Blog Ungarn bis Salzburg / 5.10.-11.10.17
Auf Nebenstrassen durchfahren wir die ländliche Gegend. Die Ungaren fühlen sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen gebunden, gefahren wird wohl eher nach Gefühl. Unterwegs thront die Burg von Sümeg auf einem Hügel. Ansonsten gibt der Westen landschaftlich nicht viel her.
Wenigstens treffen wir unterwegs noch auf einige, wenige Korbwaren-Verkaufsstände. Früher fand man die an allen Ecken, heute muss man die suchen.
Der Heilsee vom Kurort Hévíz ist unser heutiges Ziel. Mit einer Fläche von rund 4,4 Hektar ist er der grösste natürliche und biologisch aktive Thermalsee der Welt, in dem man das ganze Jahr lang baden kann.
Er wird durch eine Thermalquelle aus einem Krater in 38 Metern Tiefe gespeist. Auch der Schlamm vom Grund des Sees wird für physiotherapeutische Maßnahmen angewandt.
Die Wassertemperaturen des Sees betragen im Sommer bis 36 °C, im Winter bis 25 °C. Wir geniessen das angenehm warme Thermalbad in vollen Zügen und schwimmen durch die Seerosen hindurch.
Nebst dem Wellness-Aufenthalt bietet der Stadtteil Egregy eine Weinbergwanderung mit «Grinzing»-Ambiente. Unzählige Weinkeller bieten hier ihre Weine und dazu typisch ungarischen Gerichte an.
Der aufkommende Regen zwingt uns, eine Weinstube nach der anderen zu besuchen. So verköstigen wir uns den ganzen Nachmittag mit Wein, Gulaschsuppe, Fleisch- und Käseplatte und frischem Schmalzbrot mit rotem Paprika und Zwiebelringen.
Hicks… es war ein lustiger Nachmittag/Abend in den «Heurigen» von Ungarn. So ärgern wir uns auch nur ein klein wenig, als wir von einer Bäuerin beim Kauf eines Glases mit eingelegter Paprika gnadenlos abgezockt wurden.
Bei Sonnenschein fahren wir dem Balatonsee entlang und danach ins Landesinnere bis nach Kalocsa, der Heimatstadt der Paprika. Die Landschaft mit den riesigen Maisfeldern ist nicht sehr abwechslungsreich, wir erfreuen uns jedoch an der Herbstverfärbung der Bäume.
Vor Kalosca besuchen wir die Paprikafelder, der rote Gewürzpaprika ist reif zur Ernte. Das Pfücken ist Frauensache, mit gebücktem Rücken arbeiten vor allem ältere Frauen auf den Feldern, abends gibt es dann wohl eine Schmerztablette.
Die Paprikaschoten werden zu Kränzen zusammengebunden und an die Dachrinne der Häuser zum Trocknen aufgehängt. Das sieht aus, wie wenn riesige Würste von den Dächern hängen!
Die Fussgängerzone der Altstadt wirkt am Samstagnachmittag wie leergefegt, alle Geschäfte schliessen schon am Vormittag. Kalosca ist eine der ältesten Städte von Ungarn. Ausser dem Paprikamuseum und einer Grossbaustelle beim Hauptplatz gibt es hier aber nicht viel zu sehen.
Das Museum befindet sich in einem Kellergewölbe, es ist relativ klein aber informativ. Paprika ist übrigens der Oberbegriff von sämtlichen Chilisorten.
1 ½ Stunden entfernt liegt die Stadt mit dem klangvollen Namen Székesfehérvár, oder auch Stuhlweissenburg genannt, unser nächster Übernachtungsort. Die Fahrt ist eher langweilig, wenn man mal von den grossen Kraftwerken und den modernen Brücken über die Donau hinwegsieht.
Da es draussen regnet, beschliessen wir eine Besichtigungstour durch das heimische Einkaufszentrum. Wir staunen nicht schlecht, die Markenware ist hier etwa gleich teuer wie in der Schweiz!
Die Stadt wird auch «Stadt der Könige» genannt, da sie im Mittelalter die Krönungsstadt der ungarischen Könige war. Es ist Sonntag und somit wirkt auch diese hübsche Altstadt ziemlich ausgestorben.
Mitten in einem Wohnviertel liegt die Bory-Burg. Das ist ein vom Künstler Jenö Bory in jahrzehntelanger Arbeit errichtetes, siebentürmiges Privatschloss, welches heute als Museum zu besichtigen ist.
Auf uns wartet ein verspieltes Märchenschloss mit unzähligen Statuen und Gemälden von ungarischen Künstlern, wir finden dieses Konzept faszinierend! Leider ist es draussen bewölkt und relativ kühl.
Noch was zum berühmten Namen «Stefan»: Stephan I. der Heilige war ein magyarischer Fürst und erster König des von ihm begründeten Königreiches Ungarn und gilt noch heute als Nationalheiliger, Ha!
Bei einem kleinen Abstecher wollen wir noch ein UNESCO-Weltkulturerbe Kloster besuchen, welches idyllisch auf einem Hügel liegt. Leider ist es ausgerechnet am heutigen Wochentag geschlossen.
Dafür können wir einer Horde lustiger Wollschafe zusehen, welche uns ihre riesigen Hörner entgegenstrecken. Das selten gewordene Zackelschaf war früher typisch für das ungarische Tiefland. An immer mehr Orten fungiert es heute sogar als touristische Sehenswürdigkeit.
Nachdem wir uns mit Tokajer-Süsswein, Paprikasalami und Gewürzen eingedeckt haben, verlassen wir Ungarn und fahren bis nach St. Pölten, wo wir in einem von Chinesen geführten Hotel übernachten.
Die letzte Station auf unserer Reise führt uns nach Salzburg. Durch einen langen Fussgängertunnel gelangen wir in die Altstadt. Wir stehen vor der Pferdeschwemme, einem mit Pferdestatuen verzierten Brunnen, gleich um die Ecke ist der Mönchsbergaufzug zu sehen, welcher Touristen zu einer Aussichtsterrasse führt.
Die sehenswerte Altstadt kann gut zu Fuss erkundet werden, Heerscharen von asiatischen Gruppen haben ähnliches vor. Vor der Kollegienkirche stehen einige Fressbuden und Wurststände. Vom Fussmarsch entsprechend hungrig kann Stefan einem «Bosna», so heisst der berühmte Salzburger «Hot-Dog», nicht widerstehen, Moni wünscht sich einen «Kaiserschmarn».
Gut gestärkt besuchen wir den Salzburger Dom, wo uns die Wandmalereien und die weissen Stuckfiguren beeindrucken. Danach überqueren wir die Makart-Steg Brücke, welche unter den von Liebespaaren angebrachten, wohl tonnenschweren «Liebes-Schlössern» ächzt.
Natürlich darf auch die historische Getreidegasse mit den schmucken, schmiedeeisernen Zunftzeichen über den alten Verkaufsläden nicht fehlen. Vorbei geht es am Geburtshaus von Mozart, die dort feil gebotenen süssen Salzburger Mozartkugeln sind jedoch nichts für unsere Geschmacksnerven.
Im Mittelalter bildete die Salzgewinnung und dessen Handel die Haupteinnahmequelle von Salzburg. Die Festung Hohensalzburg stammt aus dem 11. Jahrhundert. Sie ist eine der grössten mittelalterlichen Burganlagen in Europa und gilt als das Wahrzeichen der Stadt.
Wir trennen uns, Moni durchstreift die Altstadt während Stefan mit der Festungsbahn hinauf zur Burg fährt. Diese mächtige Festung wurde nie erobert, einzig Napoleon wurde sie kampflos übergeben. Die Anlage ist riesig und man hat das Gefühl, sich in einem Dorf aus dem Mittelalter zu befinden.
Von oben aus geniesst man eine tolle Aussicht auf die Berge und Täler rund um Salzburg. In der Audio-Guide-Führung besucht man einige Innenräume, die Folterkammer, den Aussichtsturm und gelangt zum «Salzburger Stier». Dieses orgelähnliche Instrument stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist das älteste noch in Betriebe befindliche Hornwerk der Welt.
Im Innern der Burg können zudem das Festungsmuseum, das Marionettenmuseum sowie das Rainer-Regimentsmuseum besucht werden.
Wir sind uns einig, Salzburg ist eine interessante Stadt und man könnte hier locker noch einige Tage anhängen, um die Stadt und ihre nähere Umgebung zu erkundigen. Als krönender Abschluss gönnen wir uns ein gemütliches Abendessen in einem tollen Restaurant.
Stefan verbringt eine unruhige Nacht zwischen Bett und Toilette, er leidet unter starkem Durchfall. Da am nächsten Morgen die lange Rückfahrt geplant ist, verzichtet er freiwillig auf jegliche Nahrung und nimmt nur schluckweise, isotonische Getränke zu sich. Leider entgeht ihm damit das wohl reichhaltigste Frühstücksbüffet unserer gesamten Reise.
Die 5 ½ stündige Rückfahrt führt uns via Insbruck durch den mautpflichtigen Arlbergtunnel und Lichtenstein zurück in die Schweiz. Auf der Autobahn können wir oft nur mit 100 km/h oder langsamer fahren, zudem steht daneben der Hinweis «IG-L». Dieser Hinweis bedeutet, eine Temporeduktion wegen der zu hohen Schadstoffbelastung in der Luft. Vorsicht, wenn das Kürzel aktiv ist, drohen bei Tempoüberschreitungen höhere Strafen als sonst!
Das Wetter ist sonnig und warm, die Landschaft mit den hohen Bergen und malerischen Seen sehr abwechslungsreich. Österreich hat noch viel zu bieten, auf ein nächstes Mal!
Müde… aber glücklich und zufrieden erreichen wir unsere «Homebase» in Hinwil. Bereits in zwei Wochen geht die Reise weiter, aber das ist dann wieder eine andere Geschichte!
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