Reiseblog Namibia / Windhoek – Sossusvlei 10.01. – 21.01.2019
Namibia steht schon lange auf unserer Reise-Wunschliste, das afrikanische Land verspricht spannende Safariabenteuer und atemberaubende Landschaften. Heute verlassen wir die kalte und verschneite Schweiz und fliegen via Frankfurt bis nach Windhoek.
Der Flughafen liegt 40km ausserhalb der Hauptstadt von Namibia, ein Fahrer der Autovermietung «Africa-on-Wheels» erwartet uns in der Ankunftshalle. Auf der kurzweiligen Fahrt sichten wir schon die ersten wilden Tiere, ein paar Paviane überqueren eilig die Strasse.
Ein Toyota Hilux 4×4 mit breiten Offroad-Pneus wird uns auf unserer Tour (hoffentlich pannenfrei) begleiten. Der deutsche Inhaber der Verleihfirma informiert uns detailliert über das Fahrzeug und den Verkehr, jetzt kann das Abenteuer beginnen.
Links fahren mit einem handgeschalteten Auto ist sehr gewöhnungsbedürftig, alles fühlt sich irgendwie verkehrt an. Etwas holprig erreichen wir unser Gästehaus, in dem wir die ersten zwei Nächte verbringen.
Obwohl eigentlich ab November die Regenzeit beginnt, warten die Namibier vergeblich auf den längst überfälligen Regen, im ganzen Land ist es viel zu trocken.
Zu Fuss ins Zentrum von Windhoek zu gelangen ist gar nicht so einfach. Die Fussgängerampeln funktionieren meist nicht und die eiligen Autofahrer nehmen überhaupt keine Rücksicht auf die Schwächsten im Verkehr.
Es fällt auf, dass praktisch alle Gebäude mit einer hohen Mauer, Stacheldraht oder Starkstrom vor unerwünschten Eindringlingen geschützt werden.
Das Stadtzentrum ist nichts Besonderes, es gibt einen kleinen Park mit alten Bäumen, auf dem Hügel die Christuskirche und einige wenige, interessante Gebäude wie das Unabhängigkeits-Museum oder die «Alte Feste» zu entdecken.
Empfehlenswert ist sicher ein Besuch des Craft Centers, über 40 einheimische Aussteller bieten hier ihre Ware feil: Schmuck, Bilder, Steine, Bücher, Holz- und Blechfiguren sowie andere Basteleien sind hier zu bestaunen.
Interessant ist der Fakt, dass als Währung sowohl der Namibische Dollar wie auch der Südafrikanische Rand 1:1 akzeptiert und gehandelt wird. Es ist jedoch streng verboten, Fotos der einheimischen Währung ins Netz hochzuladen.
Die beste Aussicht auf Windhoek geniesst man von der Terrasse des Hotels Heinitzburg. Nach dem Sonnenuntergang weht hier oben eine willkommene Brise, das Essen im Gourmet-Stil mag voll und ganz zu überzeugen.
Die Autobahn B1 führt uns in den Süden. Auf der einspurig geführten Strasse darf man mit 120km/h fahren. Trotzdem ist Vorsicht geboten, denn unterwegs stehen Kühe, Pferde, Affen und andere Tiere im Weg. Alle paar Kilometer finden sich unter einem schattigen Baum kleine Rastplätze, leider sind die Strassenränder übersät mit Abfall und zerschlagenen Flaschen.
Wir staunen ab den gigantischen Bauwerken der Webervögel, teilweise sind ihre riesigen Nester so schwer, dass die Äste der Bäume abfallen!
Ein weiteres Highlight sind die vereinzelten Köcherbäume, welche der kargen Steinwüste trotzen. Diese seltenen Bäume gelten als eine Unterart der Aloepflanzen.
Nach der Übernachtung in Mariental wird die Landschaft immer karger, nur noch Sträucher und Savannengras säumen diese unwirtliche aber dennoch faszinierende Gegend.
Beim Tanken in Keetmanshoop bemerken wir, dass unsere Tankleitung leckt. Nach Rücksprache werden wir in Zukunft den Tank nicht mehr ganz füllen können. Mit Zusatztank hätten da stolze 140l Platz!
In der White House Guest Farm checken wir für zwei Nächte ein, danach geht’s drei Kilometer quer durch die Büsche, bis das Camp mit unserem Cabana vor uns liegt. Das Haupthaus ist über 100 Jahre alt und auch das Interieur ist geschichtsträchtig.
Bereits beim Parkieren werden wir von neugierigen Erdmännchen und einem Wiesel begrüsst, hier draussen sind wir mitten in der Natur. Das ehemalige Wasser-Auffangbecken dient heute als kühlender Pool, wir geniessen das erfrischende Bad in dieser Hitze.
Ein leckeres und reichhaltiges Abendessen wird uns von der Farm gebracht, ansonsten sind wir hier draussen alleine für uns und geniessen die Ruhe und die Geräusche des Windes und der Tierwelt.
Vom Camp aus führt ein 2.5km langer Pfad quer durch die Steinwüste. Lustige Klippschiefer und einige Schafe begleiten uns hinaus in diese unwirkliche Felsenlandschaft.
Eine 100km lange Fahrt über Schotter- und Sandpisten trennt uns von unserem Tagesziel, dem Fishriver-Canyon. Obschon man auf der Piste 100km/h schnell fahren dürfte, hat uns der Autovermieter eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h aufgebrummt. Es sei viel zu gefährlich, hier schneller zu fahren!
Im Gondwana Nature Park treffen wir auf Kudus, Springböcke und einige Strausse.
Beim Roadhouse sollte man unbedingt eine Pause einlegen: es gibt hier eine Fülle von uralten Autos, Traktoren und Motorräder zu besichtigen.
Auch die Bar ist ein Hingucker und lädt zur Kaffeepause oder für ein kühles Bier ein.
Einige Minuten nach der Registrierung beim Hobas Gate stehen wir vor dem Abgrund der Schlucht.
Der Fischfluss-Canyon gilt mit seinen 160km Länge, bis zu 27km Breite und bis zu 550m Tiefe nach dem Grand Canyon als zweitgrösster der Erde! Gemäss dem namibischen Wetteramt wurden hier schon Rekordtemperaturen von mehr als 50 Grad gemessen.
Naja, gar so heiss ist es heute zum Glück nicht. Die Aussicht von der gut ausgebauten Plattform in die tiefe Schlucht ist überwältigend. Schade nur, dass der Flusslauf fast komplett ausgetrocknet ist.
Offroad geht es zu weiteren Aussichtspunkten, von hier aus kann man auch zu Fuss über die Klippen wandern. Ausser dem Wind herrscht hier absolute Stille.
Ein guter Tipp ist sicher der Besuch der Gondwana Canyon Lodge, wo man sich nach einem kleinen Imbiss im hauseigenen Pool vergnügen darf.
Der Deutsche Eigentümer hat hier ein kleines Paradies erschaffen. An den Chalets vorbei marschieren wir durch die Steinwüste, bis wir zu der malerisch in die Felsen eingefügten Poolanlage gelangen. Während der willkommenen Abkühlung werden wir von putzigen Klippschliefern beobachtet.
Um 6.30 geht’s schon los, wir haben heute eine Strecke von 440km vor uns und über die Hälfte des Wegs führt über Schotterpisten. Die Pisten befinden sich glücklicherweise in einem guten bis sehr guten Zustand.
Unterwegs begegnen wir ein paar Oryx-Springböcken, mit denen wir ein kleines Rennen veranstalten. Die wunderschön gezeichneten Tiere mit ihren spitzen Hörnern begeistern uns immer wieder aufs Neue.
Die bizarre Felsenlandschaft, die karge Steppe und die endlose Weite der Steinwüste ist mehr als faszinierend. Die Szenerie wechselt so oft, wir kommen aus dem Staunen fast nicht heraus.
Der Ai-Ais Transfrontier Park ist absolut sehenswert. Mitten in der Wüste können hier dank eines Flusses Trauben angepflanzt werden.
Ausgewaschene Steine sind stumme Zeugen eines Gletschers aus der letzten Eiszeit! Wir frühstücken auf einem Felsen direkt am Fluss, beobachten die Fische und Vögel und geniessen die Natur pur. Der Flusslauf markiert die Grenze zwischen Südafrika und Namibia.
Die Piste führt durch das begrünte Tal hindurch, die abenteuerliche Fahrt durch den Canyon macht richtig Spass!
Auf der ganzen Strecke gelangen wir an einer einzigen Ortschaft vorbei: Rosh Pinah ist eine private Bergbaustadt. Weitere Tankstellen oder Restaurants sucht man vergeblich, in dieser abgelegenen Gegend sollte man besser keine Panne haben.
Wir sehen unsere erste «Fata Morgana»: ein ferner Baum entwickelt sich nach und nach zu einem Felsenhügel. Interessant, wie das Licht in dieser Hitze optische Täuschungen hervorrufen kann.
Am Abend werden wir im Hotel Bahnhof in Aus mit einem schmackhaften Oryx Cordon-Bleu verwöhnt.
Auf unserem Weg nach Lüderitz begegnen wir einer Herde Wildpferde, welche im hellgelben Gras äsen, ein toller Anblick!
Ein Besuch von Kolmannskuppe, einer ehemaligen Diamantminenstadt, lohnt sich nicht nur für Fotografen und Fans von Geisterstädten. Die angebotene Führung durch die verschiedenen Gebäude ist interessant und kurzweilig.
1908 wurde hier ein Diamant entdeckt, der dieser Gegend zu einem riesigen Aufschwung verhalf. Mitten in der unwirtlichen Namib-Wüste entstand eine deutsche Kleinstadt mit 400 Einwohnern.
Nebst einer Kegelbahn, einem Spital mit moderner Röntgenanlage (wegen Diamantenschmuggel) gab es sogar eine Schmalspurbahn, mit der die feinen Ladies abgeholt wurden und so ihre Einkäufe tätigen konnten!
Schon 1931 war jedoch das Diamantenvorkommen fast erschöpft und die Sucher zogen weiter. 1956 war Kolmannskuppe endgültig ausgestorben, seither nagen an den Gebäuderuinen der Wüstenwind und Sand.
Wieder unterwegs sehen wir mit eigenen Augen, wie sich die Wüste tagtäglich die einzige Strasse zurückerobert. Ein Bagger schaufelt die Strasse vom Flugsand frei, damit wir weiterfahren können!
Die ehemalige deutsche Stadt Lüderitz vermag uns nicht richtig zu begeistern, trotzdem gibt es einige, architektonisch ansprechende Häuser zu sehen. Vom Südatlantik weht stets ein frischer Wind durch die Gassen, die menschenleere Uferpromenade lädt nicht gerade zum Verweilen ein.
Gemütlich fahren wir der Lüderitz-Halbinsel entlang bis zum Diaz Kreuz und dem Leuchtturm. Unterwegs posieren einige Flamingos in voller Pracht für Fotos. Am Kap patrouillieren Delfine in der Bucht, auf den Felsen können Seelöwen beim wärmenden Sonnenbad beobachtet werden.
In der «Grosse Bucht» liegen unzählige, schöne Muscheln am Strand.
Die Pistenstrasse D707 gilt bei den Einheimischen auch als die «Garden Route» von Namibia. Das Meer sucht man hier zwar vergeblich, die vorbeiziehende Landschaft und deren Aussichten sind jedoch gewaltig! Farbige Felsen, Wüstensand und das hellgrüne Steppengras geben eine malerische Leinwand ab. Strausse und Springböcke fühlen sich hier sichtlich wohl.
In Duwisib übernachten wir im gleichnamigen Guest House. Gleich um die Ecke steht stolz das Duwisib Castle.
Es wurde 1908 vom Deutschen Offizier Hansheinrich von Wolf erbaut und erinnert mit seinen Wehrtürmen und Zinnen an eine mittelalterliche Burg. Er hat hier während sechs Jahren gelebt und eine erfolgreiche Vollblutpferde-Zucht betrieben.
Das kleine Museum zeigt einige Bilder und Möbel aus vergangenen Zeiten, im Keller gibt es eine angenehm kühle Bar.
Das Abendessen nehmen wir zusammen mit dem Deutsch sprechenden Hausherrn Jochen ein. Es wird Oryx-Babooti serviert, eine Spezialität aus Afrika, gleicht einem Hackfleischbraten.
Jochen lebt mit seiner Familie, zwei Helferinnen und einigen Hirten auf dieser Farm und züchtet Schafe und Rinder.
Das kostbare Wasser wird vom Grund aus mit Windrädern oder neu auch mit solarbetriebenen Pumpen geschöpft, Strom wird mit Solarpanelen und Batterien erzeugt.
Wir befinden uns jetzt in einer Trockenperiode, seit 5 Jahren hat es nicht viel geregnet. Wenn dann mal Regen kommt, füllt es die Bäche und Flüsse innert kürzester Zeit.
Die nächste Einkaufsmöglichkeit ist im 200km entfernten Mariental, da werden auch gleich die Behördengänge erledigt. Eine anstrengende Tagesreise, bei der man besser nichts Wichtiges vergessen sollte.
Auf unserer Weiterreise in Richtung Norden begegnen wir einer Herde Bergzebras. Diese Tiere sind farblich eher beige statt weiss-schwarz gestreift. Wir folgen ihnen hinaus in die Steinwüste, um einige Fotos aus der Nähe zu knipsen.
Hinter einer Steinmauer verstecken sich vier Schwarzrücken-Schakale, mit kecken Blicken beobachten uns die scheuen Tiere.
In Sesriem logieren wir im Desert Camp. Eine sehr komfortable Hütte mit viel Platz wartet auf uns. Die Aussicht auf die Wüstenlandschaft ist genial. Beim Einnachten steigt der Vollmond langsam hinter den Felsen hoch und erleuchtet geheimnisvoll die Nacht.
Es empfiehlt sich, möglichst früh aufzustehen, um die angenehme Frische des Tages zu geniessen, heute erwarten uns 42 Grad Hitze!
Nachdem wir am Eingangstor zur Sossusvlei registriert wurden und die Parkgebühren bezahlt haben, fahren wir auf einer bestens geteerten Strasse 60km in die Wüste hinaus.
Schon von Weitem leuchten die orangefarbenen Sanddünen. Big Daddy nennt man die mit 380m höchste Sanddüne der Welt, welche sich hier im Namib-Sandmeer befindet!
Die letzten fünf Kilometer Sandpiste können nur noch mit Allradfahrzeugen bewältigt werden. Unser Toyota Hilux meistert die nicht ganz einfache Strecke hervorragend, Stefan hat sichtlich Freude am Offroadfahren.
Wir entschliessen uns, eine der grössten Dünen zu besteigen, 250 Höhenmeter warten auf uns. Langsam stapfend erklimmen wir den ersten Hang und sind bereits erschöpft. Ob wir das wirklich bis auf den Gipfel schaffen werden?
Kleine Schritte, einen Fuss nach dem anderen, immer wieder Pausen einschalten und siehe da: eine Stunde später stehen wir tatsächlich auf dem Gipfel. Da wir heute wohl die letzten Wanderer sind, geniessen wir die Düne und den Ausblick für uns alleine!
Es ist ein tolles Gefühl, den steilen Abhang hinunterzurennen, obwohl sich unsere Wanderschuhe kiloweise mit Sand füllen.
Unten angekommen wartet das Deadvlei, die weisse Todespfanne auf uns. Längst abgestorbene Bäume ragen anklagend zum blauen Himmel empor, ein perfekter Fotospot.
Die Wüste lebt, Schwarzkäfer klettern geschickt den Sand hoch und kleine Echsen flitzen über die Dünen, Raben beobachten das Geschehen aus der Luft.
Kein Aufenthalt in Namibia ist vollständig ohne einen richtigen Braai-Abend. Braai bedeutet «braten» auf Afrikaans und heute wird bei uns gegrillt.
In der Unterkunft kann man Fleisch und Beilagen vorbestellen, auch Holz wird gleich mitgeliefert. Unsere bescheidene Bestellung: Eland-Antilope, Oryx, Imapal und Kudu-Steaks. Insgesamt sollten wir 800gr Fleisch erhalten. Naja, es ist wohl etwas mehr, jedenfalls kriegen wir genügend Fleisch für drei Mahlzeiten!
Unsere Favoriten sind Kudu und Oryx, Impalafleisch hat einen intensiven Wildgeschmack, Eland ist eher mit Schweinefleisch zu vergleichen.
Das nächste Ziel ist Swakopmund, die Story geht weiter…
2 Comments
So eine tolle Kombination aus einem interessanten Reisebericht und einer unglaublich schönen visuellen Komponente! Die Bilder von der Natur sind atemberaubend. Danke für diesen Beitrag!
Hallo Martina, vielen lieben Dank für deine Rückmeldung… es freut uns immer sehr, wenn wir Feedback auf unsere Blogs kriegen! Namibia ist sicher ein Traumland und gute Fotospots gibt es an allen Ecken. Liebe Grüsse aus den Seychellen, Monika & Stefan