Reiseblog Schweiz bis Luxemburg / 3. – 7. August 2017
Das Auto ist vollgetankt und schwer beladen. Die erste Etappe unserer Reise nach Nordengland führt uns übers Elsass durchs Saarland bis nach Remich (LUX). Für die 400km Wegstrecke benötigen wir dank staufreien Autobahnen knappe fünf Fahrstunden.
In Mettlach (DE) besuchen wir das Erlebniszentrum des Lifestyle-Anbieters «Villeroy & Boch». Im Museum der ehemaligen Benediktinerabtei werden 260 Jahre Keramik- und Unternehmensgeschichte wieder lebendig. Nach dem Kurzfilm über die Firmengeschichte bestaunen wir die ausgewählten Exponate der antiken bis zur modernen Tischkultur. Die Ausstellungsräume sind ein Paradies für Keramik, Porzellan oder Mosaikfans!
Im altehrwürdigen Abteipark befindet sich nebst dem «Alten Turm» (ältestes sakrales Bauwerk des Saarlands) auch der Living Planet Square. Das ist ein Kunstwerk, welches an der Expo 2000 in Hannover einer der Höhepunkte war.
In Orscholz wandern wir durch den «Baumwipfelpfad Saartschleife». Grenzenlose Perspektiven erleben – so wird mit dem Baumwipfelpfad geworben. Mit einer Gesamtlänge von 1’250m und einer Höhe von 3 – 23 Metern Höhe schlängelt sich der Pfad durch Buchen, Eichen und Douglasien in Richtung der Saarschleife, vorbei an zahlreichen Informations- und Erlebnisstationen.
Der Höhepunkt ist der 42m hohe Aussichtsturm. Moni fühlt sich auf der obersten Aussichtsplattform des Holzgerüstes nicht sehr wohl, es wackelt spürbar und der Wind bläst kräftig! Dafür werden wir mit einem einzigartigen Rundblick über die Landschaft des Naturparks Saar-Hunsrück und ins Tal der Saarschleife belohnt, die Aussicht ist atemberaubend schön! Als Belohnung für die «Strapazen» gönnen wir uns eine Currywurst und eine Orangenlimonade.
Über die offene Grenze fahren wir ins Grossherzogtum Luxemburg hinein. An der Uferpromenade von Schengen vertreten wir uns kurz die Beine. In dieser kleinen Ortschaft wurde Europageschichte geschrieben: am 14. Juni 1985 ist das Schengener Übereinkommen unterzeichnet worden, das den Abbau der Kontrollen an den gemeinsamen Grenzen und die Einführung des freien Personen- und Warenverkehrs vorsieht.
An der Mosel fahren wir der Luxemburger Weinstrasse entlang bis nach Wasserbillig. Die kleinen Weingüter sind bekannt für ihre Weiss- und Schaumweine, vor allem Riesling- und Pinot Noir Trauben werden hier angebaut. Unterwegs begegnen wir einigen grossen Frachtschiffen, welche die Mosel befahren. Was die wohl für Frachten transportieren? Wir vermuten mal, die Ladung besteht aus Kohle.
Wir verlassen die Mosel und kurven der Sure entlang bis nach Echternach. Vom Busbahnhof der historischen Stadt Echternach aus wandeln wir auf den Pfaden des berühmten Mullerthal-Trails, welcher sich über eine Strecke von 112km durch die «Luxemburgische Schweiz» zieht. Wir wandern vorbei am Aussichtspunkt mit dem lustigen Namen «Troosknäppchen» hinein in die sagenumwobene Felsenwelt der Wolfsschlucht, in der früher Wölfe Zuflucht fanden.
Pfadige Wege führen uns durch Wälder und Wiesen, unterwegs treffen wir auf beeindruckende Schluchten und bizarre Felsformationen.
Kurz vor Ende der Wanderung erkundigen wir die Höhle «Huel Lee», wo früher die Menschen kreisrunde Steine aus der Wand geschlagen haben, welche als Mahlsteine in den Getreidemühlen ihren Dienst verrichteten. Wir sind begeistert ab dieser abwechslungsreichen Wanderung.
Auch die Stadt Echternach hat einiges zu bieten wie die gigantische Benediktinerabtei, welche sich im 7. Jahrhundert zu einem Zentrum der religiösen Kunst entwickelt hat. Wir schlendern durch die Fussgängerzone der Altstadt und geniessen die wärmende Sonne.
Unser nächster Tag steht ganz im Zeichen der Burgen und Schlösser. Der Norden des Landes ist ein Teil der Ardennen und wird «Ösling» genannt. Die Route führt dem Fluss «Our» entlang, vorbei an unzähligen Camping-Plätzen bis nach Clervaux, wo die wehrhafte Burg mit den runden Torbogen und ihren dicken Türmen sämtlichen feindlichen Angreifern trotzte.
In Wiltz machen wir einen kurzen Abstecher durch die Altstadt und besuchen das barocke Schloss aus dem 12. Jahrhundert, welches auch ein Gerbereimuseum sowie das nationale Braumuseum beherbergt. Die nächste Station ist in Esch-sur-Sure, wo auf dem Felsvorsprung nur noch der Bergfried und Teile der Burgmauer vorhanden sind.
In Bourscheid erwartet uns ein Prachtexemplar von einer Burg! Es ist das grösste Schloss zwischen Rhein und Maas und thront auf einem Felsen über der Sauer. Bewaffnet mit einem Audioguide besuchen wir die mächtige Burganlage, dessen Baubeginn auf das Jahr 1000 zurückgeht.
Die Anlage wurde 1972 wiederaufgebaut und Teile davon werden weiter restauriert. Dank dem ausführlichen Audio-Guide können wir uns etwas vorstellen, wie das Leben auf der Burg im Mittelalter von statten ging.
Zurück an unserem Ausgangspunkt Vianden angekommen, entern wir schlussendlich das Schloss von Vianden. Wir bestaunen die riesige Burg mit den vielen Sälen, man kann sich hier gut verlaufen. Der Ursprung der gesamten Anlage bildet ein römisches Kastell, datiert auf 360-450 nach Christus. Seit ihrer Verstaatlichung im Jahr 1977 wurde das Chateau schrittweise restauriert und für die Besucher geöffnet.
Zu unserem Glück findet heute das jährliche Mittelalter-Festival statt und da ist allerhand los: ein grosser Mittelaltermarkt, ein Falkner (dessen Greifvogel sich in den Haaren von Stefan verfängt, Autsch!)…
Musketiere mit lauten Salutschüssen, wilde Ritter- und Schwertkämpfe, faszinierende Fakire, farbige Fahnenschwinger, frenetische Fanfaren, orientalische Bauchtänzerinnen und kultige Mittelalterbands buhlen um die Gunst der Gäste. Ein Gläschen Metwein im Burgkeller darf da natürlich nicht fehlen.
Nach einer kurzen Fahrt stehen wir vor den Toren von Luxemburg. Von den 114’000 Einwohnern der Hauptstadt sind 70% Ausländer ohne luxemburgische Staatsangehörigkeit, speziell… oder? Luxemburg war im 16 Jh. Eine der stärksten Festungen von ganz Europa, auch das Gibraltar des Nordens genannt!
Die beeindruckende Festungsanlage «Bock Kasematten» ist Unesco Welterbe. Von den ursprünglich 23km langen Gängen blieben 17km erhalten. Tief im Berg innen erkundigen wir die Tunnelanlage, welche bereits die Spanier 1644 erbaut haben. Bis zu 1’200 Soldaten und 50 Kanonen sollen hier stationiert gewesen sein. Ganz geheuer ist es uns unter Tage nicht, wir verlaufen uns im Wirrwarr der Gänge und haben Mühe, den richtigen Weg aus diesem Labyrinth zu finden.
Der Wetzel-Rundweg führt uns hinunter zum Stadtteil «Grund». In der Nähe der Abtei Neumünster befindet sich das Nationalmuseum für Naturgeschichte. Beginnend mit den ersten Spuren des Lebens wird der Frage nachgespürt: wer bin ich? Dazu gibt es viele ausgestopfte Tiere und eine interessante Sonderausstellung über die Katzen der Welt zu sehen.
Im Grund sind einige In-Bars, lauschige Cafés und gut besuchte Pubs beheimatet. Neben dem Künstlermarkt gönnen wir uns eine verdiente Pause und lauschen der tollen Blues Band, welche live auf dem Platz spielt.
Mit dem Lift geht es hoch in die Oberstadt, welche mit mächtigen Justizpalästen, dem Paradeplatz und der Notre Dame Kathedrale auftrumpft. Die Fussgängerzone lädt zum Sonntagsverkauf ein. Das alte Fort Thüngen und der Neubau des Museums für moderne Kunst sehen wir nur aus der Ferne.
Rauszukommen aus Luxemburg gestaltet sich zeitraubend. Gleich zweimal stehen wir auf der Autobahn im Stau, bis wir schlussendlich die belgische Grenze erreichen.
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