Blog Santa Cruz – Valparaiso
Nach ungefähr drei Stunden Busfahrt erreichen wir unser nächstes Ziel, das kleine Städtchen Santa Cruz im Weingebiet von Cholchagua. Vom Busterminal aus laufen wir die 600m bis zum Hotel Santa Cruz Plaza, einem 5-Sterne Hotel auf dem Hauptplatz Plaza de Armas. Moni zweifelt, ob wir im richtigen Hotel gelandet sind, die Preise an der Rezeption sind sehr hoch im Vergleich, was wir über Hotels.com bezahlt haben. Wie heraufbeschworen, wird unsere Reservation denn auch erst nach einigen Telefongesprächen gefunden.
Wir buchen die Tour zum Montes Weingut (einer unserer Lieblingsweine wird dort hergestellt), doch das ist gar nicht so einfach, wie wir es und vorgestellt haben. Etwa drei hilfsbereite Frauen vom hoteleigenen Reisebüro schwatzen in Spanisch und mit Englischbrocken auf uns ein und versuchen, etwas zu buchen. Erst drei Stunden später erhalten wir dann telefonisch das OK, dass die Reservierung inkl. Lunch klappt. Dabei wollten wir eigentlich nur, dass jemand bei Montes anruft, um mitzuteilen, dass wir kommen.
Zwischendurch geniessen wir den Luxus der grosszügigen Poolanlage, wo wir nach Herzenslust schwimmen und plantschen können. Im Schatten der Palmen ruhen wir uns aus. Am Abend erkundigen wir das kleine Stadtzentrum, welches ausser einigen Shops und Restaurants nicht wirklich viel zu bieten hat.
Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet fahren wir mit einem Taxi hinaus zum Montes Weingut, welches ca. 10 Kilometer ausserhalb der Stadt liegt. Ein älterer Herr chauffiert uns, wir sind froh, dass wir die Taxifahrt heil überstehen, denn der Opa kurvt ruckartig und alles andere als sicher durch die Strassen.
Uns gefällt das Tal von Colchagua besser als die Gegend um Mendoza, es ist grüner und die Landschaft abwechslungsreicher. In einer kleinen Gruppe starten wir die in Englisch geführte Tour. Das Weingut wurde nach Feng Shui Richtlinien aufgebaut: in der Mitte steht ein kleiner, runder Wasserbrunnen, die Wand gegenüber ist in Rot gehalten. Im Weinkeller läuft Musik der Gregorian Chants, die Vibrationen seien super für den Wein, der hier gekeltert wird! Montes hat übrigens den ersten Premium Wein von Chile produziert. Bei der anschliessenden Degustation überzeugt uns der Syrah Montes Alpha, der schmeckt einfach super!
Nachher fahren wir mit einem Offroad-Bus den Hügel hoch, um das Gut von oben besser zu sehen und fotografieren zu können. Auch das Wetter spielt mit, es ist sonnig und heiss. Nach der Führung gönnen wir uns draussen noch ein gemütliches Mittagessen mit Weinbegleitung (der Late Harvest – Süsswein schmeckt soo süüüss und lecker, so Stefans Kommentar, hicks). Das schmackhafte Essen und die anschliessende Käseplatte, alles passt perfekt!
Wieder in Santa Cruz angekommen, besichtigen wir noch das Museum de Cholchagua, welches zum Hotel gehört und für Hotelgäste gratis ist. Tja, damit haben wir nicht gerechnet, das Museum ist der Hammer! Nie hätten wir gedacht, dass sich wohl eins der schönsten Museen von Südamerika hier in diesem Kaff, ja sogar in unserer Hotelanlage befindet! Das Museum ist in Privatbesitz und zeigt die Entwicklung der Menschheit in Südamerika dar, von der Steinzeit bis zur Industrialisierung.
Zuerst können wir in einem Kinoraum einen Kurzfilm über den Mäzen und das Museum schauen, danach erhalten wir einen Audioguide auf Englisch, mit dem wir zu den einzelnen Räumen entsprechende Infos erhalten. Eindrücklich ist auch ein Abschnitt, in dem die im Jahre 2010 in einer Mine eingeschlossenen 33 Mineure in Chile gewürdigt werden.
Mit dem Bus, welcher gefühlsmässig an jeder Ecke hält, um Fahrgäste ein- oder auszuladen, fahren wir zurück in die Hauptstadt Santiago. Anschliessend sitzen wir in einem weiteren Bus, welcher uns nach Valparaiso fährt, der berühmten Hafenstadt mit ca. 280’000 Einwohnern. Eine Besonderheit von Valpo, wie die Stadt von ihren Einwohnern liebevoll genannt wird, sind die Murals (Wandmalereien und Graffitis), welche sich überall an den Wänden der Stadt ausbreiten.
Unser Host Anne-Marie (eine Engländerin, welche mit einem chilenischen Chefkoch/Tourismusführer/Chauffeur verheiratet ist) empfängt uns mit einer Tasse Tee auf ihrer Terrasse, von wo aus wir einen genialen Überblick auf die ganze Stadt haben. Das Zimmer mit dem wohlklingenden Namen Honeymoon-Suite ist sehr spartanisch eingerichtet, aber vom kleinen Balkon aus geniessen wir ebenfalls eine tolle Weitsicht. Hier werden wir also die nächsten sieben Nächte verbringen.
Ins Zentrum gelangen wir über eine steile Treppe (ca. 150 Tritte) hinunter. Moni fühlt sich ab den vielen zwielichtigen Typen, die auf den Treppenstufen herumlungern unwohl (vor allem nachts), auch stinkt die ganze Treppe streng nach Urin und verschüttetem Bier. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in Scherben von zertrümmerten Weinflaschen treten, wie können sich die Leute hier nur freiwillig aufhalten?
Eine unruhige Nacht steht uns bevor, im Appartement unter uns feiern die Nachbarn mit ihren Kleinkindern draussen bis um 01’00 Uhr, danach dröhnt laute Technomusik aus der nahen Disko und so um 04’00 Uhr gröhlen die Betrunkenen laut auf der Treppe herum, gesegnete Nachtruhe!
Nach dem Frühstückskaffee nehmen wir an einer dreistündigen Sightseeing-Walking Tour teil, mit Al, einem englischsprechenden Guide. Zuerst fahren wir mit einer der berühmten Standseilbahnen der Stadt «Acensor el Peral» hoch. Al erzählt uns, wir sollen die Hunde links liegen lassen und uns keine neuen Freunde machen. Es ist schon vorgekommen, dass seiner Gruppe 11 Hunde den ganzen Weg der Führung gefolgt sind! Zwei treue Vierbeiner erwarten uns dann bereits freudig wedelnd beim oberen Ende des Liftes und begleiten unseren Tourtross.
Zusammen erkundigen wir dann einige Cerros (Hügel), verschiedenste, sehenswerte Gassen mit bunten Graffitis, an denen wir uns kaum satt sehen können. Der historische Stadtkern ist seit 2003 geschütztes Unesco Weltkulturerbe. Zur Zwischenverpflegung machen wir in einer Empanadaeria halt, wo uns netterweise ein Pisco-Sour Shot offeriert wird. Bei den Docks der Marina endet die interessante Führung.
Stefan geht es heute richtig verschissen und das im wahrsten Sinn des Wortes… aber nicht so, wie ihr jetzt denkt. Nach der beschissenen Nacht tritt er voll in einen der unzähligen, frischen Hundehaufen rein, mhhhh! Wenig später beim Mittagessen macht es flutsch und es ist gut zu hören, wie etwas auf seinen Kopf platscht. Ein Vogel hat ihm eine volle Ladung auf den Kopf geschissen!! Zum Glück hatte er die Mütze auf!!!!
Im Supermarkt kaufen wir für die nächsten Tage Lebensmittel ein. Da wir im zweiten Stock etwas holen mussten, haben wir unten unser «Chäreli» stehen gelassen. Als wir wieder runterkommen, ist unser Einkaufswagen verschwunden! Da die Chäreli anscheinend Mangelware sind packte jemand unsere Ware einfach in einen anderen, beladenen Wagen um und hat sich dann mit unserem leeren Wagen aus dem Staub gemacht, Sachen gibt’s! Später im Hostel fehlten uns die Nüssli, welche wir vergessen haben, aus dem falschen Wagen wieder herauszufischen.
Am Nachmittag fahren wir mit dem Bus raus nach Vina del Mar, der Touristenhochburg von Valparaiso mit einigen Sandstränden. Wir spazieren durch den feinen Sand und geniessen die Sonne. Eine halbe Stunde später ist die Sonne verschwunden und es herrscht dicker Nebel am Meer! Zum Glück ist es nicht kalt und so latschen wir weiter durch die City, Moni möchte noch etwas shoppen, Stefan übt derzeit fleissig mit seinen Jonglierbällen.
Auf der Heimfahrt liefert sich der Buschauffeur ein Rennen mit anderen Bussen, der fährt ja wie ein Verrückter durch die Strassen, in den Kurven muss er mit einer Hand die Münzen in seiner Kasse festhalten…! Später erfahren wir den Grund für die Raserei: die Busfahrer werden nach Anzahl Fahrgäste bezahlt, so dass sie darauf drängen, während ihrer Arbeitszeit möglichst viele Runden rein zu quetschen. Das ist doch ein geniales System, oder?
Ein traditionelles Gericht in Valpo ist «Machas a la Parmesana» Die mit Parmesan überbackenen Venusmuscheln kann man sich aber getrost schenken, da der feine Muschelgeschmack vom Parmesan total überdeckt wird und das ist doch schade!
An einem Abend stürzen wir uns voll ins Nachtleben. Zuerst lauschen wir einer tollen Liveband auf der Strasse zu, dann geht’s in eine «Untergrund-Höhle», einer provisorischen Bar in einem alten, schummrigen Kellergewölbe, wo eine Band 70-er-Jahre Sound dudelt. Hier sind nur Einheimische anzutreffen, wir werden jedoch von ihnen sehr nett aufgenommen!
Nach einer weiteren Musik-Bar und einem Gläschen Pisco Sour spielt draussen im Park eine Band Guggenmusik. Eine Riesenstimmung herrscht, bei der sogar die zerlumpten Penner zusammen mit Frauen im Ausgehlook das Tanzbein schwingen! Zum Glück führt Moni den Stefan an der Hand nach Hause, als dieser noch lautstark einen Pisco Sour-Nachschlag verlangt.
Am nächsten Tag nehmen wir an einer weiteren Walking-Tour teil, auf der die versteckten Sehenswürdigkeiten von Valparaiso abgewandert werden. Später erkundigen wir zu zweit beim Ascensor Artilleria einen weiteren Hügel. Wir entschliessen uns aber für die Treppe, weil unten so viele Touristen anstehen. Von oben geniessen wir den tollen Ausblick auf die Hafenanlage von Valpo. Runter geht’s dann ohne Anstehen mit dem alten, knarrenden Bähnchen. Unten stinkt es in den Strassen leider wieder unangenehm nach Fäkalien, wääh!
An einem Nachmittag fahren wir über eine Stunde im Bus ziemlich eingequetscht (die Tickets kosten aber nur CHF 1.20) bis nach ConCon hinaus, wo wir die hohen Sanddünen erklimmen. Die Kids brettern auf alten Holzboards die Hügel runter. Danach spazieren wir dem Meer entlang ins nächste Dorf, unterwegs beobachten wir einige Seelöwen, die draussen auf den Felsen faulenzen.
Der Wind hat gedreht und wir bekommen die heisse Luft zu spüren, welche von den verheerenden Busch- und Waldbränden südlich von Santiago herkommen! Der Sonnenuntergang ist dann auch besonders speziell, die Sonne glüht extrem rot und verschwindet dann im Smog/Nebel.
Wir verabschieden uns mit gemischten Gefühlen von Valpo und fahren mit dem Nachtbus weiter der Küste entlang nach Caldera.
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