Blog Ushuaia
Eine ganze Woche verbringen wir am sogenannten «Ende der Welt». Ushuaia liegt am Beagle-Kanal und ist die südlichste Stadt von Argentinien. Der dreieinhalbstündige Flug von Buenos Aires aus verläuft sehr ruhig. Als wir am Flughafen ankommen, erwarten uns Kälte und Schneeregen! Zum Glück legt sich das Scheisswetter rasch wieder.
Wir haben ein kleines Appartement gebucht, damit wir unabhängig sind und Kochen und Waschen können. Im Supermarkt decken wir uns für die nächsten Tage mit Lebensmitteln ein.
Heute wird ein schöner Tag! Es ist nicht mehr ganz so kalt wie gestern, trotzdem ziehen wir uns expeditionsmässig an und füllen den Rucksack mit Getränken und einem feinen Picknick. Im Zentrum der Stadt fahren die Busse zum Nationalpark Tierra del Fuego (Feuerland). Der Bus fährt uns bis zur Lapataia-Bucht, dem Ende der Nationalstrasse Route 3. Von hier aus geht es nur noch mit dem Schiff weiter. Die Grenze zu Chile ist auch gleich um die Ecke.
Die Sonne scheint und wir geniessen die alten, knorrigen Bäume, die weissen Orchideen… die malerischen Buchten und romantischen Wasserläufe, ein Hauch von «Natur Pur» liegt hier in der Luft! Wir beobachten die Kelp-Gänse, Ibisse und andere grosse Vogelarten. Wir wandern über verschiedene Pfade zum Besucherzentrum Alakush, schlendern an einem idyllischen See entlang und relaxen an dessen Steinufer. Dieser Tagesausflug hat sich extrem gelohnt! Am Abend stehen wir auf unserer Aussichtsterrasse und genehmigen uns einen Schluck Weisswein. Dazu geniessen wir die wärmende Sonne und überblicken ganz Ushuaia, was für ein gelungener Abschluss!
Was noch speziell ist: es wird praktisch nicht dunkel in der Nacht, selbst um 22’00 Uhr ist es noch taghell! Nebst einigen Tagen, an denen nicht viel zu tun ist (Homepage aktualisieren oder Wäsche waschen, Besuch des kleinen Museums Fin del Mundo) oder besseres Wetter abwarten, machen wir noch zwei weitere Ausflüge.
Nachdem wir die verschiedenen Angebote der Bootstouren geprüft haben, fahren wir zusammen mit sechs anderen Touristen, einem Skipper und einer Reiseführerin mit einem kleinen Kutter für vier Stunden hinaus auf den Beagle Kanal. Auf einer kleinen Insel machen wir eine kurze Wanderung. Danach geht’s weiter zum Leuchtturm, wo wir Seelöwen und eine Insel voller Kormorane aus nächster Nähe beobachten und fotografieren können.
Das Wetter spielt mit, trotzdem ist es kalt auf dem Boot. Wir sind eine lustige Truppe und auf dem Rückweg gibt’s zur Auflockerung Bier und Rockmusik. Yvette, eine aufgestellte Mexikanerin (studiert in Cordoba Theater) unterhält mit ihren Sprüchen das ganze Team. Wieder festen Boden unter den Füssen verputzen wir im Ramos Generales Café die berühmten Meringue-Pinguine, mucho lecker!
Ein weiteres Highlight von Ushuaia ist die Wanderung zur Laguna Esmeralda. Es ist eine vierstündige Wanderung (zwei Stunden hin, zwei Stunden Rückweg). Der Wanderweg wird seinem Namen nicht gerecht! Wir müssen immer schauen, dass wir nicht auf dem Weg gehen, denn er ist total matschig und nur mit hohen Regenstiefeln und viel Balancegefühl begehbar!
Der Weg führt uns vorbei an grossen Biberdämmen, die emsigen Tiere halten sich allerdings versteckt, es hat ja aber auch viele Wanderer unterwegs! Als wir uns aus dem Wald gekämpft haben, müssen wir diverse Moore überqueren. Das ist gar nicht so einfach, ist es doch überall nass und unseren Schuhen wird alles abverlangt. Sumpf, Morast und Dreck, zum Glück spielt das Wetter mit, kaum vorzustellen wie der Untergrund bei Regen wäre? Doch unsere Mühe wird belohnt, als wir endlich beim See anlangen, lacht die Sonne und es ist traumhaft schön. Der See glitzert grünlich im Licht und rundherum grüssen uns die majestätischen Berggipfel. Tja, leider müssen wir uns den ganzen Weg wieder zurück kämpfen, die Socken sind nass vom schlammigen Untergrund.
Ushuaia bietet auch ein kulinarisches Erlebnis, die Region ist bekannt für die roten Königskrabben mit dem spitzen Panzer und den langen Spinnenbeinen. Moni isst die Delikatesse im Salat, ich geniesse sie im Risotto. Hmm, das Krabbenfleisch schmeckt herrlich, dazu noch eine feine Flasche Malbec, was will man mehr? Ok, vielleicht waren die anschliessenden Pisco Sour im Irish Pub doch etwas zu viel des Guten, hicks?
Unsere Zeit am Ende der Welt geht zu Ende, wir treten unsere 12stündige Busfahrt nach Punta Arenas an. Das bedeutet, um 3.45 Uhr aufstehen, das bestellte Taxi kommt pünktlich auf die Minute. Abfahrt am Busterminal, danach folgt eine vierstündige Fahrt bis Rio Grande, wo wir den Bus wechseln. Die Gegend ist gebirgig, da in der Morgenfrüh die Scheiben anlaufen, ist die Aussicht leider nicht sehr spektakulär.
Danach folgt eine relativ öde Steppenlandschaft. Der Bus rauscht vorbei an riesigen Schafherden, zudem sehen wir hinter Zäunen gehaltene Rinder, Pferde, wilde Guanacos (Lamas) und Strausse. Da wir das Land wechseln, müssen wir an zwei Checkpoints vorbei, danach befinden wir uns in Chile und unsere Pässe sind um einen Stempel reicher. Moni kriegt Bauchschmerzen, die Zoll-Hunde durchschnuppern unser Gepäck und in Ihrer Tasche befindet sich verbotenerweise ein halbes Glas Honig, Glück gehabt!
Toll ist die Überfahrt durch die Magellanstrasse, wo wir auf der Fähre einige Schwarzkinndelfine beim Wellenreiten beobachten! Am frühen Abend erreichen wir unser Etappenziel Punta Arenas, wo wir in einem farbenfrohen Airbnb unterkommen.
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