Blog Andenüberquerung – Santiago de Chile
Wir durchqueren die Anden, die Aussicht bei bestem Wetter ist einfach nur spektakulär! Am Anfang kurven wir auf der Routa 7 die Hügel hoch in die Berge, dem Ufer eines Flusses entlang, der von River-Raftern befahren wird. Der Fluss wechselt seine Farben, zuerst scheint er dreckig braun, weiter oben rötlich und danach wirkt er eisig klar wie ein Gletscherbach. Die Pass-Strasse führt uns neben einer alten, ausser Betrieb gesetzten Bergwerk-Eisenbahnstrecke hoch und vorbei an zerklüfteten Felswänden. An der Grenze zu Chile liegt der grösste Berg der Anden, der 6’962m hohe Aconagua, dessen schneebedeckten Berggipfel wir im Vorbeifahren bestaunen können.
Tja, die eigentlich 6 ½ Stunden dauernde Fahrt von Mendoza nach Santiago de Chile wird durch Mithilfe der eifrigen, chilenischen Zollbehörde locker auf 10 ½ Stunden hinauf korrigiert. Hoch in den Bergen in Portillo gibt es auch ein kleines Skigebiet, welches aber ziemlich heruntergewirtschaftet wirkt. Auf dem Pass Los Libertadores heisst es erst mal warten, drei Stunden lang… eine Schlange von Cars wartet bereits vor uns auf die Zollabfertigung.
Nachdem unser Car endlich an die Reihe kommt, dürfen wir eine weitere Stunde lang anstehen, um an der Passkontrolle den Stempel zu erhalten. Danach wird das ganze Gepäck entladen und geröngt. Es ist ja unter anderem verboten, Früchte, Gemüse oder Frischfleisch nach Chile einzuführen! Nachdem auch unser Handgepäck durch ist und die Hunde alles gründlich durchgeschnüffelt haben, dürfen wir dann nach 4 ½ Stunden endlich weiterfahren. Wir werden belehrt, dass sei hier normal, manchmal warten die Leute bis zu 11 Stunden!
Weiter geht’s spektakulär und steil den Berg hinunter. Die unzähligen Haarnadelkurven sind extrem, zum Glück ist die Strasse breit genug für unseren Car. Unten angekommen flitzen wir an Kakteenlandschaften und weiter südlich an riesigen Weingütern vorbei. Der letzte Hügel gibt dann endlich die Sicht auf unser Ziel Santiago de Chile frei.
Wir haben in der Nähe des Stadtzentrums für fünf Nächte ein Appartement gemietet. Die kleine Wohnung ist leider nicht sehr sauber und im Kühlschrank befinden sich noch angebrauchte Esswaren des Vorgängers. Naja, dafür haben wir vom siebten Stock aus eine schöne Aussicht auf die Stadt und die kleine Pool-Landschaft. Nach einem Glas Rotwein auf dem kleinen Balkon fallen wir dann todmüde ins Bett.
Mann ist das heiss heute, die Sonne scheint erbarmungslos auf uns herunter. Zu Fuss machen wir uns auf den Weg in die pulsierende Stadtmitte von Santiago, der Hauptstadt von Chile. Ungefähr 6.5 Millionen Leute sollen hier wohnen! Santiago ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt sowie das bedeutendste Wirtschafts- und Kulturzentrum von Chile, zahlreiche Universitäten, Hochschulen, Museen und Baudenkmälern befinden sich hier.
20 Gehminuten und eine Kaffeepause später befinden wir uns im Zentrum, schlendern über den lebhaften Hauptplatz Plaza de Armas, besuchen die Kathedrale Metropolitana und das sehenswerte Postgebäude. Eine schier endlose Menschenmasse drängt sich durch die Gassen der Altstadt.
Unglaublich, wie viele kleine und auch grosse Einkaufsläden es hier gibt, ein Shoppingparadies, nur leider haben wir keinen Platz mehr in unserem Gepäck! Im Mercado Central verspeisen wir die berühmte Ceviche (roher Fischsalat) Es gibt unterwegs auch unzählige kleine Fressbuden, welche diese peruanische Spezialität am Strassenrand anbieten.
Als nächstes besuchen wir den riesigen Markt La Varga, wo wir uns kaum satt sehen können ab den unzähligen Fleisch-, Gemüse- und Früchteständen. Es überkommt uns und wir kaufen haufenweise leckere und gesunde Sachen im Markt ein. Was dem Argentinier der Hund, sind die Chilenen verrückt nach Katzen. Die Vierbeiner streunen überall herum, mit Vorliebe dösen sie auch auf den Theken der Lebensmittelverkaufsläden.
Nachdem Stefan eine lausige Nacht verbrachte, verbrennt Moni mal locker unseren Toast im Backofen (es ist Vollmond und Freitag, der 13.te). Stefan vergisst, für den bevorstehenden Tag seine bequemen Schuhe anzuziehen. Stattdessen ist er mit seinen Schlarpen unterwegs und fühlt sich wie ein Vollpfostentourist! Er bemerkt seinen Fauxpas erst, als wir im Uber-Taxi unterwegs zum Gipfel Cerro San Cristobal sind, dem Aussichtspunkt von Santiago. Moni wird ihn deshalb noch den ganzen Tag lang feiern.
Leider ist unser Chauffeur nicht sehr ortskundig, trotz dem Navi verfährt er sich und so kriegen wir noch eine Sightseeingtour durch das Barrio (Viertel) inkludiert. Unterwegs liegt ein Mann bewusstlos oder tot auf der Strasse, ein Polizist steht daneben und wartet, ein krimineller Verkehr herrscht hier! Nachdem wir mitgeholfen haben, den richtigen Weg hoch auf den Hügel zu wählen, sind wir bereits 50 Minuten unterwegs.
Die Sicht vom 880m hohen Gipfel aus ist nicht so berauschend. Das liegt nur zum Teil an der Wetterlage, täglich verhüllt eine dichte Smogwolke die ganze Stadt. Trotzdem geniessen wir den Ausblick bei einem Glas «Mote con Huesillo», Pfirsichsaft mit getrockneten Pfirsichen und Weizengraupen. Das Erfrischungsgetränk der Chilenen schmeckt süss aber lecker, dass muss man in Santiago einfach getrunken haben! Ganz oben auf dem Gipfel steht die 22m hohe Statue der Jungfrau Maria, welche über die ganze Stadt wacht.
Danach ruckelt uns die Standseilbahn steil den Hügel runter zum Barrio Bella Vista, wo die Nachtschwärmer unzählige Bars und Diskos vorfinden. Zudem gibt es in den Gassen an den Häuserfassaden unzählige bunte und faszinierende Graffiti- und Wandmalereien (Murals) zu bestaunen. Wir können uns kaum satt sehen und knipsen wild drauf los.
Obwohl Stefan sonst kein Markenfetischist ist, findet er anschliessend in einem Maui and Sons-Outlet drei coole T-Shirts. Dafür muss er dann seine alten Shirts aussortieren. In Mapoche besichtigen wir noch den alten Bahnhof, der mittlerweile ein kulturelles Zentrum mit diversen Ausstellungen beheimatet.
Am Abend wird uns Moni Auberginen des Imans, eines ihrer Lieblingsgerichte, kochen. Es fehlt uns aber noch eine wichtige Zutat, Pfefferminze. Wie der Zufall es will, bemerkt Moni, dass in einem Park einige Beete mit Gewürzen stehen. Also schnell geschaut, ob wir nicht beobachtet werden und schwupp, müssen wir nicht mehr extra zum Markt gehen. Nach der langen Stadtbesichtigung kommt uns jetzt ein erfrischendes Bad im Pool wie gerufen, eine Wohltat für unsere müden Beine!
Mit dem Taxi fahren wir zum Rio-Rio, einem Secondhand-Basar, wo man auch günstige Möbel kaufen kann. Stefan will hier zu einem Heavy Metal-Shop gehen, den er im Internet gefunden hat. Der Shop ist extrem klein, er hat jedoch die gewünschten CD’s an Lager! Anschliessend kaufen wir noch Jonglierbälle, mit denen Stefan in der nächsten Zeit sein Glück versuchen will.
Am Abend fahren wir zum Gran Torre Santiago, das Hochhaus befindet sich im riesigen Einkaufszentrum Sky Costanero. Der Turm ist mit 300 Metern das höchste Gebäude von ganz Südamerika. Moni echauffiert sich, weil sie so spät am Abend keine Zeit mehr hat, das riesige Shopping-Center zu durchforsten. Im Einkaufszentrum gibt es einen kleinen Wasserfall zu bestaunen, in dem das Wasser in Mustern herunterfällt, wahrlich ein Wunderwerk der Technik!
Mit dem Lift geht’s dann ruckzuck die 62 Stockwerke hoch zum Aussichtspunkt. Erst im Jahre 2015 wurde das Hochhaus fertig gestellt. Die Fotos werden zwar nicht hochwertig, da eine grosse Fensterfront die Sicht vermiest. Die Aussicht von hier oben ist aber trotzdem fabelhaft. Wir geniessen in aller Ruhe den Sonnenuntergang und das Lichtermeer der Grossstadt! Danach wählen wir via Tripadvisor.de (ein Internetportal) noch eine coole Bar aus, in der wir einen Absacker mit dem verführerischen Namen „Hell’s Pisco Sour“ schlürfen und die Nachtschwärmer beobachten.
Am nächsten Tag spazieren wir zur Estacion Central, dem Hauptbahnhof. Das Gebäude aus dem Jahre 1855 ist mehr als sehenswert! Es beherbergt nebst den Zuggleisen ein grosses Einkaufszentrum.
Gleich um die Ecke unseres Appartements steht ein Sushi Take-Away. Es war geplant, dass wir heute Abend auf unserem Balkon einen feinen Happen Sushi geniessen. Leider hat uns der Sonntag einen Strich durch die Rechnung gemacht, praktisch alle Geschäfte und Restaurants (darunter auch unser Take-Away) haben geschlossen. So verköstigen wir uns am Abend mit einer Instant-Nudelsuppe. Naja, nicht sehr lecker, dafür aber budgetschonend!
Wir sind uns einig, Santiago ist eine bunte, lebhafte und spannende Stadt. Mit dem Bus fahren wir weiter in Richtung Süden bis nach Santa Cruz.
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