Jahre alt werden können! Die Männlichen unterscheiden sich deutlich von den weiblichen Pflanzen, herumkrabbelnde Käfer und der Wind bestäuben sie.
An der Tankstelle von Khorixas ist es uns nicht ganz geheuer, von allen Seiten werden wir angestarrt und angequatscht. Woher kommt ihr, wohin wollt ihr, gebt uns Geld! Stefan bewacht das Auto, während Moni im einzigen Supermarkt einkaufen geht.
Der Eingang zur Ugab Terrace Lodge ist wohl nur mit Allrad zu schaffen, extrem steil führt ein schmaler Pfad den Hügel hoch. Die Mühe lohnt sich, der Ausblick auf die Felsformationen ist atemberaubend schön! Er gleicht ein wenig dem Monument Valley in Amerika.
Auf die anschliessende Kurzwanderung hätten wir besser verzichten sollen, die Sonne brennt und es ist drückend heiss. Da wir leider kein Wasser dabeihaben (böser Anfängerfehler!), steht Moni am Schluss kurz vor dem Kollaps.
Von der Terrasse aus sehen wir den Rosenpapageien beim Baden zu und am Abhang spielt eine Gruppe Paviane.
Bevor wir uns von dieser idyllischen Felsenlandschaft verabschieden, knipsen wir noch ein paar Foto von der Finger-Klippe, einer markanten Felsnadel.
Unser erster Safaritag beginnt, wir sind gespannt, was uns alles erwartet! Beim Eingang des Anderson’s Gate müssen sämtliche Plastiktüten abgegeben werden, die sind im Etosha-Nationalpark nämlich verboten, bravo! Nach 16km erreichen wir die Okaukuejo Lodge, wo die Parkgebühr bezahlt werden muss.
Jetzt geht die Suche los, in den folgenden vier Stunden kreuzen folgende Tiere unseren Weg: Warzenschweine, Zebras, Giraffen, Gnus, Springböcke, mächtige Ohrengeier, Riesentrappen (grosse Vögel), Erdhörnchen, Eland-Antilopen, Oryxe, Schakale, Strausse und Habichte.
Als Höhepunkt zählen sicher die vier Löwen, welche keine 10m vom Auto entfernt unter einem Baum faulenzen. Die Löwen gähnen, strecken alle Viere von sich und beobachten uns scheinbar gelangweilt. Munter knipsen wir drauf los, Stefan jedoch immer mit einem Fuss am Gaspedal, wir wollen ja nicht als Nachmittags-Snack enden!
Wir sind begeistert, dass wir schon am ersten Tag so viele Wildtiere gesehen haben! Die Höchstgeschwindigkeit im Park beträgt 60km/h, auf den üblen Schotterpisten mit tiefen, zum Teil mit Wasser gefüllten Schlaglöchern ist jedoch Schritttempo von Vorteil.
Der Nationalpark besteht seit 1907 und erstreckt sich über eine Fläche von 22’912 km2, praktisch die gesamte Etoshapfanne von 4’760 km2 gehört zum Park. 1973 wurde er komplett eingezäunt und durch künstliche Bohrlöcher ist der Wildbestand stark angestiegen.
Fast vier Tage voller Eindrücke und unzähligen Tiersichtungen verbringen wir im Etosha-Park. Es ist für uns etwas Besonderes, wenn wir Jungtiere mit Ihren Müttern beobachten können.
Monis Highlight ist sicher der mächtige Elefantenbulle, welcher bedächtig und wie in Trance aus dem Wasserloch trinkt und sich anschliessend abduscht.
Stefan kriegt feuchte Augen, als wir direkt am Strassenrand vier Geparde beobachten können, ein lang ersehnter Traum geht in Erfüllung. Faul liegen sie im hohen Gras und posieren geduldig für unsere Kameralinsen. Man möchte die jungen Schmusekatzen am liebsten streicheln und mit ihnen herumbalgen.
Gleich ausserhalb des Halali Campes befindet sich eine Wasserstelle. Von der sicheren Anhöhe und hinter dem Schutz eines Zauns warten wir bereits um 5’00 Uhr in der Früh, um Tiere zu beobachten.
Wir werden belohnt, urplötzlich tritt ein Breithornnashorn aus dem Dunkel der Nacht auf die «Bühne», um zu trinken. Währenddessen schleichen sich einige Fleckenhyänen lautlos an die Tränke, die Raubtiere stellen jedoch keine Gefahr für das Nashorn dar.
Ein spezielles Erlebnis ist die Fahrt hinaus zum Etosha-Lookout, drei Kilometer hinaus in die schier endlos scheinende Salzpfanne. In der Ferne hat man das Gefühl, Wasser zu sehen, eine trügerische Fata Morgana.
Hier in dieser unwirklichen Gegend helfen wir einem verzweifelten Autobesitzer, mit unserem Überbrückungskabel bringen wir die Batterie wieder zum Starten.
Ein Hingucker ist die riesige Gruppe von Flamingos, welche in einer mit Wasser gefüllten Salzpfanne nach Kleintieren fischen.
Im Park befindet sich das Fort Namutoni, welches früher als Militärstützpunkt und Polizeistation diente. Heute findet man hier einen Souvenirshop und eine Bar.
Der Etosha Nationalpark hat unsere Erwartungen insgesamt mehr als erfüllt. Trotzdem hätte Moni sich noch eine Elefantenherde an einem Wasserloch gewünscht, die sind aber leider nicht zur bestellten Zeit erschienen. Auch dem seltenen Leoparden werden wir wohl erst bei unserer nächsten Safari begegnen.
Gleich ausserhalb von Etosha übernachten wir in der Mokuti Lodge, welche wir wärmstens empfehlen können. Mit dem Golfwagen werden wir zu unserer komfortablen Hütte chauffiert. Das abendliche Eland-Steak aus der riesigen Grillhütte schmeckt hervorragend.
In Tsumeb sollte man unbedingt das Minen-Museum besuchen. Es ist lobenswert, mit wie viel Liebe zum Detail das Museum eingerichtet wurde. Als Bonus ist zudem noch alles in deutscher Sprache angeschrieben.
Die verschiedenen Ausstellungszimmer sind nach Themen aufgeteilt: Leben und Traditionen der Urvölker, Waffen und Uniformen aus dem 1. Weltkrieg, die Geschichte der Erz-Mine mit vielen Mineralien und eine Briefmarkensammlung sind zu bestaunen.
Nicht weit von Tsumeb ist einst der mächtige Moba Meteorit gelandet. Mit über 50 Tonnen Gewicht und drei Metern Länge ist es der grösste je entdeckte Meteorit der Erde!
Stefan fühlt sich vom ausserirdischen Fund magisch angezogen. Leider haben Sammler schon einige Teile des wertvollen Gesteins abgeschabt.
Die Autobahn in Richtung Norden verläuft gradlinig, während den nächsten 250km kann man die Kurven an einer Hand abzählen. Am Strassenrand halten Einheimische riesige Speisepilze hoch, die sie den Autofahrern verkaufen wollen.
In Rundu, der Grenzstadt zu Angola, übernachten wir in einer Lodge am Fluss. Stefan verdrückt als Vorspeise die einheimische Spezialität, gegrillte Mopani-Schmetterlingsraupen. Deren Geschmack ist irgendwie undefinierbar, sie dienen jedoch Millionen von Afrikanern als wichtige Eiweissquelle.
Trotz der Verwendung von Mückenspray zählt Moni bei Stefan insgesamt 38 Mückenstiche, der ganze Rücken ist übersät von fiesen Einstichen.
Unsere Weiterreise führt uns durch den schmalen Caprivi-Streifen in Richtung Grenze nach Botswana.
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