Taiwan / Hualien – Kaohsiung / 14.06. – 26.06.2018
Im familiären Little Squirrel Hostel werden wir mit Kaffee und selbstgebackenen Ananas-Kuchen willkommen geheissen. Wir zwei sind vermutlich die einzigen Gäste für die nächsten drei Nächte und werden entsprechend umsorgt.
In der Bucht vor Hualien können während der Saison insgesamt 26 Walarten gesichtet werden. Mit zwei Booten voller Touristen (wir sind die einzigen Nicht-Asiaten) fahren wir hinaus aufs offene Meer, um die Säugetiere zu beobachten.
Sobald wir den schützenden Hafen verlassen, machen wir Bekanntschaft mit der rauhen See und hohen Wellen. Während der zweistündigen Fahrt treffen wir auf eine grosse Gruppe von Delfinen, welche vor uns aus dem Wasser springen und Pirouetten drehen. Leider zeigt sich heute kein einziger Walfisch.
Die meisten Gäste an Bord haben wohl keine Erfahrung mit Wellengang auf dem Meer, die Kotztüten füllen sich und ihre Gesichter scheinen noch gelber als sonst.
Als Ausgleich zum taiwanesischen Essen empfiehlt sich ein Besuch im Restaurant Africa für Couscous oder in der österreichischen Pizzeria iOven.
Die Stadt Hualien selbst hat ausser dem Shrine of Martyrs nicht viel an Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Hualien ist der Ausgangspunkt für Ausflüge in die berühmte Taroko Schlucht. Am Morgen früh werden wir von unserem Fahrer Howie und der Reisebegleiterin Ana (eine Mexikanerin) abgeholt und zum Eingang der Schlucht gefahren.
Die Ureinwohner von Taroko waren gefürchtete Kopfjäger. Mit 13 Jahren wurden die Knaben in den Urwald geschickt, um ein makabres Mannesritual zu vollziehen. Sie mussten mit einem Menschenkopf zurückkehren! Meist waren es die Köpfe der verfeindeten Stämme.
Nach der bestandenen Prüfung wurde er an der Stirn und am Kinn tätowiert, nur so konnte er nach dem Tod in den «Himmel» gelangen. Da die Japaner jegliche Tätowierungen verboten, haben sich die Taroko 18 Jahre lang unerbittlich gegen die Besatzer gewehrt.
Vier verschiedene Kurzwanderungen durch das Tal stehen auf dem Programm. Die Trails sind meist eben und gut angeschrieben. Bunte Schmetterlinge und grosse Golden-Orb-Spinnen begleiten uns auf der Wanderung.
Die Sicht auf das glasklare Wasser und die bizarre Felsenlandschaft erinnert uns stark an die Kleinversion des Verzasca-Tales, ein Stück Heimat!
Von Trail zu Trail gelangt man mit dem Auto, es sind jedoch auch viele grosse Cars mit lauten chinesischen Reisegruppen unterwegs. Die können einem das Wandern vermiesen, wir treffen sie zum Glück nur sporadisch an.
Über Hängebrücken und durch finstere Tunnel gelangen wir zu zwei Wasserfällen.
Auf der Rückfahrt machen wir Halt am langen Kieselstrand «Sevenstar-Beach», wo wir dem Wellen- und Farbenspiel zuschauen. Ein Bad ist aufgrund der gefährlichen Strömungen nicht empfehlenswert.
Gleich nebenan liegt eine Militärbasis, von hier aus sollen die Kamikaze-Flieger der Japaner abgeflogen sein.
Am Tag der Abreise werden wir von unserem Host mit einem Take Away verabschiedet, er fährt uns sogar noch zum Bahnhof. Das Frühstück besteht aus in Bananenblatt gepacktes Klebreis mit Pilzen und Schweinefleisch, das typische Gericht des heute stattfindenden Drachenboot-Festivals.
Drei Stunden dauert die Zugfahrt bis nach Taitung. Von dort aus geht’s mit dem Taxi nach Zhiben, einem Kurort mit heissen Quellen. Das kleine Dorf mit einigen in die Jahre gekommenen Kurhotels wirkt fast ausgestorben.
Als wir auf unser Zimmer geführt werden, müssen wir beide schmunzeln. Übernachten wir in einem Stundenhotel? Gleich durch die Garage erreichen wir über eine lange Treppe das geräumige Zimmer.
An der Decke leuchtet farbiges, schummriges Licht, an den Wänden hängen leicht erotische Bilder. Das beste Feature ist jedoch der eigene Thermalpool im Badezimmer.
Wir sind wohl die einzigen Gäste in der Hotelanlage. Während unserem zweitägigen Aufenthalt regnet es draussen praktisch ohne Unterbruch, die bewaldeten Hänge sind wolkenverhangen. Wir machen das Beste draus, kaufen uns eine gute Flasche Wein, einige Instantsuppen und geniessen unseren Thermalpool.
Stefan guckt um 2’00 Uhr morgens den WM-Fussball Match Schweiz – Brasilien auf dem Sender von Idman Azerbaycan, dem einzigen Sender im Internet, den er gefunden hat.
Am nächsten Tag erhalten wir als Bonus noch einige gekochte Eier, welche draussen in einem Bottich im sprudelnden Quellwasser gekocht wurden!
Trotz Sprachbarriere (hier spricht niemand englisch) klappt unser Transfer am frühen Morgen. Pünktlich werden wir vom Hotelboy abgeholt, er fährt uns mit dem Auto zum Bahnhof. Wir sind zu früh da, unser Chauffeur wartet aber geduldig, bis wir im richtigen Zug sitzen. Das nennen wir Gastfreundschaft.
Nach einer guten Stunde Bahnfahrt erreichen wir Fangliau. Von hier aus fährt ein Bus nach Kenting. Kenting ist ein Naturschutzgebiet an der Südküste von Taiwan. Auch hier müssen wir uns mit strömendem Regen auseinandersetzen, drei Tage lang verlassen wir das Hotel nur bewaffnet mit Regenschirm!
Erst am Abreisetag erfolgt die erhoffte Wetterbesserung. Wir mieten zwei Elektro-Roller, mit denen wir den Nationalpark erkundigen.
Mit unseren lustigen Hello-Kitty Töffli brausen wir mit einer Top-Geschwindigkeit von max. 45 km/h über den Asphalt, es macht einfach Spass!
Vorbei am Chuanfan Rock, einem markanten Felsen im Meer geht’s zu Fuss bis zum südlichsten Punkt von Taiwan. Ein kleines, unscheinbares Monument markiert diesen Punkt vor der felsigen Küste.
Vom Longpan Park aus hat man eine fantastische Aussicht auf die grüne Küste, die Korallenfelsen und das Meer.
Mit frisch geladenen Batterien geht es weiter bis zu den bekannten Badestränden von Maobitou. Wir geniessen das warme, sonnige Wetter. Erst als wir die Töffli abgeben merken wir, dass wir unsere Arme und Hände total verbrannt haben, autsch!
Mit dem Express-Bus gelangen wir in 2 ½ Stunden der Westküste entlang nach Kaohsiung. Diese Gegend ist bekannt für seine Krevetten-Zucht. Als wir jedoch am Nachtmarkt sehen, wie die Tiere lebendig aufgespiesst und langsam auf dem Grill zubereitet werden, vergeht uns der Appetit. Da halten wir uns lieber an die frischen Mangos und Wachsäpfel.
In der Hafenstadt Kaohsiung wird der grösste Teil der taiwanesischen Ölimporte abgewickelt, die von der umliegenden Industrie verarbeitet werden.
In der Metrostation angekommen, müssen wir uns zuerst orientieren. Sobald wir etwas länger stehen bleiben und uns umsehen, werden wir von freundlichen Leuten auf Englisch angesprochen, ob sie uns behilflich sein können, danke schön!
Unser Hotel City Suites befindet sich direkt am Pier 2 Hafengelände, wo sich Kunstwerke mit schicken Boutiquen und Galerien verbinden, Ausstellungen und Konzerte finden hier statt.
Farbige Skulpturen, riesige Wandmalereien und kultige Kunstwerke säumen die Strassen, man kann nur staunen ab dieser geballten Ladung an Kreativität!
Mit der Metro und einem Expressbus geht’s hinaus aus der Stadt nach Fo Guang Shan. Das Buddha-Museum der grössten buddhistischen Organisation beherbergt angeblich eine Zahnreliquie von Buddha.
Seit 2003 ist dies ein Ort der Kultur und Bildung, er soll Familien und Schulen zum Lernen offenstehen.
Nach der Eingangshalle führt der Weg vorbei an acht Pagoden bis hin zum imposanten Fo Guang Buddha.
Wir finden uns in Klein-Disney-Land wieder, unzählige Shops verkaufen kitschige Souvenirs, die kindlichen Buddha-Ausstellungen und Museen zeigen einmal mehr, auf was die Taiwanesen stehen.
Die Ausstellung über die unterirdischen, buddhistischen Paläste ist jedoch auch für uns interessant. Anstehen für den Besuch der Zahnreliquie kommt für uns nicht in Frage, die Warteschlange ist definitiv zu lang.
Bei brütender Hitze kraxeln wir den Hügel hinauf zum Gipfel des Fo-Guang-Shan Berges. Das grösste Kloster von Taiwan wurde hier 1967 gegründet, die Anlage ist somit nicht wirklich alt, die Architektur ist aber beeindruckend!
In der Haupthalle stehen nebst drei grossen Statuen noch tausende, kleine Buddha-Statuen; leider sind im Innern keine Fotos erlaubt.
Der Weg der tausend Buddhas bietet sich als toller Fotospot an. Wir können uns ab den unzähligen, weissen und goldenen Statuen kaum satt sehen.
Ein weiterer Touristenmagnet ist der Lotus-See, ein künstlich angelegter See inmitten der Grossstadt. Der Konfuzius-Tempel ist leider montags geschlossen.
Draussen ist es heute drückend-heiss, gefühlte 44 Grad!
Gemächlich spazieren wir dem See entlang, dessen Ufer von Lotuspflanzen bewachsen ist. Die meisten Blumen sind jedoch bereits verblüht.
Kitsch, kitschiger am Taiwansten! Immer wenn wir davon überzeugt sind, kitschiger geht’s nimmer, setzen die Taiwanesen noch einen drauf!
Rund um den See buhlen verschiedene goldene Tempelanlangen, der Frühling/Herbst Pavillon, farbige Götterstatuen oder die Drachen- und Tigerpagode um den ersten Platz auf der «kitschig aber trotzdem irgendwie schön» Skala.
Wenn man abends auf der Metrostation Formosa Boulevard unterwegs ist, lohnt sich ein kleiner Abstecher zum Dome of Light.
In der Station befindet sich eine riesige Glaskuppel, welche von europäischen Künstlern mit buntem Glas gestaltet wurde.
Gespannt warten wir auf die stündlich stattfindende Licht- und Musikshow. Die kann man sich aber getrost schenken, sie ist einfach nur lachhaft.
Wir verabschieden uns von Kaohsiung und Taiwan, der AirAsia Flieger befördert uns in Richtung Kuala Lumpur. Dreimal dürft ihr raten, welche Bordmahlzeit uns serviert wurde?
Wieder mal Spaghetti Bolognaise… wie einfallsreich!
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