Blog von Kapverden bis Buenos Aires
Mindelo / Kap Verde
Nach unendlich langen drei Tagen auf See freuen wir uns riesig, dass wir wieder mal an Land dürfen! Am Morgen früh erreichen wir Mindelo, die mit ca. 80’000 Einwohnern zweitgrössten Stadt der Kap Verden. Sie liegt malerisch eingebettet in der Bucht der Vulkaninsel São Vicente.
Es ist angenehm warm, zu Fuss erkundigen wir die Stadt. Ausser den gefühlten 10’000 Tagestouristen scheinen hier nicht viele reiche Menschen zu wohnen. Auffallend viele Bettler und Kinder bitten um Almosen. Sehenswert sind die vielen alten Kolonialbauten, welche während der Zeit der Portugiesischen Kolonialmacht errichtet wurden. An einer Hotelbar bestellt Stefan eine XL-Portion mit verschiedenen Tapas (gut, das XL konnte er auf der Speisekarte nicht lesen, das war abgeschnitten). Schlussendlich haben wir die aber alle verputzt.
Uns begeistert der weisse Sandstrand, direkt im Anschluss an die kleine Hafenanlage. Das blau glitzernde Wasser lädt zum Baden ein! Herrlich, diese Erfrischung, wir fühlen uns hier wie in der Karibik und geniessen den Moment, den wir alleine im Wasser und am Strand verbringen.
Recife / Brasilien
Hurra, nach weiteren drei Tagen auf See endlich sind wir auf unserem neuen Kontinent, in Südamerika angekommen, unsere Gefühlswelt entspricht dem «Samba do Brasil»! Die Hafenstadt mit ihren über 1.5 Millionen Einwohnern liegt im Nordosten von Brasilien und wird zum Grossteil von Afrobrasilianern, den Nachfahren der Sklaven bewohnt.
In Recife erkundigen wir zwei auf der vorgelagerten Insel Joana Bezerra die Altstadt «Downtown», wo uns die alten Gebäude beeindrucken. Leider sind sie zum Grossteil in einem zerfallenen oder zumindest renovationsbedürftigen Zustand. In allen Ecken und Gassen riecht es unangenehm nach Urin, auch der total verschmutzte Fluss Capibaribe hat wohl schon bessere Tage hinter sich.
Die farbige Altstadt pulsiert, man hört Musik, die Menschen diskutieren lautstark und von allen Seiten hört man Marktschreier welche ihre Ware (zum Teil auch mit Mikrofon) feilbieten. Wir besuchen den Platz Marco Zero, den Justizpalast, das Theatro Santa Isabel, die berühmte Rua da Auora mit ihren Kolonialbauten, einige Kirchen und den Markt von Sâo José. Krass, wie hier die Fische und das Fleisch ungekühlt auf die Käufer warten, was wohl die Schweizer Hygienevorschriften dazu meinen?
Da die Orchestra leider bereits wieder am frühen Nachmittag den Anker lichtet, machen wir uns wieder auf den Rückweg zum Schiffshafen. Diese interessante Grossstadt hat sicher noch Vieles mehr zu bieten! Moni geht es leider nicht sehr gut, sie kriegt Halsschmerzen und ist erkältet. Kaum verwunderlich, da praktisch 2/3 aller Schiffspassagiere krank sind!! Im Shop sind sogar die Taschentücher ausgegangen und der Bord-Arzt hat alle Hände voll zu tun.
Salvador de Baia / Brasilien
Am Morgen fahren wir in die Bucht von Salvador da Baia, wo unsere MSC Orchestra (von uns liebevoll Menschen-Schiffs-Container genannt) direkt im Zentrum andockt. Heute steht die geführte Stadtbesichtigung auf dem Menüplan. Beim Einsteigen in den Car meint die deutsche Stadtführerin Conny zum Schweizer Opa: er solle die goldene Halskette sofort ausziehen! Der meinte nur, das geht schon. Conny warnte ihn nochmals eindringlich und wohlwissend, die Kette werde nach dem Ausflug bestimmt nicht mehr an seinem Kopf hängen! Willkommen im heissen Pflaster Salvador, der drittgrössten Stadt von Brasilien (nach São Paolo und Rio). Im Car hat der Tourist die Kette dann doch ausgezogen und versteckt. Später auf unserer Tour beobachten wir Polizisten, die zwei Männer an die Wand drücken und festnehmen.
Wir fahren vorbei am Wahrzeichen der Stadt, dem grossen Aufzug Lacerda, welcher die Passanten vom Hafengebiet in die Altstadt hinaufbefördert. Wir sind jedoch nicht gross beeindruckt von diesem modernen Lift. Von aussen besichtigen wir den im 19. Jahrhundert erbauten Leuchtturm Farol da Barra, der sich in der Festungsanlage Santo Antonio da Barra befindet, dem ersten militärischen Bauwerk der Millionenstadt. Vorbei an den Favelas mit über 20’000 Einwohnern (den illegalen Wohnsiedlungen der ärmeren Bevölkerung) werden wir in die Altstadt hoch chauffiert.
Im historischen Kern, den Pelourinho, machen wir einen geführten Spaziergang durch die Gebäude aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Verfolgt wird unsere grosse Gruppe von fliegenden Händlern, welche alle ihre «wertvollen» Souvenirs feilbieten. Von hier stammen die bunten Bändchen, die Mann/Frau sich mit drei Knoten und drei Wünschen ums Handgelenk bindet. Wenn das Band abfällt, sind die Wünsche erfüllt. Oder nicht mehr wichtig… wir werden jedoch von Conny gewarnt, diese Dinger zu kaufen. So sehe jeder bereits von weitem, dass es sich um Touristen handle.
Wir kommen an der Praca da Sé vorbei und den Stadtplatz, von wo aus sich ein lohnenswerter Ausblick auf die Orchestra und die Allerheiligenbucht bietet. Ein weiterer Höhepunkt ist die Igreja Sâo Francisco, der bedeutendsten Kirche des ganzen Bundesstaates Bahia. Innen ist die beeindruckende Kirche mit unzähligen Verzierungen aus Blattgold ausgeschmückt, deshalb dürfen wir hier nur ohne Blitz fotografieren (sonst wir das Gold schwarz).
Allgegenwärtig sind auch die Baianas, meist sehr füllige Frauen in weißen Baumwollkleidern mit Spitze und wunderschönen, farbigen Kopftüchern. Gerne lassen sie sich gegen ein kleines Entgelt mit den Touristen fotografieren.
Am Schluss der Tour führt uns Conny im Hafenviertel in einen Schmuckladen, in dem wir die verschiedenen Edelsteine, welche in Brasilien gefunden wurden, sehen und natürlich auch kaufen dürfen. Es ist aber nur ein kleiner Verkaufsladen in einem Hinterhof und wir können uns nicht vorstellen, dass unsere Touris hier zugreifen werden. Stattdessen genehmigen uns dann doch lieber unseren ersten, leckeren Caipi beim alten Markt, wo die Touristen (immer unter wachsamen Augen der Touristenpolizei) in Ruhe ihre Souvenirs kaufen können.
Rio de Janeiro / Brasilien
Autsch! Als wir früh am Morgen das Deck entern, um die Einfahrt in die Bucht von Rio zu geniessen, herrscht leider Katerstimmung. Es ist stark bewölkt, regnet leicht und der Wind ist überraschend frisch! Die Spitze des Zuckerhutes versteckt sich in den Wolken und die Christus-Statue Corcovado ist vollends unsichtbar! Die allermeisten Touristen haben heute eine (teure) Besichtigungstour für die beiden Wahrzeichen der Stadt gebucht. Die Armen werden auf den Aussichtspunkten gar nichts sehen, zu schade!!
Da wir Rio schon kennen, haben wir uns auf die geführte Stadtbesichtigung (ohne die Wahrzeichen) gefreut. Leider verläuft die Stadtrundfahrt nicht nach unserem Gusto. Wir sitzen fast die ganze Zeit nur im kalten Car und versuchen zum Teil verzweifelt, durch die Scheiben möglichst gute Fotos der vorbeiziehenden Sujets zu knipsen. Durch den regen Stadtverkehr fahren wir vorbei an grossen Favelas, im Grössten «Rocinha» sollen über 160’000 Menschen leben. Die Kluft zwischen reich und arm ist hier gewaltig. 85% Prozent der Cariocas leben in den slumähnlichen Favelas, während sich die Reichen in ihren Stacheldraht bewehrten und überwachten Appartements einigeln und in überwachten Shoppingmalls einkehren, wo die Armen bereits an der Eingangstüre abgewehrt werden.
Wir machen beim «unbekannten» Strand von Sao Conrado einen Halt, wo wir eine erfrischende Caipi schlürfen und am fast menschenleeren Sandstrand einige Fotos knipsen. Danach fahren wir der malerischen Küstenstrasse entlang über die Buchten von Ipanema und Copacabana bis zum Fusse des Zuckerhutes. Leider halten wir nicht mal für einen Fotostopp an! Wenn wir nicht schon mal hier gewesen wären, hätten wir sicherlich rebelliert! So knipsen wir von einem kleinen Strand aus den wolkenverhangenen Zuckerhut von unten ab, hurra!
Bei der berühmten Kathedrale Metropolitan Cathedral of Rio de Janeiro (ein moderner Beton- mit Glasbau) legen wir einen weiteren Stopp ein. Von weitem mag diese Kirche ja gefallen, aus der Nähe sieht hier alles hässlich, grau in grau aus.
Auf unserer Rundfahrt durchqueren wir noch den Flamengo Park mit den vielen Baumalleen, sehen kurz beim Vorbeiflitzen das Sambodromo, wo die Parade der Sambaschulen abgehalten wird, den Rodrigo de Freitas-See und das Stadttheater.
Als wir wieder beim Schiffterminal ankommen, verabschieden wir uns von der Masse, wir haben genug! Wir ziehen uns in eine Bar zurück, um unsere letzten Reais sinnvoll in Caipirinhas zu investieren. Ein Strassenmusikant trommelt, einige, betrunkene Gäste (MSC Bordpersonal) tanzen, trommeln und singen mit, so entsteht die entspannt, lockere Samba-Stimmung!
Buenos Aires / Argentinien
Zwei Tage später kommen wir im Schiffshafen von Buenos Aires an. Die Schiffsreise hat seinen Zweck erfüllt, ab hier startet unser Abenteuer «MoStGlobal». Mehr davon später in einem weiteren Blog…
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